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5.


Bernd Schuster schlürfte eine viel zu heiße Tasse Kaffee. Die Schlagzeilen der Zeitungen schienen immer die gleichen zu sein. Katastrophen, Kriege. Terroranschläge, Erdbeben, Mord und Totschlag. Dazu die ständigen Demos in Berlin.

‚Berufs-Revoluzzer!‘, nannte Schuster sie in Gedanken. ‚Da wächst uns ‘was heran, nach dem Bombenanschlag auf die Kaufhäuser in Frankfurt wird es nicht lange dauern, und diese Typen werden sich auch bei uns bemerkbar machen. Wenn nur nicht meine Lucy ständig bei diesen Demos mitlaufen würde! Meine Lucy in the sky, wie sie sich gern seit dem Beatles-Song vom letzten Jahr nennt! Ha! Lucy... war schon verrückt, ihr damals diesen Namen zu geben. Und ich habe mich gegen alle Widerstände durchgesetzt...‘

Er seufzte und legte die Zeitung zur Seite.

Das Telefon klingelte. Er seufzte noch einmal und hob ab. »Büro Schuster«, meldete er sich und klopfte eine Roth Händle aus der Packung, natürlich filterlos. Er liebte die kräftigen Tabaksorten und wechselte gelegentlich zur Gauloises.

»Spreche ich mit Herrn Schuster persönlich?«, fragte die männliche Stimme am anderen Ende.

»Ja, das tun Sie. Aber wie wäre es, wenn Sie sich erst mal vorstellen. Das ist unter Gesprächspartnern so üblich.«

»Und Sie sind wirklich Bernd Schuster, der Privatdetektiv?«

»Hören Sie, wenn Sie ein scherzhaft veranlagter Mensch sind, sollten Sie Ihre Witze anderswo ausprobieren. Ich habe keine Zeit, mein Telefon mit diesem Unsinn zu blockieren.«

Die Stimme am anderen Ende wurde aufgeregt. »Warten Sie! Ich möchte Sie engagieren. Und mein Name ist Romann.«

»Also schön, Herr Romann. Ich möchte Ihnen aber gleich sagen, dass ich für Ehescheidungen und Ähnliches nicht zuständig bin.«

»Nein, nein! Es dreht sich um eine völlig andere Sache. Ich habe Ihren Namen vom BKA. Man sagte mir, dass Sie der richtige Mann für eine solche Aufgabe sind.«

Bernd wurde aufmerksam. Das BKA? Er hatte gar nicht gewusst, dass man dort so viel von ihm hielt. Vielleicht wollte man ihn aber auch mit einem albernen Fall ärgern. Wie auch immer, sein Interesse war geweckt.

Er blickte auf seinen Terminkalender. Heute stand überhaupt nichts darauf. Franziska hatte nur vermerkt, dass sie eine Zeitlang unterwegs sein würde.

»Sie haben Glück, Herr Romann. Ich hätte im Augenblick Zeit für einen weiteren Fall. Erzählen Sie mir aber erst, worum es geht.«

Romann senkte seine Stimme. »Das kann ich nicht am Telefon sagen. Es geht um sehr vertrauliche Dinge.«

»Im privaten Bereich?«

»Nein, es geht um mein Unternehmen, Romann Electronics.«

Bernd schwieg einen Moment, um die unerwartete Information zu verarbeiten. Der Name dieser Firma klang in der Tat interessant. Er hatte ihn zwar noch nie gehört, aber das hatte nichts zu bedeuten. Neben den Giganten der Branche gab es in den Vereinigten Staaten zahlreiche mittlere und kleinere Firmen, die oftmals in der Forschung und Entwicklung in bestimmten Spezialbereichen weiter waren als die Großen. In diesem Zusammenhang gab auch die Erwähnung des BKA einen Sinn.

»Ich werde zu Ihnen kommen«, sagte Bernd endlich. »Wo finde ich Sie?«

Romann freute sich offenbar. Er gab einen glucksenden Laut von sich. »Mein Werk liegt in Spandau.« Dann nannte er ihm die genaue Adresse.

Bernd notierte sich die Anschrift. »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen.« Dann hinterließ er eine Nachricht für seine Sekretärin Franziska und fuhr in die Tiefgarage.

Berlin 1968 I. Bitternis - Drei Romane in einem Band

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