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SWOT-Analyse von Hochschulen

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Sind smarte Ziele erarbeitet, wird die Ausgangssituation recherchiert. Dabei fließt ein, was andere Institute und Wissenschaftlerinnen machen, wo und wie sie das tun und wie das eigene Image ist. Besteht schon Interesse am Thema oder muss es erst geweckt werden, welche Entwicklungen zeichnen sich gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und fachlich ab? Denn eine Medizin-Historikerin, die Journalisten bereits in der Vergangenheit zu Pandemien interviewten, hat zu Beginn einer neuen Pandemie eine andere Situation als ein Linguist. Wenn der sich zuvor über einen „Virtual Linguistics Campus“1 eine große Gemeinschaft aufgebaut hat, könnte er seine Ziele aber auch während einer Pandemie verfolgen.

Was tatsächlich möglich ist, hängt außer von der externen Situation auch von der internen ab: Gibt es Mitstreiterinnen, Kooperationspartner oder Pressestellen, die Unterstützung bieten? Gibt es freie Kapazitäten und reicht die technische Infrastruktur? Ist die Finanzierung kurz- und langfristig gesichert? Oder soll zwar mehr öffentliche Präsenz erreicht werden, aber sich damit weder einzelne Projekte noch Personen hervortun?

Zusammenfassen lässt sich die in der Realität oft komplexe Ausgangssituation in einer SWOT-Analyse. Die internen Strengths/Stärken und Weaknesses/Schwächen werden dabei den externen Opportunities/Chancen und Threats/Risiken gegenübergestellt. Die Universität Freiburg ermittelte für sich zehn Stärken:

1 Motivation und Qualität von Studierenden und Mitarbeitenden

2 Lehrkultur

3 Forschungsleistungen und -freiräume

4 Interdisziplinarität und Verbundforschung

5 Exzellenzeinrichtungen und deren Integration in die Universität

6 Integration von Lehre und Forschung

7 Nachwuchsförderung und -rekrutierung

8 Internationalität

9 Internationale und öffentliche Reputation

10 Attraktive Universität und Region für Studierende und Beschäftigte

An Schwächen wurden zusammengetragen: Die staatliche Grundausstattung, die Sach- und Personalausstattung, keine Stipendien für Nachwuchswissenschaftler und die teilweise fehlende Professionalität der Leitungsstrukturen auf Fakultätsebene.

Auf Grundlage dieser Stärken und Schwächen erkannte die Universität sechs Chancen:

1 Optimierung der Governance-Prozesse und Strukturen

2 Selbstbewusstsein und Selbstkritik

3 Zielgerichtete Handlungsfähigkeit

4 Diversifizierung und Internationalisierung

5 Tradition und Innovation

6 Identität und Kultur der Universität

Der Schwerpunkt bei den Risiken war – entsprechend der Schwächen – das Geld: Die staatliche Finanzierung der Universität, der Ausfall von Studiengebühren, die zunehmende Diskrepanz zwischen Grund- und Drittmittelausstattung sowie die immer komplexer werdenden Organisationsstrukturen und Entscheidungsprozesse.2

Auch andere Hochschulen sahen die Risiken vor allem beim Geld – neben der demografischen Entwicklung und zunehmenden Konkurrenz um Wissenschaftler und Studierende. An Chancen ermittelten sie ihr positives Image in Wissenschaft und Öffentlichkeit, ihre fachliche Spezialisierung und hohe Flexibilität durch den Autonomiestatus. Bei einigen kamen Offenheit für neue Ideen, Praxisorientierung und neue Angebote hinzu, bei anderen der hohe Stellenwert von Freunden und Gemeinschaft und der Wunsch nach individueller Betreuung. Entsprechend sahen Hochschulen mal ihr hohes Renommee und die lange Tradition erfolgreicher Forschung als Stärke an, mal die erfahrenen Dozentinnen, die Forschungskompetenz und fachliche Spezialisierung. Überraschender ist, dass als größte Schwäche ein fehlendes Profil und Kommunikationskonzept, die dezentrale Öffentlichkeitsarbeit und das unkoordinierte Marketing standen. Dem folgten das altmodische Image, unbefriedigende Technik und Räume sowie unattraktive Lage und schlechte Verkehrsanbindung.3

Ist eine SWOT-Analyse erstellt, wird im nächsten Schritt überlegt:

1 Wie können Stärken eingesetzt werden, um Chancen zu nutzen?→ Matching-Strategie

2 Wie können Schwächen zu Stärken entwickelt werden, um Risiken in Chancen zu verwandeln?→ Umwandlungs-Strategie

3 Mit welchen Stärken kann welchen Risiken begegnet werden?→ Neutralisierungs-Strategie

4 Wie lässt sich verhindern, dass Schwächen zu Bedrohungen werden?→ Verteidigungs-Strategie

Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht

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