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13.


Das winzige Hotelzimmer war abgedunkelt. Der kleine Mann saß schweigend auf dem Bett und wartete. Er trug einen Mantel, dessen Kragen hochgeklappt war, und trotz der Dunkelheit saß eine Sonnenbrille auf seiner Nase.

Dann hörte er Schritte und schließlich ein Klopfen.

»Herein«, sagte er mit leiser und deutlich verstellter Stimme. Denn er hielt sich jetzt ein Taschentuch vors Gesicht.

»Mann, ist das hier dunkel! Ich sehe nichts!«, murrte Freddy.

»Machen Sie kein Licht«, sagte der kleine Mann schnell. »Ich musste wegen der Eile einen solchen Treffpunkt vereinbaren, aber ich möchte nicht, dass Sie mich sehen.«

»Macht nichts«, gab der zweite Mann bekannt, der sich hinter Freddy in den Raum gedrängelt hatte. Skotty.

»Setzen Sie sich dort drüben auf die beiden Stühle«, sagte der kleine Mann. »Es wird nicht lange dauern. Ich habe zwei Aufträge für Sie. Eigentlich nur einen, denn den ersten haben Sie noch nicht erfüllt.«

»Dafür konnten wir nichts, weil...«, brachte Freddy heraus, aber der andere unterbrach sofort.

»Das wollen wir jetzt nicht diskutieren. Auf jeden Fall muss der Versuch wiederholt werden. So schnell wie möglich. Am besten heute oder morgen Abend.«

»Ausgeschlossen«, wandte Skotty ein. »Wir müssen schließlich einige Vorbereitungen treffen.«

»Unsinn! Sie kennen den Weg, und für die letzte Hürde habe ich Ihnen etwas mitgebracht.«

Die beiden anderen sahen nur einen schattenhaften Umriss.

Der kleine Mann zog einen Gegenstand aus der Tasche und legte ihn aufs Bett. »Das ist der Schlüssel für die Panzertür. Ich lasse ihn hier auf dem Bett liegen. Sofort nach dem Einbruch muss ich den Schlüssel zurückhaben.«

»Wir können einen Nachschlüssel machen«, sagte Skotty.

»Nein, das geht nicht. Die Tür ist nur mit dem Originalschlüssel zu öffnen. Legen Sie den Schlüssel am Tor ab, wenn Sie verschwinden. Legen Sie ihn in das Gehäuse der Fernsehkamera, die das Tor überwacht. Es ist Platz dafür da, ich habe mir das Ding angesehen.«

»Das ist kein Problem«, meinte Freddy. »Aber was ist mit den Wächtern? Beim letzten Mal hat der Kerl uns auch gesehen.«

»Den Mann in der Zentrale müsst ihr ausschalten. Lockt ihn mit einem Trick heraus, ohne dass er Alarm schlägt. Es ist kaum möglich, zu der Panzertür zu kommen, ohne dass man nicht von einer Kamera bemerkt wird.«

»Sie könnten vorher dafür sorgen, dass die Kameras ein wenig verändert werden«, sagte Skotty lauernd.

»Ich denke nicht daran. Das wäre viel zu gefährlich. Man hätte sofort einen Verdacht. Nein, darum müsst ihr euch schon selber kümmern. Ihr kennt ja inzwischen das Gelände. Schließlich werdet ihr auch genügend bezahlt.«

»Der Abnehmer der Ware hat sich auch schon bei uns gemeldet. Er ist ganz scharf auf das Zeug«, erklärte Freddy. »Auch er hat von uns verlangt, dass wir die Ware holen.«

Für einen Moment war Stille.

Dann sagte der kleine Mann. »Er hat sich bei euch gemeldet?«

»Ja«, meinte Skotty einsilbig.

»Ihr braucht euch nicht darum zu kümmern. Ich nenne euch den Treffpunkt, an dem die Ware zu übergeben ist. Ihr werdet euch nur an meine Anweisungen halten.« In seiner Stimme schwang unterdrückte Wut mit.

»Also schön«, sagte Freddy. »Wir starten den zweiten Versuch.«

»Da wäre noch etwas«, meinte der kleine Mann nach einer Pause.

»Und das wäre?«

»Sie müssten einen Mann erledigen, der uns unter Umständen gefährlich werden könnte.«

»Und wer soll das sein?« Freddys Stimme klang ganz ruhig.

»Ein privater Schnüffler. Er wurde angeheuert, damit er sich um die Sache kümmert. Er soll ein guter Mann sein. Das BKA hat ihn empfohlen. Er steckt seine Nase ziemlich tief in diese Angelegenheit. Ich möchte kein Risiko eingehen, und deshalb muss er ausgeschaltet werden.«

»Das wird einen ziemlichen Wirbel geben«, sagte Skotty.

»Den gibt es ohnehin«, gab Freddy zurück. »Wie heißt der Kerl?«

»Bernd Schuster. Seine Adresse steht im Telefonbuch. Er treibt sich tagsüber auf dem Werksgelände herum. Seht ihn euch an und kümmert euch um ihn. Wichtiger ist natürlich der Einbruch. Der Privatschnüffler hat also noch eine Gnadenfrist, wenn ihr wollt.«

»Wir werden darüber nachdenken«, sagte Freddy.

»Unsere Bemühungen um das Ableben des Herrn Schuster müssen aber extra honoriert werden«, ergänzte Skotty.

»Natürlich. Ich hatte an zehntausend Dollar gedacht.«

»Nein!«, erwiderte Freddy. »Die allgemeine Wirtschaftslage ist nicht besonders rosig, und ein Privatdetektiv war immer schon etwas teurer. Wir erledigen die Sache für zwanzigtausend.«

Der kleine Mann zögerte. »Okay«, sagte er schließlich. »Damit dürfte dann zunächst alles geklärt sein. Ich werde jetzt den Raum verlassen, und Sie gedulden sich noch ein paar Minuten. Ich möchte nicht, dass man uns zusammen sieht.«

Er stand auf und ging mit drei schnellen Schritten zur Tür. Als er sie öffnete, fiel ein kurzer Lichtschein von draußen auf seine Silhouette. Man sah nur, dass der Mann nicht besonders groß war. Aber das hatten Freddy und Skotty schon vorher gewusst.

»Merkwürdiger Typ«, meinte Skotty und zog die Vorhänge auf. Sie beugten sich beide über das Fensterbrett, aber unten kam niemand aus dem Haus. So dumm war ihr Auftraggeber nun wieder nicht.

»Wir werden schon noch herauskriegen, wer dieser herzensgute Mensch ist«, sagte Freddy. »Aber wir wollen das Geschäft nicht gefährden. Erst tun wir, was wir beschlossen haben, dann werden wir weitersehen.«

»Vor allen Dingen müssen wir die Ware prüfen«, sagte Skotty. »Ich denke, dass wir mehr herausholen können.«

»Das haben wir ja schon besprochen.« Freddy nickte. »Aber vorher sollten wir uns um den Schnüffler kümmern. Es vermindert das Risiko, denn vielleicht ist er wirklich gefährlich. Andererseits wirbelt die Geschichte bei Romann Staub auf, so dass die Sicherheitsmaßnahmen womöglich geändert werden.«

»Wir können diesen Schuster doch für zwei oder drei Tage aus dem Verkehr ziehen oder ihn spurlos verschwinden lassen.«

»Ich denke darüber nach«, sagte Freddy. »Gehen wir.«

Berlin 1968 I. Bitternis - Drei Romane in einem Band

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