Читать книгу Die Biologie der Hunde - Tim Lewis - Страница 29
DNA
ОглавлениеÜber die DNA selbst brauchen wir gar nicht viel zu sagen. Ich gehe davon aus, dass es Ihnen genügt, zu wissen, dass die DNA ein langes Molekül ist. Sie sieht wie eine Leiter mit Sprossen aus, die zu einer Spirale verdreht ist. Die DNA speichert Informationen einschließlich der Anweisungen zur Herstellung eines Organismus‘, und zwar in Molekülketten. Das ist etwa so ähnlich wie mit den Buchstaben auf dieser Seite, die sich zu Wörtern und dann zu Sätzen aneinanderreihen. Wenn die DNA gelesen wird, um die Anweisungen zu erhalten, spaltet sich das DNA-Molekül in der Mitte der Sprossen auf. Ansonsten ist alles außer den Teilen, die von der jeweiligen Zelle zum erforderlichen Zeitpunkt gelesen werden müssen, die meiste Zeit eng zusammengerollt. Leberzellen benötigen andere Arbeitsanweisungen als Nervenzellen. Die molekularen Werkzeuge in der Zelle können das richtige Teil finden, es weit genug ausfalten und in den Sprossen der Leiter aufspalten, um es zu lesen. Sie können sogar kleinere Reparaturen daran vornehmen, ohne das Ganze wie eine Angelschnur oder einen Garnhaufen zu verknoten. Jede Zelle im Körper Ihres Hundes, mit Ausnahme von Spermien oder Eizellen, verfügt über zwei vollständige DNA-Anweisungen für die Herstellung des ganzen Hundes mit allem Drum und Dran. Diese DNA aus einer einzelnen Zelle aneinandergereiht wäre in etwa zwei Meter lang. An dieser Stelle nehmen wir uns kurz Zeit für einen Reality-Check: Zellen sind so winzige Teile, dass man sie sich nur schwer vorstellen kann. Die übliche Zellgröße bei einem Menschen beträgt etwa 0,025 mm. Ich habe Ihnen eben erklärt, dass eine kleine winzige Zelle (die vielleicht ein Zehntel des Durchmessers eines menschlichen Haares misst) zwei Meter an DNA enthält. Das verdient zumindest ein vorübergehendes „Wow“, vielleicht sogar ein „Echt, sind Sie da sicher?“. Oh ja, das bin ich. Sie können auch das gerne auf der nächsten Party anbringen, die Sie besuchen!
Beim Menschen sind diese zwei Meter DNA in jeder Zelle in sechsundvierzig Teilen gespeichert, die jeweils als Chromosom bezeichnet werden. Ihr Hund, genau wie Wölfe und Kojoten, lagert das Ganze in achtundsiebzig Teilen, und auch hier werden diese Chromosomen genannt. Denken Sie mal eben einen Moment darüber nach – bitte nicht zu lange, sonst wird Ihnen noch ganz schwindelig davon. Jede Ihrer vierzig Billionen (das ist eine Vierzig mit zwölf Nullen!) mikroskopischer Zellen enthält die DNA nicht zentimeterweise, sondern meterweise, und zwar zwei Meter. Während mir die Einschätzung, wie viele Zellen ein Hund haben mag, schwerfällt, so kann ich doch sagen, wenn wir einen durchschnittlichen Hund von etwa einem Viertel der Größe eines Menschen haben, dann wären es etwa zehn Billionen Zellen. Nun hat jede Zelle achtundsiebzg DNA-Teile. Das ist so viel DNA in einem Hund, dass man damit eine wirklich dünne DNA-Schnur ungefähr acht Mal zur Sonne und zurück zur Erde ziehen könnte. Oder eine, die von der Sonne bis über den Saturn hinaus reichen würde. Diese Schnur ist gerade mal einen Nanometer dick. Ein Hundehaar ist ungefähr fünfzigtausend Mal dicker. Versuchen Sie jetzt mal, das Ganze nicht in jeder Zelle, zu jeder Minute an jedem Tag zu verknoten oder zu zerbrechen, während Sie die DNA abwickeln, lesen und wieder zusammenfügen. Die Frage „Was ist schief gelaufen?“ sollten Sie sich nie stellen. Vielmehr sollten Sie darüber staunen, dass es immer richtig abläuft. Denn das tut es, und zwar Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Halten Sie kurz inne – und dann lesen Sie diesen Absatz noch einmal. Wenn Sie das jetzt nicht umhaut, dann muss ich mir unbedingt etwas anderes einfallen lassen, mit dem mir das gelingt. Ich verspreche Ihnen, ich bleibe da dran!
Es gibt Teile der DNA, die den Code für Proteine in sich tragen. Proteine erledigen die Arbeit der Zelle. Andere Teile der DNA sind für die RNA zuständig, die wiederum die DNA verwaltet. Teile des Codes sind Irrläufer oder invasive Überreste von Viren. Wieder andere Teile haben den Code für … na ja, wir sind uns da nicht so sicher was viele davon eigentlich tun. Wenn Sie uns Zeit geben, werden wir es schon noch herausfinden. Funktionale Einheiten, DNA-Abschnitte, die etwas bewirken, nennt man Gene. Ihr Hund hat Gene für die Augenfarbe, die Fellfarbe, die Ohrform, für die Bekämpfung von Bakterien, für Geselligkeit und buchstäblich für Tausende anderer Eigenschaften.