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Naturwissenschaft als eine Möglichkeit zur Erkenntnis

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Nun schreibe ich schon eine Weile über Evolution und das wird sich auch noch durch das ganze Buch hindurchziehen. Es gibt Leute, die zu mir sagen: „Ich glaube nicht an die Evolution.“ Okay. Ist es der Schwerkraft wichtig, ob Sie an sie glauben? Nö – wenn ein Glas zu dicht am Rand steht, fällt es halt auf den Boden. Da mag man nun an die Schwerkraft glauben oder auch nicht. Das Glas fällt nun einmal hinunter, die Glasscherben splittern, und Sie tragen die Konsequenzen. Alle, und damit meine ich auch wirklich alle, verfügbaren Beweise in der physischen Welt beweisen, dass die Erde Milliarden von Jahren alt ist (4,54 Milliarden plus minus ein paar Dutzend Millionen Jahre) in einem Universum, das 13,79 Milliarden Jahre alt ist, plus minus einige Dutzend Millionen Jahre. Diese Zahl hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert. Und warum ist das so? Weil Wissenschaft nun einmal so funktioniert: „Auf Grundlage der besten Beweise unter Verwendung dieser Technik, habe ich herausgefunden …“ Andere Wissenschaftler versuchen, die Methode zu replizieren, während wieder andere eine andere Technik ausprobieren und so zu einem anderen Ergebnis kommen. Eine Anhäufung von Beweisen, die hinterfragt und erneut geprüft werden, führt zu grundlegenden Erkenntnissen. Geologen und Astrophysiker mögen sich um ein paar Millionen Jahre hin oder her streiten, je nachdem, welche Altersbestimmungsmethode sie anwenden. Nehmen wir zum Beispiel die Frage nach dem Alter Ihres Hundes. Ich könnte nach der Entwicklung des Grauen Stars schauen und eine Schätzung abgeben. Oder ich könnte nach dem Zahnstatus schauen und das Alter danach einschätzen. Ich könnte das Knochenskelett auf der Suche nach Arthritis röntgen und daraus eine Vermutung auf das Alter ableiten. Ich könnte die DNA auf Veränderungen untersuchen, und zwar die sich schnell teilenden Zellen im Vergleich zu den sich langsam verändernden Zellen. Mit jeder dieser Methoden würde ich ein anderes Ergebnis erzielen. Nur die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse würde uns eine vernünftige Einschätzung ermöglichen. Diese Information, also das geschätzte Alter Ihres Hundes, würde zu verschiedenen Diagnosen und Behandlungen auf der Grundlage von Ergebnissen führen. Einen Welpen behandelt man anders als einen Hund im Greisenalter, nicht wahr? Wissenschaft ist empirisch, wobei wir harte Fakten aus Experimenten bekommen, wie Zahnverschleiß Ihres Hundes bei dem Versuch der Altersbestimmung. Aber die Wissenschaft muss solche Daten auch interpretieren. Sagen wir mal, die Zahnverschleißdaten deuteten auf einen jüngeren Hund hin, der vielleicht vier Jahre alt ist. Arthritis und Katarakt würden mich auf zehn Jahre bringen. Haben wir es nun mit einem vorzeitig gealterten jungen Hund zu tun, oder mit einem alten Hund mit besserem Ernährungsstatus als üblich? Dann wende ich meine eigenen Interpretationen an, basierend auf den besten Beweisen sowie meiner Kenntnisse, und schätze daraufhin Ihren Hund.

Genauso fließen in dieses gesamte Buch meine jahrzehntelange Ausbildung und meine Untersuchungen ein, damit wir unser Hundewissen interpretieren und ein paar vernünftige Schlussfolgerungen ziehen können. Ich garantiere Ihnen, wenn Sie einen anderen Biologen an meiner Stelle dieses Buch schreiben ließen, und zwar auf Grundlage genau der gleichen Daten, dann würde etwas anderes dabei herauskommen. Wir könnten darüber streiten, wann Hunde nun domestiziert wurden, aber nicht darüber, ob sie domestiziert wurden. Wir mögen darüber streiten, wie viele Zellen sich im Körper eines Hundes befinden, weil niemand sie einzeln nachzählen kann. Doch über die Größenordnung (Dutzende Billionen) ließe sich nicht streiten. Das hat schon Hand und Fuß, nicht wahr?

Wissenschaft ist logisch, oder sie bemüht sich zumindest darum. Studien beweisen eher nicht, dass etwas nicht existiert oder nicht passieren kann. Ob etwas existiert, lässt sich leicht beweisen, einfach indem man es findet. Schauen Sie sich um. Sehen Sie einen rosa Elefanten? Falls ja, dann wissen Sie, dass dieser existiert. Immer davon ausgehend natürlich, dass Sie ihn sich nicht nur eingebildet haben. Falls Sie keinen sehen, heißt das noch nicht, dass auch keiner da ist. Vielleicht ist er ja kleiner als Sie annehmen oder Sie haben an der falschen Stelle gesucht oder er versteckt sich gar hinter Ihnen. Mit Logik kann man nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt. Man kann nur beweisen, dass man keinen gefunden hat. Bitte erinnern Sie sich daran, und zwar jedes Mal, wenn Sie den folgenden Satz lesen: „Diese Studie fand keinen Unterschied zwischen Hunde-Medikament X und Medikament Y, oder Ernährungsweise X im Vergleich zu Ernährungsweise Y.“ Es bedeutet nicht, dass der Unterschied nicht existiert, sondern nur, dass die angewandten Methoden vielleicht nicht ausreichten, um einen Unterschied zu finden. Sollte jedoch ein Unterschied gefunden worden sein, dann wird es interessant. Sodann sollten Sie sich Ihre Methoden auf die Zuverlässigkeit bezüglich der Unterschiede anschauen. Danach können Sie erst entscheiden, ob Sie das Ergebnis so akzeptieren können. Seien Sie kritisch und denken Sie genau nach!

Hüten Sie sich vor Voreingenommenheit. In unserem Gehirn sind schon einige Vorurteile eingebaut und wir lernen beständig dazu. Auf der einen Seite dienen uns Vorurteile als großartige Filter gegen eine zu große Datenflut, die auf uns einprasselt. Instinkt und Erfahrung lassen uns nach dem suchen, was wir für die wichtigeren Informationen halten. Hier ist ein Beispiel: Ein rotes Auto schneidet mir den Weg ab. Später noch eins. Daraus lerne ich, roten Autos aus dem Weg zu gehen, und das funktioniert auch. Keine roten Autos haben mich angefahren. Das bestätigt, dass ich Recht hatte, ich fühle mich belohnt und gehe weiter. Abgesehen von der Tatsache, dass ich selbst ein rotes Auto fahre und mich nicht mitzähle. Diese besondere Voreingenommenheit wird als Bestätigungsvoreingenommenheit (Confirmation Bias) bezeichnet. Nach einigen ersten Erfahrungen ging ich davon aus, dass rote Autos ein Problem darstellen. Somit erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich eines sehe, daran. All die Beinahe-Unfälle mit blauen und grauen und schwarz-weißen Autos und Lastwagen sind vergessen. Wir müssen sorgfältige, objektive Bewertungen vornehmen. Ganz besonders, wenn es um Dinge geht, die uns sehr am Herzen liegen. Wie zum Beispiel in Bezug auf unsere Überlegungen, warum unsere Hunde oder unsere anderen Haustiere dies oder das tun.

Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie hören: „Eine neue Studie hat gezeigt, dass …“. Üblicherweise stimmt das gar nicht. Eine neue Studie fügt zu einem Haufen an vorhandenen Beweisen weitere Beweise hinzu. Dies könnte uns dazu bringen, die Beweise neu zu bewerten. Damit werden die alten Beweise aber nicht einfach ausgelöscht. In den seltensten Fällen beweist eine Studie irgendetwas. Bitte, bitte und nochmals bitte: Sagen Sie nicht zu mir, solange Sie dieses Buch noch lesen: „Aber ich sah in den Nachrichten, dass … was dies beweist …“ So funktionieren Studien nicht. Sie sind wie einzelne Beweisstücke in einem großen Gerichtsverfahren und die Riege an Wissenschaftlern, einschließlich Praktikern wie Tierärzten, ist dabei die Jury. Der Autor der Studie ist ein Mitglied des juristischen Teams, welches sich um einen Punkt streitet. Das sind Menschen wie du und ich. Vorurteile, Annahmen und beruflicher Background beeinflussen ihre Argumentation. In diesem Buch beschreibe ich die Gerichtsverfahren auf der Basis meiner eigenen Voreingenommenheit. Dazu kann man nur hinzufügen, dass, sofern Sie in den Vereinigten Staaten leben, Sie mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit an die Evolution glauben als dies im Rest der Welt der Fall ist. Die genannten Prozentsätze variieren je nachdem, wie die Fragen gestellt wurden. Egal, was Sie darüber denken mögen, Haushunde stammen von Wölfen ab und Wölfe stammen von weiteren Säugetierahnen ab. Die Beweise dafür sind überwältigend und aussagekräftig.

Die Biologie der Hunde

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