Читать книгу Psychologie der Eigensicherung - Uwe Füllgrabe - Страница 29
2. Gewaltorientierte Personen und ihre Mitspieler
ОглавлениеAls Mitspieler in einem „Spiel“, das zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung führt (Toch, 1969), können auftreten:
1. Zwei gewaltbereite Personen.
2. Eine gewaltbereite Person, die den Vorfall in eine gewaltorientierte Richtung lenkt und die (zunächst) nicht gewaltorientierte Person in den Vorfall einbindet.
Die Personen müssen nicht unbedingt Gewalt von Anfang an bewusst einsetzen, aber durch ihr Verhalten lösen sie leicht Gewalt aus, wie Toch (1969) sehr ausführlich am Beispiel des „Widerstandsbeamten“ Jones schildert. Aber wie bei jeder zwischenmenschlichen Begegnung muss man beide Beteiligten betrachten. Und die Tatsache, dass Toch (1969) zehn unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen gewaltbereiter Straftäter fand, zeigt auf, dass ein Polizist immer damit rechnen muss, neben friedfertigen Bürgern auch einem „kalten Praktiker angewandter Gewalt“ begegnen zu können, um nur eine der von Toch ermittelten Persönlichkeitsstrukturen zu erwähnen.
Wie in diesem Buch gezeigt werden wird, kann man auch im Kontakt mit Gewaltbereiten durch sachgemäßes Handeln Gewalt vermeiden. Es gibt aber auch Personen, die sogar eine direkte Neigung zeigen, die Polizei zu provozieren. Toch zitiert (1969, S. 68 f.) dazu sein längeres Interview mit Jimmy, der z. B. Spottlieder auf die Polizei singt, eine Dose auf die Füße des Polizisten wirft und herabsetzende Bemerkungen macht. Er gewinnt Befriedigung durch die Tatsache, dass es den Polizisten erheblich irritiert, und freut sich, dass er die Kontrolle über die Interaktion hat. Er sieht gewissermaßen den anderen Menschen nicht als Kommunikationspartner an, sondern als Bauern in einem Schachspiel oder als Marionette und sich selbst als Marionettenspieler. Doch wenn dann der andere sich nicht wie eine Marionette passiv alles gefallen lässt, sondern aktiv wird, wird dies als ungerecht, willkürlich usw. angesehen. Denn aus seiner Sicht sind ja seine Handlungen harmlos. Da er sich ungerecht behandelt fühlt, verliert er seine Beherrschung und schlägt wild und hilflos um sich. Dieses Beispiel zeigt also den Einfluss von Machtmotivation auf das Verhalten und die Gewaltentstehung auf.