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7. Der psychologische Zaun

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Man muss also die Existenz der persönlichen Distanz und des Verteidigungskreises kennen, um bei einem Gegenüber keine unerwünschten Reaktionen auszulösen. Aber man muss auch selbst auf eine Reaktionsdistanz achten, um nicht Opfer eines Angriffs oder Taschendiebstahls zu werden. Thompson (1997, S. 116) spricht deshalb von einem psychologischen Zaun, den niemand verletzen darf. Er versteht darunter die selbstsichere/aggressive Ausstrahlung eines Menschen bzw. das entsprechende Verhalten. Man beobachtet den Gegner genau, sodass man erkennen kann, wann er sich bewegt oder böse Absichten hat. Wenn der Gegner sich vorwärts bewegt, kann man sich rückwärts bewegen oder ihn mit einer Kampftechnik stoppen.

Der psychologische Zaun ist die erste Verteidigungslinie. Dazu reicht bei einem potenziellen Angreifer oft schon aus, dem Gegenüber die offene Handfläche (oder beide) entgegenzustrecken – Thompson (1997, S. 112–113) schildert dazu drei Varianten – und laut „Halt!!!“, „Stopp!!!“ usw. zu rufen. Dies signalisiert dem Gegenüber: Bis hierher und nicht weiter. Der psychologische Zaun verrät dem Gegenüber die eigene Stärke. Man beachte: Täter greifen vorwiegend nur Personen an, die sie als schwach einschätzen: unaufmerksame, hilflose, betrunkene u. ä. Personen.

Natürlich wirkt der psychologische Zaun vor allem, wenn man Selbstverteidigungstechniken beherrscht und deshalb selbstsicher auftreten kann.Dass der psychologische Zaun tatsächlich wirkt, zeigt folgender Bericht einer 17-Jährigen:

Schon von weitem sah und hörte ich einen wütenden und aggressiven älteren Mann (ca. 40 Jahre), der auf ein Mädchen (ca. 15 Jahre), lautstark einredete. … Auf jeden Fall schien das Mädchen eingeschüchtert und ein wenig verängstigt zu sein. …

Ich schrie ihn laut und entschlossen an: „Stopp“, er blieb stehen und ich fuhr fort: „Gehen Sie weg“. Er schrie mich weiter an. Ich wiederholte mich dreimal: „Gehen Sie weg!“ und war fest entschlossen, wenn er jetzt nicht geht, dann schlag ich zu. Er ging dann jedoch von selbst. Das Mädchen bedankte sich bei mir und ging seinen Weg. Ich bin froh, dass ich ihr durch mein im WingTsun-Training eingeübtes Verhalten helfen konnte (http://www.wingtsun-kassel.de/erfolgsgeschichten_zivilcourage.html).

Auch die Tatsache, dass potenzielle Täter trotz Tötungsabsicht Polizisten nicht angriffen, wenn sie diese als stark und wehrhaft ansahen (Pinizzotto und Davis, 1999; s. a. Kap. 5. 3), belegt die Existenz eines psychologischen Zauns.

Da auch Taschendiebe den Körperkontakt mit ihren Opfern suchen, ist gegenüber unbekannten Personen immer eine situationsangepasste Reaktionsdistanz wichtig (s. S. 113).

Psychologie der Eigensicherung

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