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Wissenschaftskommunikation als Herausforderung

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„Wir dürfen nicht warten, bis die Menschen zu uns kommen. Wir müssen unsere Erkenntnisse zu ihnen bringen“1, forderte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Almendinger, beim weltweiten „Marsch für Wissenschaft“. Das klang einfach und überzeugend. Aber gleichzeitig ist es „in der wissenschaftlichen Ausbildung in Deutschland nicht vorgesehen, Kompetenzen für die Kommunikation mit Öffentlichkeit und Medien zu erwerben“2. Auch deshalb scheinen die Wege, auf denen die Erkenntnisse zu den Menschen gebracht werden sollen, steinig. Für die bessere Übersicht über das Wegenetz, geht dieses Buch ein paar Wege ab. Um diese dann erfolgreich selbst zu gehen, braucht es etwas Ausdauer und Kondition. Die lässt sich zunächst mit Aufwärmübungen aus dem Anhang aufbauen und anschließend in der Praxis.

Dort wartet schon ein interessiertes Publikum: In Deutschland möchten laut einer repräsentativen Befragung zwei von drei Befragte gerne mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über lohnenswerte Forschungsfragen diskutieren und ihnen über die Schulter schauen.3 In Europa informieren die sich vor allem im Fernsehen über Neues aus Wissenschaft und Technologie, dann in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet.4 Weltweit möchten 62 Prozent der Menschen mehr über Forschung erfahren und haben 75 Prozent hohes oder mittleres Vertrauen in Forschende.5 Auf stabile Zielgruppen kann leider dennoch nicht vertraut werden: „Wer heute vom Wert wissenschaftlicher Forschung überzeugt ist, kann morgen schon auf Distanz gehen“6, stellte das Schweizer Wissenschaftsbarometer fest. Deshalb müsse sich Wissenschaftskommunikation ganz besonders um diejenigen bemühen, die sich nicht aktiv für Wissenschaft interessieren.

Aber „es fehlt an Bereitschaft, es fehlt an Fähigkeiten und es fehlt auch an Fertigkeiten bei vielen deutschen Professorinnen und Professoren, ernsthaft und belastbar für das zu stehen, was sie sind und was sie können“, klagen die Einen.7 Andere stellen fest, „dass vieles in der Wissenschaftskommunikation in der Vergangenheit schiefgelaufen ist“8. Die Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, Beatrice Lugger, plädiert daher dafür, Wahrscheinlichkeiten nicht als Fakten zu präsentieren, für mehr Dialog auf Augenhöhe und dafür, sachliches durch Emotionen zu ergänzen. Für die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim wird „immer deutlicher, dass es nicht ausreicht, Fakten zusammenzutragen, zu erklären, wie etwas funktioniert. Ein ganz wichtiger Trend sei, das Wissen einzuordnen: Was bedeutet das jetzt eigentlich genau für die Gesellschaft? Wie müssen wir handeln?“9

Solche unterschiedlichen Akzentsetzungen sind auch in der Wissenschaftskommunikation nicht neu: Der erste Richtungsstreit, der dokumentiert ist, fand schon in der Platonischen Akademie in der Antike statt.10 Als 1870 populäre und Fachwissenschaften strikt voneinander getrennt wurden, wurde dem Populären „der Makel des Trivialen und allzu Simplen angeheftet“11. Das wirkt bis heute nach: Den Wirtschaftswissenschaftler Max Roser fragten Kolleginnen, warum er seine Zeit mit öffentlicher Kommunikation verschwende. Heute werden die Grafiken auf seiner Plattform „Our World in Data“ monatlich 1,3 Millionen Mal angeklickt, Lehrende nutzen seine Grafiken im Unterricht und Esther Duflo erläuterte damit, wofür sie den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam.12 Ebenso treffen Autorinnen populärwissenschaftlicher Bestseller auf Unverständnis und mehr oder weniger deutlich gerümpfte Nasen. So wird verstetigt, dass öffentliche Präsenz für die wissenschaftliche Reputation wenig relevant bis schädlich ist. Und das, trotz breitem Konsens, dass Forschung auch deshalb besser kommuniziert werden sollte, um gegen Populismus, Fake-News und Wissenschaftsskepsis bestehen zu können. Das Museum für Naturkunde Berlin ergänzt: „Gerade, weil Forschung mit öffentlichen Geldern finanziert wird, sollten die Ergebnisse auch für die Öffentlichkeit verfügbar und nutzbar sein.“13

Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht

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