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1.5 Material besorgen – von Fotos bis Musik

Bilder- und Musikarchive nutzen – Fotomotive finden – Bilder bearbeiten

Um eigene Medien zu erstellen oder online zu pflegen, reicht das vorhandene Material auf Dauer nicht aus. Dann ist es, wie bei einem Kuchen: Man kann die Zutaten preiswert selbst mischen oder eine Fertigbackmischung oder fertigen Kuchen kaufen. Den gibt es – wie die einzelnen Zutaten – wieder in verschiedenen Qualitäten und Preisklassen. Die aktuell teuerste und aufwendigste Variante wäre im Bereich Grafik ein interaktives Ausstellungsposter, wie das „Next Generation Scientific Poster“, das mit dem „German Design Award in Gold 2016“ und dem „Red Dot best of the best“ ausgezeichnet wurde.1

Wer dafür kein Geld oder passende Kooperationspartner hat, muss wissen, wo es Qualität umsonst gibt und wie er die erkennt. Gratis gibt es eindrucksvolle Bildmotive in FotoarchiveFotoarchiven:

 bei einigen Hochschul- und Instituts-Pressestellen für eigene Mitarbeiter

 lizenzfrei zu vielen Themen bei Wikimedia Commons (https://commons.wikimedia.org), Stockata (https://stockata.de), Pixabay (https://pixabay.de) und Wunderstock (https://wunderstock.com)

 mit cc-Lizenz (► Kap. 1.4 – Rechte einholen und sichern) bei Standard-Suchmaschinen über die erweiterte Suche und unter creative commons (https://creativecommons.org)

 von Architektur bis Religion teilweise lizenzfrei bei Getty Search Gateway (https://search.getty.edu)

 aus dem Weltall auch als bewegte Animation beim Archiv der NASA (https://images.nasa.gov)

 von Kunstwerken und kunsthandwerklichen Gegenständen beim Metropolitan Museum of Art New York (www.metmuseum.org/art/collection/)

 aus Laboren und Technik im Portal Piqsels über das Suchstichwort ‚Wissenschaft‘ (www.piqsels.com)

 von historischen amerikanische Bildern bei der Library of Congress (www.loc.gov/pictures)

 von historischen deutschen Ansichtskarten bei Zeno (www.zeno.org/Ansichtskarten)

Besonders umfangreich, aber auch teuer, sind Bildportale wie Shutterstock (www.shutterstock.de) und Adobe Stock (www.stock.adobe.com). Damit die technische Qualität stimmt, brauchen Bilder fürs Internet 72 dpi im jpg-Format, für den Druck 300 dpi.

Optimal sind Bildmotive, die zum Hinschauen verführen, ästhetisch außergewöhnlich sind, eine Geschichte erzählen und Emotionen auslösen. Denn emotionale und überraschende Bilder werden besser erinnert. Sind sie emotional komplex, werden sie häufiger geteilt.2 Damit sind reine Schmuck- und Standardbilder zweite Wahl. Aber welche Gefühle sollen Bilder auslösen? Angst auslösende Bilder senken die Bereitschaft, etwas gegen den Klimawandel zu tun, stellte die Medienwissenschaftlerin Julia Metag fest.3 Die oft spektakulären Bilder – wie ein Eisbär auf einer kleinen Eisscholle – sprechen also zwar Emotionen an, verfehlen aber das Ziel. Das erreichen eher Fotos von Fleischtheken und Flugzeugen, die zeigen, was Einzelne gegen den KlimawandelKlimawandel tun können.4 Besser als Bilder mit vielen Menschen, werden übrigens solche mit ein oder zwei Personen aufgenommen. Eine Studie zu Bildern zum Klimawandel empfiehlt neben der Abbildung einzelner Menschen:

1 lokale Auswirkungen zeigen

2 echte Menschen abbilden

3 starke emotionale Bilder nutzen

4 neue Geschichten erzählen

5 mit Protestbildern vorsichtig sein

6 das Ausmaß von Klimaursachen zeigen.5

Bilder aufbauen und bearbeiten

Werden Bilder von eigenen Veranstaltungen benötigt, müssen die oft selbst erstellt werden. Aber wie können solche Bilder zum Hinschauen verführen, wenn beispielsweise Keynote-Sprecher in der Bildmitte auf einer leeren Bühne am Stehpult stehen, die Motive also langweilig-vertraut sind? Dann hilft schon die Bildbearbeitung mit kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen weiter, wie „Gimp“ oder „Photopea“. Damit kann das Bild so beschnitten werden, dass die Sprecherin an einem stark gekürzten Pult am Bildrand steht. Je extremer das Motiv angeschnitten ist, umso mehr signalisiert es Dynamik und Modernität. Zumindest alles überflüssige ohne Bildaussage kann man also schon mal wegschneiden – wie den leeren Bühnenrand und die Decke.

Auch die BildbearbeitungBildbearbeitung kann helfen: Das Stehpult lässt sich neongrün einfärben oder durch einen Gegenstand ersetzen, der zum Vortrag passt – sei es ein Baumstamm bei einem Vortrag zur Entwicklung von Wäldern, ein Stapel historischer Bücher, wenn es um vergleichende Literaturanalysen, oder ein historischer Briefkasten, wenn es um zwischenmenschliche Kommunikation früher und heute geht. Wer Stehpult und Sprecher vom Hintergrund trennt, kann die freigestellte Version nutzen oder einen anderen Hintergrund einfügen, ob einen

 dynamischen – wie einen Tunnel oder ein galoppierendes Rennpferd;

 emotionalen – wie einen lachenden Säugling oder eine Hand, die die Hand eines Patienten hält;

 statischen – wie Linien aus Programmiercodes, einen modernen Altar oder Makroaufnahmen von Strukturen;

 überraschenden – wie einen Regenbogen, ergänzt durch eine Pfütze am Fuß des Stehpults.

Die Vielzahl der Möglichkeiten kann dazu verführen, über das Ziel hinaus zu schießen und zu verwirren statt zu überraschen. Dann steht womöglich ein nur halb am Bildrand zu sehender Sprecher an einem historischen Briefkasten vor einem Regenbogen in einer lila Pfütze. Besser ist es, sich auf die Besonderheit zu beschränken, die am besten zum Thema passt.

Kann das Foto neu aufgenommen werden, lässt man die Sprecherin – vom Fotografen aus gesehen – am besten nach rechts blicken. Dann lässt sich das Bild später links vom Text einfügen und die Sprecherin schaut nach rechts Richtung Text. Das wirkt harmonisch. Denn Blickanalysen haben ergeben, dass Menschen automatisch immer erst das Bild ansehen und dann der Blickrichtung der Abgebildeten folgen. Besondere Hingucker sind Bilder mit Handlungen. Deshalb werden bei Eröffnungen standardmäßig Bänder durchgeschnitten, bei Grundsteinlegungen Spaten in die Erde gestochen und bei Spenden große Schecks übergeben. Im Bereich Wissenschaft wäre überraschender, wenn eine Medizinerin das Modell eines rot eingefärbten Kiefers in der Hand hält. Oder zu Aktienanalysen ein Bild von Einkaufstüten gezeigt wird, die mit Industrieanlagen gefüllt sind.1 Zu beachten ist auch der BildaufbauBildaufbau: Wichtige Bildelemente liegen idealerweise auf den gedachten Linien oder Schnittpunkten, die sich ergeben, wenn man das Bild mit zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien in neun gleichgroße Teile teilt. Dann würde die Medizinerin an der gedachten linken Linie stehend nach rechts zu dem roten Kiefer blicken, der auf dem oberen rechten Schnittpunkt zu sehen ist.

Sind die Bilder gemacht und bearbeitet, können sie mit Gratis-Programmen weiter aufbereitet werden:

 In die Bilder kann Text eingestellt werden mit Canvo (www.canva.com), Phonto (www.phon.to) oder Quotescover (https://quotescover.com).

 Ein animierter Minifilm wird aus einem einzelnen Foto mit Gifshop (www.gifshop.tv).

 Aus einer Fotoserie lässt sich ein Kurzvideo in Endlosschleife produzieren mit LivePhotos von Apple und Boomerang bei Instagram. Dazu können Filmgeräusche – von der Autohupe bis zum Vogelgezwitscher – abgespielt werden, die es bei Hörspielbox (www.hoerspielbox.de) gibt sowie bei Audiyou (www.audiyou.de) in der Kategorie freesounds. Musik in nicht-kommerzieller cc-Lizenz gibt es bei Soundcloud (www.soundcloud.com), Freemusicarchive (www.freemusicarchive.org), Freesound (www.freesound.org) und ccMixter (www.ccMixter.org).

Wer seine Bildinhalte dann breit bekannt machen möchte, kann an Foto-WettbewerbFoto-Wettbewerben teilnehmen – beispielsweise in der Kategorie Studenten-Award beim Vienna International Photoaward oder beim Wettbewerb „Kultur- und Baudenkmäler“ von Wikipedia und Wikimedia Commons. Wie erfolgreich wissenschaftsnahe Fotos sein können, zeigte Lars Oliver Michaelis aus Essen. Er siegte 2020 mit dem Foto eines Diamantkalmar beim „Wunder-Welten-Fotowettbewerb“ in der Kategorie ‚Farbenvielfalt in der Natur‘ und in der Kategorie ‚Makroaufnahmen‘ mit dem Bild einer Skelettgarnele beim internationalen Wettbewerb „Safe under the Sea“. Aus den Wissenschaften gewannen Fotos sogar beim weltweit größten Wettbewerb für Pressefotografie: Auf Platz 1 in der Kategorie ‚Umwelt‘ kam 2020 die Aufnahme von zwei Eisbären, die sich der Ausrüstung einer Arktisexpedition näherten, der Wissenschaftsfotografin Esther Horvath, bei „World Press Photo“. Die wurde anschließend in einer Wanderausstellung in 80 Städten gezeigt.

Eine Übersicht über allgemeine Fotowettbewerb bietet für

 Deutschland: www.journalistenpreise.de/kategorie/fotografie

 Deutschland und international: www.fotowettbewerbeliste.de

 Schweiz: https://www.bildfotograf.ch/fotowettbewerb_quiz.htm

 Österreichischer Verband der Fotografie: www.voeav.at

Dort sind allerdings kaum Wettbewerbe für Wissenschaftsfotos aufgeführt oder von Hochschulen – wie der zur „Langen Nacht der Wissenschaft“ in Ulm oder der zum kreativen Umgang mit den Widrigkeiten der Corona-Pandemie der Hochschule Hannover2 (► Kap. 5.2 – Wettbewerbe nutzen).

Grafik zur Botschaft erstellen

GrafikenGrafiken zur Visualisierung einzusetzen, bietet sich vor allem für die Präsentation von Zahlen an. Der große Nachteil: Grafiken werden im Gehirn eher wie Text und damit langsamer verarbeitet. Und je mehr Details sie enthalten, umso schwieriger sind sie zu entschlüsseln. Reduzierte Grafiken sind technisch einfach herzustellen: Zahlen, beispielsweise im Programm excel, in ein Tabellendokument eingeben und schon lassen sich halbautomatisch Diagramme erstellen – ob als Torten- oder Balkenansicht, Säulen-, Netz- oder Blasen-Diagramm. Sind die Daten validiert, die Quellen verlässlich und die technischen Probleme gelöst, ist die größte Schwierigkeit „eine visuelle Aussage zu formulieren, ohne dass die wissenschaftliche Komplexität verloren geht“, stellt Max Roser fest. Dieser Prozess dauert bei dem Wirtschaftswissenschaftler, der schon mal „Picasso der Daten“ genannt wird, und seinem „Our World in Data“-Team „oft Wochen, manchmal Monate“.1 Zusammen mit dem schwedischen Gesundheitswissenschaftler Hans Rosling hat Rosner den Goldstandard für die Aufbereitung wissenschaftlicher Daten gesetzt. Denn Rosling präsentiert seine Infografiken als spannende, visuelle Geschichte sogar dreidimensional.2

Für den schnellen Hausgebrauch gibt es Vorlagen für InfografikInfografiken. Diese übersichtlich grafisch aufbereiteten Texte mit Bildern gibt es für wissenschaftliche Infografiken bei Mind the Graph (https://mindthegraph.com), für allgemeinere Themen bei Canva (www.canva.com) und Easel (www.easel.ly). Mit so einer Erklärgrafik können zügig beispielsweise „Die 6 wichtigsten Fakten über Geisteswissenschaftler in Deutschland“3 visualisiert werden.

Anspruchsvoller ist es, Visualisierungen Schritt-für-Schritt selbst zu erstellen:

1 Daten und Informationen zusammenstellen

2 Zweck und Botschaft der Abbildung ermitteln

3 Passende Motive suchen, bei Grafiken das Design festlegen:Zum Thema abnehmende Kindersterblichkeit im Laufe der Jahrhunderte passt beispielsweise kein Blasendiagramm in Neonfarben. Das Team von Rosner entschied sich stattdessen für ein pastellrosa hinterlegtes Liniendiagramm.

4 Aufteilung, Kernelemente und Verknüpfung skizzieren

5 Zusatzmaterial zusammenstellen, Icons beispielsweise über die Datenbank The Noun Project (www.thenounproject.com) und frei nutzbare Schriften über das Stichwort ‚Free Fonts‘ in einer Suchmaschine

Ist die Grafik auf dem Bildschirm fertig, kann sie in eine – von Social-Media-Algorithmen bevorzugte – gif-Datei umgewandelt werden. Dafür wird sie mit dem Gratis-Programm „ScreenTo-Gif“ vom Bildschirm abgefilmt und als gif gespeichert. Mit dem Programm lassen sich von Fotos und Videos auch 30 Sekunden lange animierte gifs erzeugen. Besonders schnell sind gifs mit dem Smartphone und dem kostenlosen Programm „GifMe!“ erstellt: Kameramodus starten, alles als gif speichern, schon können Fotos als gif per E-Mail verschickt und auf Social-Media-Kanälen eingestellt werden.

Checkliste – Material besorgen

1 Materialquellen für die eigenen Themen zusammenstellen

2 Ziel und Bildaussage bei Fotos und Grafiken festlegen

3 Überraschende und emotional positive Bilder mit Handlungen bevorzugen

4 Bilder mit Bearbeitungsprogrammen aufbereiten

5 Design von Grafiken auf Hauptaussage ausrichten

Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht

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