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Die Menschen organisieren sich
Aber nicht nur im Delta von Euphrat und Tigris entstand eine Hochkultur, an den Ufern des Indus und in China am Gelben Fluss bändigten Menschen die Gewalt der Ströme und machten durch ihre Arbeit das Wasser, die Quelle aller Fruchtbarkeit, ihren Zwecken nutzbar. Durch die Anlage von Dämmen, Staubecken und Kanälen verwandelten sie öde Landstriche in blühende Felder und Gärten.
Aus der gemeinsamen Arbeit erwuchs ein Gefühl für die Kraft der Gemeinschaft und für die gegenseitige Abhängigkeit. Die Menschheit lernte, dass große Aufgaben nur durch die Übernahme fester Pflichten zu bewältigen sind und dass Freiheit und Wohlstand des einzelnen nur durch die geregelte Tätigkeit aller gesichert werden kann.
So gibt der Mensch seine naturhafte Ungebundenheit allmählich auf, um in der organisierten Gesellschaft eine höhere Form der Freiheit zu gewinnen. Zunehmende Arbeitsteilung steigerte die Güte der Erzeugnisse und bewirkte zugleich eine höhere Effizienz.
Es bildeten sich Berufe heraus. Die Menschen benennen nun alle Dinge und geben auch sich selbst Namen.
Einen bedeutenden Fortschritt stellte die Töpferei dar, weil die Menschen erstmals nicht nur die Form eines Rohstoffes, sondern das Material selbst veränderten. Der weiche Ton wurde mit Feuer zu einer harten Substanz gebrannt. Um 3000 vor Christus wurde im Nahen Osten die Töpferscheibe erfunden, die eine enorme Formenvielfalt ermöglichte. Jetzt konnten auch Nahrungsvorräte für schlechte Zeiten dauerhaft eingelagert werden.
Die technischen Entwicklungen erzeugten einen weiteren Aufschwung der Landwirtschaft, deren Überschüsse wiederum den Unterhalt vieler Handwerker ermöglichten. Die Suche nach immer neuen Materialien intensivierte den Handel im Mittelmeerraum und vergrößerte den Markt für die Erzeugnisse der Stadtstaaten.
Der letzte große Schritt
Die tief greifenden Wandlungen im Neolithikum berührten neben den Wirtschaftsformen gleichfalls die religiösen Vorstellungen und ihre Ausprägung in der Kunst. An die Stelle einer einheitlichen, monotheistischen Vorstellung der altsteinzeitlichen Jäger und Sammler traten auf Grund der neuen Lebensweise zwei gänzlich unterschiedliche Religionen.
Bei den viehzüchtenden Nomaden ohne festen Wohnsitz lebte der männliche Gott der Altsteinzeit weiter, verkörpert durch die Kraft des männlichen Tieres, häufig eines Stiers. Einziger fester Ort der Hirten war die Totenstätte, die weithin sichtbar gekennzeichnet wurde. Gewaltige Steinblöcke, „Menhire“, markierten die kultischen Orte der Ahnenverehrung.
Die Ackerbauern dagegen besaßen einen festen Wohnsitz sowie Land- und Gütereigentum. Das Haus, der Herd, der Same und das fruchtbare Land waren sämtlich auf eine weibliche Gottheit bezogen. Herausragende Symbole der Frau als Trägerin des Lebens waren die Geometrie der Raumgliederung in den vier Himmelsrichtungen, der Zyklus des Mondes und das Wasser. Statt eines männlichen Gottes existierte die Vorstellung von einer Großen Mutter, zum Beispiel „Innui-Ischtar“ in Mesopotamien und „Isis“ in Ägypten. ImAckerbaugebiet Mexikos war es „Teteoinnan“, die Mutter der Götter. Ihre Symbole waren Mond, Wasser, die Schnecke, die Eule und die Schlange. Statuen der „Großen Mutter“, die den Viehzüchtern unbekannt war, standen in den Nischen wohl jeden Bauernhauses.
5000 Jahre umfasst diese Epoche des umwälzenden Fortschritts, in der die Menschen sesshaft werden, Landwirtschaft und Handwerk standartisieren und eine so genannte Urkultur entwickeln. Das ist nur ein Millionstel der Erdgeschichte. Aber diese Periode unterscheidet sich grundsätzlich von der ganzen vorherigen Zeit. Es ist die Epoche der menschlichen Zivilisation.
Die beginnende Metallverarbeitung bringt den Durchbruch zu technischem Denken und Handeln. Die gleichzeitig erfundene Schrift macht menschliche Erfahrung mitteilbar und vererbbar. Geschichte wird eindeutig überliefert, die schöpferische Leistung des Menschen wird unsterblich.
Der Staat entsteht als stabilisierender Ordnungsfaktor einer sich feindlich gegenüber stehenden Menschengesellschaft. Der Krieg kommt in die Welt. Militärische Organisation ersetzt das natürliche Wachstum der menschlichen Gesellschaft. Reichtum und Armut steigen gleichzeitig ins Unermessliche. Klassenspaltung bewirkt den Verlust des ganzheitlichen Wesens des Menschen; Käuflichkeit aller Güter und Werte nimmt ihm seine Würde. So wird jeder Schritt auf dem Wege des Fortschritts auch zu einer Niederlage.