Читать книгу Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht - Viola Falkenberg - Страница 6
1 Bühne vorbereiten 1.1 Konzept erstellen Ziele klären – Ausgangssituation analysieren – Strategie festlegen
ОглавлениеWer sein Leben neu gestalten möchte, entwickelt besser erst ein Bild davon, wie es werden soll, bevor er mit der Umsetzung beginnt. Will man mit Politikern in Talkshows streiten und auf Podien sitzen, Wissenschafts-Influencer über Social Media werden oder hinter den Kulissen Konzepte entwickeln und Technik bereitstellen? Auf regionaler Ebene, national oder international? Zu welchen Themen und mit welcher inhaltlichen Ausrichtung? Je klarer das Ziel und je durchdachter der Umsetzungsplan, umso kürzer werden die Umwege.
Das gilt auch für die Kommunikation von Wissenschaft. In der Realität gleicht die aber oft eher einer Baustelle, auf der Leitungen verlegt und Fenster gelagert werden, bevor klar ist, ob ein solides Familienhaus oder ein elegantes Schloss gebaut werden soll. Dann wird schon mal etwas im Social-Media-Kanal gepostet, ein Text auf die Webseite gestellt und eine Pressemitteilung verschickt, bevor das Ziel klar ist. Das erfordert Zeit und Nerven, Absprache und Konzentration, endet aber trotzdem oft mit verwaisten Baustellen.
In klassischen KommunikationskonzeptKommunikationskonzepten wird stattdessen zunächst die Ausgangssituation analysiert, bevor die Ziele und die Strategie festgelegt werden. Denn wie das Ziel genau erreicht werden kann, das hängt sowohl vom Ziel als auch der Situation ab: Sollen internationale Wissenschaftskontakte aufgebaut und gepflegt werden oder die Menschen vor Ort von Forschungsergebnissen erfahren? Soll das Renommee als Gesprächspartner für die Medien steigen oder das Publikum unterhaltsam zum Mitforschen aktiviert werden? Erst wenn das geklärt ist, lässt sich herausfinden, wie das erreichbar ist.
In den Public Relations ist der Standardablauf der Konzepterstellung:
1 Analysieren – Übergeordnetes Ziel erarbeiten und Ausgangssituation recherchieren
2 Strategie festlegen – Kommunikationsziele, Dialoggruppen, Botschaft und strategische Umsetzung erarbeiten
3 Taktik erarbeiten – Maßnahmen, Zeit und Kosten planen
4 Evaluieren
In der Wissenschaftskommunikation war in den frühen 2000er Jahren „die Informationsvermittlung zum Ausgleich des angenommenen Wissensdefizits der Bevölkerung“ ein übergeordnetes Ziel. Heute gelten Dialog und Beteiligung als wichtiger.1 Die vier häufigsten strategischen KommunikationszieleZiele sind nach einer Analyse von 39 bundesweiten Akteuren:
1 Nutzen für die Gesellschaft
2 Dialog durch Diskussion von Erkenntnissen, Ansätzen und Methoden, die im Austausch mit der Gesellschaft reflektiert werden, um Impulse zu erhalten und zum öffentlichen Diskurs beizutragen
3 Verständnis für und Wissen über Wissenschaft steigern
4 aktive Teilnahme der Bevölkerung, damit die beispielsweise Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen mit erarbeitet
In der Praxis sollte 2019 dann aber doch eher das öffentliche Verständnis von Wissenschaft oder die Bekanntheit von Forschungserkenntnissen erhöht, Akzeptanz für Wissenschaft oder Forschungsprojekte geschaffen und sichergestellt werden, dass wissenschaftliche Erkenntnisse im öffentlichen Diskurs berücksichtigt werden.2
Tatsächlich könnten als strategisches Ziele auch messbare Ziele festgelegt werden: In zehn Jahren die öffentliche Debatte zu den eigenen Inhalten beeinflussen und politisch beraten oder die im eigenen Land am häufigsten zitierte Expertin sein, einen Preis für exzellente Lehre bekommen oder eine überregional anerkannte Forschungseinrichtung sein. Denn Ziele sind idealerweise spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert, kurz SMART. Wer als Forschungsteam führend, als Autor einflussreich oder in drei Jahren bekannt sein möchte, müsste daher erst noch festlegen, wie er dies messen will. Heißt ,bekannt‘, dass Erstsemester den Namen vor der ersten Veranstaltung kennen oder dass Journalisten anrufen? Bedeutet, als Autorin einflussreich zu sein, dass ein Buch in siebter Auflage erscheint oder dass Sätze daraus zum Sprichwort geworden sind?3SWOT-Analyse