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Das ägyptische Reich und die Pharaonen

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Im ägyptischen Geschichtsdenken galt König Menes als Reichseiniger, der Ober- und Unterägypten zu einem gemeinsamen Staat verband. Die Ereignisse dieser Epoche, der so genannten Thinitischen Zeit, bleiben noch weitgehend im Dunkeln. Das sich der Thinitenzeit anschließende Alte Reich ist durch Denkmäler besser bekannt. Eindrucksvolle Zeugen sind vor allem die Pyramiden.

Die erste ließ König Djoser für sich in Saqqara erbauen. Als ihr Baumeister und als Erfinder der Steinbaukunst überhaupt galt den Ägyptern Imhotep, der in späterer Zeit als Gott verehrt wurde. In der 4. Dynastie, ab 2570 v. Chr., erreichte der Bau von Pyramiden den Höhepunkt. Unter König Snofru wurden zwei Pyramiden in Dahschur und eine in Medum gebaut. Ferner wurden auf dem Wüstenplateau von „Giza“, nahe der Hauptstadt Memphis, drei Pyramiden errichtet. König Cheops ließ die mit fast 147 Meter höchste aufschichten. Noch heute ist es unklar, wie diese gewaltigen Steinmassen transportiert werden konnten. Haben doch die Ägypter über den Pyramidenbau keine Zeugnisse hinterlassen.

Sicher ist, dass es sich dabei um ein religiöses Werk handelte. Das Volk leistete es für den König, für den Pharao, der eine Verkörperung des Weltgottes darstellte und noch aus dem Jenseits seinen segensreichen Einfluss ausüben sollte. Die unumschränkte Herrschaft des Gottkönigs garantierte nicht nur die Ordnung im Land, sondern auch die Harmonie mit dem Kosmos.

Die Pyramiden sind ein Abbild des Himmels, sie wurden nach streng geometrischen Gesichtspunkten gebaut. Bei den Abmessungen spielten magische Zahlen, besonders häufig die Drei und die Vier, die die Vollkommenheit darstellten, eine wichtige Rolle.

Die alten Ägypter glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod: Der Pharao fährt am Tag mit dem Sonnenboot, in der Nacht mit dem Mondboot über den Himmel. Dazu war es notwenig, den königlichen Körper zu erhalten und ihn mit allem, was er zum Leben brauchte, auszustatten: Speise und Getränke, Gerätschaften, Schmuck und Diener. Die Leichen der Pharaonen wurden mumifiziert: Dazu wurde das Gehirn und die inneren Organe heraus genommen, der Körper mit Chemikalien behandelt und mit Leinenbinden umwickelt. Die trokkene Wüstenluft begünstigte die Konservierung der Körper.

Die hierarchische Ordnung im Jenseits entsprach der irdischen. Für die Frauen der Könige und hohe Beamte wurden Grabstätten bei den Pyramiden errichtet, damit sie dem Pharao auch nach dem Tod nahe sein konnten. Um das Weiterleben nach dem Tod zu sichern, mussten die Nachkommen die Riten ordnungsgemäß vollziehen und Totenopfer darbringen. Andernfalls starb der Tote endgültig oder kehrte zurück, um die Lebenden zu belästigen.

Geschwister-Ehen war unter den Pharaonen üblich und einmal gelang es sogar einer Frau, die Macht an sich zu reißen: Mehr als 20 Jahre, von 1490 bis 1468 vor der Zeitenwende, herrschte Hatsachepsut über Ägypten. Eine wunderschöne Frau. Der Anblick ihrer Mumie, die noch heute in Kairo zu besichtigen ist, fesselt jeden. Das lange Haar ist erhalten, der Ausdruck ihres Gesichtes lässt eine willensstarke Persönlichkeit mit viel weiblichem Charme erkennen.

Die Pharaonin regierte in einer Phase des Friedens. Das ermöglichte ihr eine rege Bautätigkeit. Ihr Meisterstück ist der nach ihr benannte Tempel in Deir el-Bahari, im „Tal der Könige“ am Westufer Thebens, dem heutigen Luxor.

Ihr folgten große Herrscher, wie der dritte Thutmosis. Seine zahlreichen Feldzüge brachten ihm den Beinamen „Napoleon Ägyptens“ ein. Aber auch Visionäre wie Amenophis IV. Er bestieg 1365 v. Chr. den Pharaonenthron und wagte sehr bald den Konflikt mit der mächtigen Amun-Priesterschaft. In seinem fünften Regierungsjahr brach er völlig mit dem Amun-Kult, änderte seinen Namen von Amenophis in Echnaton, was soviel heisst wie: „nützlich für den neuen mächtigen Gott: Aton“.

Missliebige Beamte wurden entfernt und durch Männer aus unteren Bevölkerungsschichten oder Ausländer ersetzt. Im selben Jahr gründete er eine neue Hauptstadt, Achetaton, wohin er bald, nach Aufgabe der bisherigen Residenz Theben, mit seiner Gattin Nofretete übersiedelte. Der Hass auf die Amun-Priesterschaft ging so weit, dass er überall den Namen des Gottes Amun heraus meißeln ließ. Ähnlich unduldsam verhielt sich der Pharao gegenüber den Kulten anderer Götter, so dass man mit einem gewissen Recht von einem verordneten Monotheismus sprechen kann.

Trotz der gewaltigen Anstrengungen, die Echnaton unternahm, um seinen Glauben in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, musste die Religionsrevolution scheitern, da er nur bedingt die Führungsschicht überzeugen oder entmachten konnte. Zudem hing das einfache Bauernvolk an uralten Glaubens- und Jenseitsvorstellungen, die der König in ihrer Vielfältigkeit und Altehrwürdigkeit nicht ersetzen konnte. Fremd musste auf die meisten Ägypter der „Amarna-Kunststil“ wirken, der zwar durchaus Meisterwerke hervor bringen konnte, die überkommenen Formen häufig aber bis ins Groteske verzerrte.

Erst mit dem Pharao Haremhab, einem ehemaligen General, war die Amarnazeit beendet.

In der 19. Dynastie – cirka 1305 bis 1196 v. Chr. – begann Pharao Sethos I. mit der Rückeroberung Paläsinas und traf ein Abkommen mit dem mächtigen Hethiter-Reich. Seinem Sohn und Thronfolger Ramses II. war es beschieden, mehr als 66 Jahre auf dem ägyptischen Thron zu verbleiben. Er entfaltete eine nie da gewesene Bautätigkeit. Am bekanntesten ist der Tempel von Abu Simbel.

In seinem fünften Regierungsjahr fand die berühmte Schlacht bei Kadesch gegen die Hethiter statt, die fast mit einer Niederlage der Ägypter endete. Seinem Thronfolger Merenptah gelang es, die gefährlichen Seevölker, über die wenig bekannt ist und denen das hethitische Reich zum Opfer fiel, an den Grenzen Ägyptens abzuwehren.

Dialog. So könnte es gewesen sein:

Pharao: „Die Götter haben sich von uns abgewandt, Kanzler. Auch wenn es uns mit ihrer Hilfe gelungen ist, die barbarischen Fremden aus dem Norden zu besiegen, die mit ihren Schiffen über das Meer kamen und unsere Schätze rauben wollten.“

Kanzler: „Dein Genie, oh göttlicher Pharao und die Tüchtigkeit Eurer Generäle haben uns vor der Sklaverei bewahrt. Hättet Ihr den Nil nicht mit Eisenketten versperrt und so den Feinden mutig Einhalt geboten, der Untergang des Reiches wäre gewiss gewesen.“

Pharao: „Ein Einfall, den mir Gott Amun im Traume gab. Doch mir blieb auch nicht verborgen, dass wir ohne die griechischen Söldner, die wir mit unserem Gold entlohnen mussten, verloren gewesen wären. So wie die Hethiter, von derem Reich nur noch Trümmer übrig geblieben sind und deren Bewohner in die Sklaverei verschleppt wurden. Uns blüht ein ähnliches Schicksal, sollten die Nubier im Süden, die Libyier im Westen oder die wilden Bergvölker im Norden auf die Idee kommen, uns zu überfallen. Kanzler, unsere Schatzkammern sind leer, das Volk ist verarmt.“

Kanzler: „Ich wüsste eine Lösung ....... “

Pharao: „So nenne sie mir jetzt und sofort!“

Kanzler: „Es sind die korrupten Priester der Göttin Isis und des Gottes Amun im Süden, die das Land aussaugen wie der Löwe das Blut einer erlegten Gazelle. Den Dienern der Tempel gehört der größte Teil des fruchtbaren Ackerlandes. Das Gold stapelt sich in ihren Schatzhäusern bis zur Decke. Sie ignorieren die Göttlichkeit des Pharao hier in Memphis und haben einen Staat im Staat errichtet.“

Pharao: „Wohl wahr, Kanzler. Aber wie soll ich jetzt, nachdem wir die Seevölker mühevoll zurück geschlagen haben und das Land erschöpft am Boden liegt, Söldner bezahlen, um gegen die verschlagenen Priester vorzugehen? Meine Untertanen werden sich weigern, gegen die Priesterkaste loszuschlagen. Meine göttlichen Vorfahren werden mich im Jenseits verfluchen, sollte ich die Diener Amuns in Theben bekriegen. Schon Pharao Echnaton ist es letztlich nicht gelungen, die Macht der kahlköpfigen Priester zu brechen.“

Kanzler: „Dann bleibt, um uns vor Überraschungen zu sichern, nur ein Bündnis mit den Assyrern im Norden, edler Pharao, deren Pfeile im Kampf den Himmel über Palästina verdunkeln.“

Pharao: „Kanzler, willst Du wirklich den Wolf in den Schafstall lassen? Nein, wir müssen dem Volk neue Lasten auferlegen, die Steuern erhöhen und auf diese Weise die Armee stärken. Nur so können wir mit Hilfe der Götter Schaden vom Reich abwenden. Und was die Priester in Theben anbelangt, so lassen wir sie den Dienst an den Göttern verrichten und neue Tempel in Luxor bauen. Es wäre unser Untergang, sollten wir mit ihnen in Feindschaft stehen. Sie sind die Hüter der Gräber unserer erhabenen Vorfahren. Schicke noch heute einen Boten zu ihnen und lasse sie wissen, sie mögen auch meine letzte Ruhestätte vorbereiten. Denn ich spüre, dass meine Kräfte nachlassen. Ich möchte mir meinen Platz im Totenreich sichern.“

Nach einigen Unruhen fand das ägyptische Reich am Anfang der 20. Dynastie wieder für kurze Zeit zur Stabilität zurück. Doch gegen Ende der Regierungszeit von Ramses III. – 1153 v. Chr.- waren Streiks der Arbeiter – die ersten bezeugten der Weltgeschichte – an den Königsgräbern Vorboten der Auflösung des Neuen Reiches.

Im Süden begründeten die Hohepriester den „Gottesstaat“ des Amun, während in der Deltastadt Tanis die Könige der 21. Dynastie herrschten. Mit der 22. Dynastie ergriffen ägyptisierte Libyervölker, mit Scheschonq I. an ihrer Spitze, die Macht im Lande.

Die libysche Herrschaft stürzte der Nubier Schabaka. Danach wurde Ägypten bis Theben durch den grausamen syrischen König Asarhaddon erobert. Einer der von den Assyrern abhängigen Gouverneure aus der Stadt Sais befreite mit Hilfe von karischen und griechischen Söldnern das Land vom fremden Joch und schaffte mit seiner 26. Dynastie eine letzte kulturelle Blüte.

Schon bald sollten die Hyksos, eine asiatische, vermutlich semitische Stammesgruppe, nach der Herrschaft im Land der Pharaonen greifen. Dank ihrer überlegenen Kampftechnologien – pferdebespannte Kampfwagen, Bögen aus Horn und Holz – unterwarfen die Hyksos, die sich ursprünglich an der Ostgrenze Ägyptens niedergelassen hatten und nach und nach die Herrschaft auf das Deltagebiet ausdehnten – ganz Ägypten, Syrien und Palästina.

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