Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 10

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Doug Crayne stieg mit nachdenklichem Gesicht aus dem Sattel.

Dann beugte er sich nieder, ließ die Hand vorsichtig und tastend über den felsiger werdenden Untergrund gleiten.

Die fünf Cowboys, die das Aufgebot bildeten, sahen sich etwas ratlos gegenseitig an.

"Heh, ich dachte, du wärst mal Army-Scout gewesen, Doug!", grinste einer der Männer. Er hieß Grant und hatte erst vor auf der LD-Ranch angeheuert.

"Tja...", murmelte Doug Crayne und wünschte sich in diesem Moment, in der Vergangenheit nicht so großspurige Geschichten von vergangenen Heldentaten verbreitet zu haben.

"Wenn ihr mich fragt, dann sind die nach Südwesten geritten. Genau in die Felsen hinein!", meldete sich Prutner zu Wort, einer der anderen Männer.

Doug Crayne atmete tief durch.

"Ich schließe mich deiner Meinung an, Prutner!", meinte er. Er deutete zu den schroffen Felsmassiven, die in einiger Entfernung aufragten.

"Es gibt dort zwei Pässe!", meinte Prutner. "Ich hoffe, dass wir uns für den richtigen entscheiden, sonst sind die Kerle nämlich auf und davon!"

"Und unseren Job auf der LD-Ranch sind wir dann auch los!", meinte Grant grimmig. "Schließlich hatte unser Boss sein Geld auf der Bank - und wenn das weg ist, wird er uns nicht mehr bezahlen können!"

"Nicht gleich schwarz sehen!", sagte Doug.

In einiger Entfernung tauchte ein Reiter auf.

"Das muss der Marshal sein!", meinte Grant.

Jim Dunston näherte sich rasch. Er ritt in scharfem Galopp, zügelte dann sein Pferd.

"Was gibt es für Probleme?", fragte Jim.

"Ihr Assistant Marshal scheint als Fährtensucher nicht mehr richtig in Form zu sein!", meinte Grant.

"Wir nehmen den südlichen Pass!", entschied Jim Dunston, ohne sich die Mühe zu machen, aus dem Sattel zu steigen. Er preschte ein Stück voran, stoppte und blickte kurz zu Boden. Dann drehte er sich Sattel herum. "Was ist? Wollen wir sie etwa entkommen lassen?"

"Wieso sind Sie sich so sicher?", fragte Tomlin, ein farbiger Cowboy mit angegrauten Haaren. Vor zwanzig Jahren war er von einer Baumwollplantage in Alabama geflohen und trieb sich seitdem als Cowboy herum.

"Wenn diese Kerle einen Funken Verstand haben, dann nehmen sie die südliche Route... Richtung Blazer's Hill kann man seinem Gaul höchstens die Beine brechen! Und die Spuren sprechen auch dafür..."

"Spuren?", meinte Doug. "Wo sieht der Kerl Spuren?"

Jim preschte voran. Der Rest der Gruppe folgte ihm.

Der Marshal ritt jetzt nicht mehr ganz so scharf.

Er wollte nicht, dass die Pferde vorzeitig müde wurden.

Andererseits würden auch die Gäule der drei Bankräuber irgendwann langsamer werden.

Sie ritten auf die Felsen zu.

Jim lenkte sein Pferd in eine lange, schlauchartige Schlucht hinein.

Zu beiden Seiten ragten die Felsmassive steil und schroff auf.

Das Land war sehr karg.

Tagsüber brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel, in der Nacht wurde es sehr kalt.

Die spärliche Vegetation, die sich hier in den Sacramento Mountains fand, war halb vertrocknet, der Boden rissig und aufgesprungen. Immer öfter kamen sie über steinigen Untergrund. Die Pferdehufe verursachten darauf einen Höllenlärm. Die Geräusche wurden von den Felswänden als Echos zurückgeworfen und vielfach verstärkt. Meilenweit musste man sie hören können. Aber es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern.

Diese Gegend ist ein ideales Rückzugsgebiet für jemanden, der sich verstecken will!, dachte Jim. Man hörte jeden, der sich hier her verirrte schon von weitem und konnte sich auf die Lauer legen.

Schließlich erreichten sie das Ende der Schlucht.

Sie musten einen steilen Hang emporreiten. Teilweise war die Steigung so stark, dass die Männer sich aus dem Sattel begeben und die Pferde führen mussten.

Die Stunden rannen dahin.

Endlich erreichten sie die Hochebene der Sierra de la Muerte, die sich bis zum Horizont erstreckte, nur unterbrochen von einigen Felsmassiven, die wie dahingeworfene Steinbrocken wirkten.

"Ich will verdammt sein, aber das da hinten sind sie!", rief Prutner.

Er kniff die Augen zusammen, blinzelte.

Die Sonne stand inzwischen ziemlich tief und begann schon milchig zu werden. Mitten am Nachmittag hatte sich der Überfall ereignet, jetzt war es früher Abend.

Jim Dunston zog sich den Hut etwas tiefer ins Gesicht.

Die Pferde waren ziemlich am Ende. Eigentlich brauchten sie dringend eine Pause.

Die kleinen, sich bewegenden Punkte in der Ferne...

Das mussten die Bankräuber sein.

"Wir müssen sie erwischen, bevor sie die Sierra hinter sich haben!", rief Jim. Er kannte sich inzwischen in der Gegend gut aus. Seit er in Lincoln Marshal war, hatte er des öfteren in die Sacramento Mountains reiten müssen, um irgendwelchen Verbrechern zu folgen. Und so wusste er, dass nach der Sierra das Land wieder abfiel. Ein längst ausgetrockneter Flußlauf hatte ein Canyon in den Fels geschnitten. Und wenn die Bankräuber ersteinmal dieses Labyrinth erreicht hatten, dann brauchten sie sich nur noch in irgendeiner Felsspalte zu verstecken und lange genug stillzuhalten, bis ihre Verfolger aufgegeben hatten.

Jim trieb seinen Gaul an, preschte voran.

Die anderen folgten ihm.

Doug hatte etwas Mühe damit.

Sein Pferd wollte einfach nicht mehr. Und der allergeschickteste Reiter war Doug im übrigen auch nicht.

"Ich komme schon nach!", rief er, als er sah, dass sich der Abstand zusehends vergrößerte.

Rasch näherten sich Jim und seine Leute den Bankräubern.

Die Distanz verringerte sich von Minute zu Minute.

Die Flüchtenden schien inzwischen auch begriffen zu haben, dass ihnen jemand immer dichter auf den Fersen war.

Immer deutlicher wurden sie sichtbar.

Einer von ihnen zog seine Winchester aus dem Scubbard, drehte sich im Sattel um und feuerte wild drauflos. Er fiel dadurch leicht zurück.

Zunächst war das ungefährlich. Er war noch außer Schussweite.

Aber dann wurde es enger. Jim duckte sich dicht an den Pferderücken, als die ersten Kugeln über ihn hinwegzischten.

Jim zog ebenfalls die Winchester aus dem Scubbard. Mit dem Colt zu feuern hätte wenig Sinn gehabt. Die Entfernung war einfach noch zu groß.

Die Flüchtenden erreichten inzwischen eine Gruppe von Felsen. Ihre Pferde wurden langsamer. Die Tiere mussten ziemlich am Ende sein. Jim feuerte in ihre Richtung.

Die Cowboys, die sich zum Aufgebot gemeldet hatten, versuchten das auch. Es kam nicht viel dabei heraus. Ein paar Agenblicke nur und die Bankräuber waren zwischen den Felsen verschwunden. Jim Dunston und seine Leute preschten im wilden Galopp heran.

Schüsse krachten.

Die Bankräuber hatten sich offenbar zwischen den Felsen verschanzt.

Und es würde nicht leicht sein, sie dort herauszuholen.

Auf dem Weg dorthin gab es so gut wie keine Deckung. Die Flüchtenden ballerten wie wild aus ihrer Deckung heraus.

Jim lenkte sein Pferd nach links, hängte sich seitlich an den Gaul heran, wie es die Prärie-Indianer des Nordens bei ihren Reiterangriffen zu tun pflegten. Immer noch peitschten Schüsse von den Felsen her.

Es erwischte das Pferd von Davy, einem der LD-Cowboys.

Es stürzte mit einem erbarmungswürdigen Wiehern zu Boden. Davy, ein großer, schlaksiger Mann mit blonden Haaren, sprang rechtzeitig ab. Er hatte seine Winchester in der Hand. Hart kam auf dem Boden auf, rollte, sich so gut es ging ab. Er rappelte sich auf. Der erste Schuss, den er abgab, galt nicht den Bankräubern, sondern dem Gaul. Davy wollte den Qualen des Tieres so schnell wie möglich ein Ende bereiten. Dann riss er die Waffe hoch, lud sie mit energischer Bewegung durch und feuerte. Schuss um Schuss ließ er in Richtung der Bankräuber loskrachen.

Prutner ritt heran, reichte Davy den Arm.

Davy begriff sofort.

Er schwang sich hinter Prutner in den Sattel.

In rasendem Galopp folgten sie Jim Dunston.

Die anderen hielten sich auf Distanz, ritten ebenfalls einen Bogen. Sie mussten sich der Gruppe von Felsblocken auf einem anderen Weg nähern. Hier waren sie einfach zu sehr auf dem Präsentierteller.

Aber diese Vorgehensweise bedeutete einen Umweg.

Für die Flüchtenden war das die Chance, sich davonzumachen und den Vorsprung wieder zu vergrößern.

Jim erreichte als erster die Felsen. Die Winchester hielt er im Anschlag. Aufmerksam ließ er den Blick schweifen.

Vermutlich hatten die Bankräuber ihre Chance genutzt und waren auf und davon. Die andere Möglichkeit war, dass sie sich hier irgendwo in den Hinterhalt gelegt hatten, um sich ihre Verfolger endgültig vom Hals zu schaffen.

Lester, ein weiterer Cowoby der LD-Ranch, holte Jim als erster ein. Dann folgten Tomlin und Grant.

"Dass Prutner und Davy jetzt auf einem Gaul sitzen, wird sich bald bemerkbar machen!", war Tomlin überzeugt.

Tatsächlich hingen die beiden jetzt schon ein Stück zurück. Ebenso wie Doug Crayne, mit dessen Reitkünsten es ohnehin nicht so weit her war.

"Ich würde an Stelle dieser Kerle zusehen, so schnell wie möglich zum Canyon zu gelangen", meinte Jim Dunston.

Grant nickte düster.

"Wenn sie den erreicht haben, sind sie sicher, falls sie sich nicht allzu dämlich anstellen."

Die Sonne wurde schon milchig.

Irgendwann würde sich die Dämmerung wie grauer Spinnweben über das Land legen und die Suche zusätzlich erschweren.

Jim trieb sein Pferd voran.

Dann zügelte er plötzlich sein Pferd.

Die anderen folgten seinem Beispiel.

Für Doug Crayne und die beiden Cowboys, die sich jetzt ein Pferd teilten, bedeutete das die Chance, wieder aufzuholen.

"Was gibt es?", fragte Tomlin.

Jim deutete auf den Boden. Jetzt sahen es auch die anderen. "Hufspuren", stellte Jim fest. "Und zwar mindestens von einem Dutzend Pferden..."

"Und sehr frisch!", ergänzte Tomlin.

"Indianer?", fragte Grant.

Jim Dunston schüttelte den Kopf. "Nein, es sind beschlagene Hufe."

"Benutzen die Mescalero-Apachen in den letzten Jahren auch immer häufiger!", gab Tomlin zu bedenken.

Jim schüttelte den Kopf. "Trotzdem - ich glaube nicht, dass es Indianer sind. Es wäre erstens zimlich weit abseits ihrer Reservation und zweitens kann ich mir den Mescaleros eigentlich keinen Grund denken, um hier her zu reiten.

Jagdbeute gibt es hier kaum."

Doug Crayne nahm seinen Hut ab, zerknautschte ihn und kratzte sich mit der anderen Hand am Hinterkopf.

"Mir gefällt das nicht", murmelte er. "Erinnert mich an eine böse Sache, die damals in der Gegend von Wichita passierte..."

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