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Steine aus dem Weg räumen

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Weil „Wissenschaftskommunikation Teil der Leistung von Wissenschaft“14 ist, möchte das Bundesforschungsministerium, dass Forschende dafür künftig Ressourcen einplanen. Im „Grundsatzpapier Wissenschaftskommunikation“ des Ministeriums fehlt Kritikern derweil eine Analyse, warum „mehr Kommunikation durch die Wissenschaft selbst vertrauensbildend wirken soll und nicht geradewegs den gegenteiligen Effekt erzeugt, nämlich eine misstrauische Gesellschaft, die einer immer lauter werdenden Eigenkommunikation der Wissenschaft mit steigender Skepsis begegnet.“15

Skepsis und Misstrauen gibt es auch in der Wissenschaftscommunity. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina kritisiert, wenn Imagepflege das vorrangige Kommunikationsziel insbesondere wissenschaftlicher Institutionen ist.16 Das spießt für die Schweiz – ebenso zu Recht – der Soziologe Urs Hafner auf.17

Dass es ihnen eben nicht in erster Linie ums Image geht, zeigten Forschende und Expertenteams, die sich aktiv an der Klimadebatte beteiligten und bei Friday for Future-Demonstrationen Stellung nahmen. Kurz darauf kommunizierten und diskutierten während der Corona-Pandemie erst Virologen und Epidemiologinnen öffentlich, dann Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler, aber auch Strömungstheoretiker und Historikerinnen. Sie verbreiteten Ergebnisse und Empfehlungen und räumten Fehler ein. So fand vor aller Augen ein wissenschaftlicher Prozess statt – während Kommunikationswissenschaftler darauf hinwiesen, dass Fehler in der Öffentlichkeit mitunter „mit Niedergang und Versagen“18 gleichgesetzt werden und die Interessen von Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik unterschiedlich blieben. Aus der Wirtschaft hieß es: „Am Anfang der Coronakrise war die Politik das Problem, weil sie keine Ahnung von Virologie hat. Nun regieren die Virologen, die leider wenig von Wirtschaft verstehen.“19 Die Wissenschaftsministerin von Schleswig-Holstein stellte dagegen fest: „Es geht endlich um evidenzbasiertes Handeln. Die enge Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik, auch zwischen Politik und Wissenschaft und Gesellschaft – die üben wir gerade“20. In dieser Zeit bestätigte sich, dass nicht nur die Wissenschaftsredaktionen großer Zeitungen der Wissenschaft „sehr gewogen“ sind, wie der weitgehende „Verzicht auf Berichterstattung über wissenschaftliche Kontroversen“ und verpulverte Fördergelder in der Vergangenheit zeigte.21 Und das trotz immer weiter reduziertem Platz und Personal in den Redaktionen. So wurde schließlich vermutet, dass der Ausbruch der Pandemie der Öffentlichkeit die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung „mit Blick auf die Klimakatastrophe vielleicht noch gerade rechtzeitig“ vor Augen geführt hat.22 Dabei kann sich die Wissenschaft – als einer der großen zivilgesellschaftlichen Akteure – nicht nicht verhalten.

Auch wenn es an manchen Hochschulen noch als anmaßend gilt, wenn Forschende eigene Internetseiten aufsetzen, während gleichzeitig nicht nur die aktive Präsenz in den Social Media als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dabei sind mit der Vielfalt der Formate und Strategien die Möglichkeiten ebenso gewachsen wie die Herausforderungen: In einer Woche steht ein Vortrag für neue Zielgruppen an, in der nächsten werden die Bedingungen einer Podcast-Produktion diskutiert. Dann soll ein Presseinterview gegeben oder ein Blog aufgesetzt werden. Gleichzeitig sind die Übergänge zwischen in- und externer Kommunikation – durch Social Media, Videos, Wikis und Webseiten – auch in den Wissenschaften fließender geworden sind. Auch deshalb braucht es klare Konzepte, um Erkenntnisse zu den Menschen zu bringen. Denn es gibt zwar viele Wege vom Hörsaal ins Rampenlicht, aber auf allen liegen Steine. Manche zerfallen im Licht des Wissens, andere lassen sich mit etwas Training überspringen. Dieses Buch möchte etwas Licht bieten und, mit den Übungen im Anhang, zum Konditionsaufbau anregen.

Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht

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