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3.


Freddy, genannt »das Frettchen«, rannte um die Ecke und starrte mit seinem spitzen Gesicht auf den toten Wachmann. »War das nötig?« fragte er scharf.

Skotty zuckte mit den Schultern und schob die Pistole mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer unter seinen Overall. »Ich hatte keine andere Wahl. Er hat mich überrascht, und er hatte eine Pistole in der Faust. Eine Sekunde später hätte er mich über den Haufen geknallt.«

Freddy blickte verächtlich auf den Toten. »Ein alter Mann? Er hatte keine Chance gegen dich. Aber wir haben jetzt Probleme. Denn du weißt nicht, ob er vor seinem Auftauchen noch Alarm gegeben hat.«

»Dann lass uns hier schnellstens verschwinden, ehe die Bullen oder andere Wachen hier auftauchen.« Freddy musterte die immer noch verschlossene Panzertür. »Die ganze Mühe war also umsonst. Du hast die Tür noch nicht aufgekriegt.«

»Das verdammte Ding ist schwieriger, als ich gedacht habe. Hier hilft nur ein Schlüssel oder eine Kiste Dynamit. Wir können doch später noch einen Versuch machen, jetzt weiß ich ja, worauf es ankommt.«

Freddy schüttelte den Kopf. »Sie werden die Sicherheitsmaßnahmen eher verstärken, und der tote Wachmann wird ziemlich viel Staub aufwirbeln. Wir gehen auf Tauchstation.«

»Und unser Honorar?«, fragte Skotty.

Freddy nickte. »Unser Auftraggeber wird für unsere Bemühungen etwas springen lassen. Er hat uns nicht genügend über die Sicherungsmaßnahmen informiert. Mal sehen, was wir herausholen können.«

Skotty hatte inzwischen seine Sachen zusammengepackt. »Ich bin fertig. Wir können abhauen.«

Freddy warf einen letzten Blick auf den Toten. »Okay. Wir nehmen den gleichen Weg. Wenn unser Auftraggeber recht hat, gibt es um diese Zeit nur einen einzigen Wächter im Kontrollraum, und der liegt hier. Wenn die Bullen kommen sollten, hören wir sie schon von weitem. Denn sie werden sich nie angewöhnen, ihre Sirenen abzuschalten.«

Sie lachten beide und verließen den Trakt ohne besondere Eile. Schließlich war dies nicht ihr erster nächtlicher Einbruch. Man schätzte die beiden in Fachkreisen sehr, denn sie lieferten zuverlässige Arbeit. Skotty war der Techniker, Freddy der Denker. Und außerdem benützten sie beide ihre Pistolen ohne jede Hemmung.

Bei der zuständigen Polizeibehörde besaßen sie dicke Akten. Es hatte zahlreiche Anklagen gegeben, aber nur wenige Verurteilungen. Im Notfall konnten sie auf die besten Anwälte zurückgreifen, denn sie zahlten die höchsten Honorare.

Allerdings mussten auch die potentiellen Auftraggeber tief in die Tasche greifen. Sie gehörten zweifelsohne zu den teuersten Fachleuten auf ihrem Gebiet. Freddy und Skotty arbeiteten grundsätzlich allein, und sie erledigten die Aufträge auf ihre Weise. Um Werbung brauchten sie sich keine Sorgen zu machen. In ihrem Falle reichte die Mundpropaganda völlig.

Diesmal hatte es nicht so richtig geklappt. Nun, sie würden den Auftrag schon noch erfüllen. Das gehörte mit zu dem Ruf, den sie verteidigen mussten. Denn auch in ihrem Fach gab es nachdrängende Konkurrenz. Jüngere und billigere Burschen, die den einen oder anderen Auftrag wegschnappten. Meist versauten sie ihn zwar, aber davon hatten Freddy und Skotty auch nichts.

Sie verließen das Gebäude durch den Haupteingang, den sie hinter sich wieder ordnungsgemäß verschlossen. Den Nachschlüssel dafür hatte ihnen ihr Auftraggeber zur Verfügung gestellt.

Rasch liefen sie über den kleinen Vorplatz, der während der Arbeitszeit mit parkenden Wagen vollgestellt war. Schon nach wenigen Metern hatten sie den Lichtkreis der starken Lampen verlassen, die die Fassade beleuchteten.

Nach wenigen Sekunden erreichten sie das Tor zum Werksgelände. Es bestand aus massiven Metallstäben und besaß ein elektrisches Schloss. Aber natürlich konnte man ohne größere Mühe hinüberklettern, wenn man vorher die deutlich sichtbare Überwachungskamera ein wenig zur Seite drehte, so dass sie nur noch einen Teil des Tores zeigte.

Andere Sicherheitsvorkehrungen gab es hier nicht, hatte man ihnen versichert, und ihr Auftraggeber machte durchaus den Eindruck, als wüsste er genau, wovon er sprach.

Sie überkletterten das Tor an der gleichen Stelle, an der sie hereingekommen waren. Die Kamera befand sich noch an der gleichen, leicht verschobenen Stelle. Ihr Wagen war in der Nähe geparkt.

»Denkst du auch, was ich denke?«, fragte Skotty nach wenigen Metern.

»Ja. Keine Sirene weit und breit. Der Wächter hat keinen Alarm ausgelöst. Wir hätten weitermachen können.«

Skotty schüttelte den Kopf. »Wir hätten zu viel Zeit gebraucht. Allein für die Panzertür noch zwanzig Minuten. Und drinnen mindestens noch einmal so lange. Das wäre zu riskant gewesen.«

Freddy nickte. »Du hast wahrscheinlich recht. Wir werden einen weiteren Versuch starten, wenn sich alles beruhigt hat.«

Berlin 1968 I. Bitternis - Drei Romane in einem Band

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