Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 15
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ОглавлениеAls Jim Dunston die Riverdale Ranch erreichte, war es schon weit nach Mitternacht.
Er stieg von seinem Pferd, aber anstatt es an der Querstange vor dem Haupteingang des großesn Ranchhauses festzumachen, brachte er es gleich in den Stall und nahm den Sattel ab. Das Tier hatte sich seine Ruhe redlich verdient.
Dann ging er ins Ranchhaus.
In der Bar war noch Licht.
Einen Drink konnte er jetzt wirklich gebrauchen, fand Jim.
Um so erstaunter war er, als er dort einen Bekannten sitzen sah.
"Bill Peacock!", stieß der Marshal hervor.
Der blonde Lieutenant Colonel lehnte an der Bar und ließ sich gerade von Jarmus O'Mahoney einen jener Spezialdrinks mixen, für die der ehemalige Butler so berühmt war.
Peacock drehte sich herum. "Jim Dunston! Dich habe ich hier auch schon vermisst! Verdammt, wo hast du gesteckt?"
"Dienstliche Pflichten", meinte Jim und sein Gesicht verdüsterte sich dabei. Das was heute geschehen war, fiel selbst von einem harten Mann wie Jim Dunston nicht so einfach ab. Eine Bank war in >seiner> Stadt überfallen worden und fünf Männer hatten den Tod gefunden. Fünf Männer, die nichts anderes getan hatten, als ihre Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit wahrzunehmen und sich einem Aufgebot anzuschließen. Wut keimte in Jim Dunston auf.
In seinem Gesicht zeigte sich ein harter Zug. Der Marshal von Lincoln hatte sich geschworen, die unbekannten Mörder zu jagen. Selbst wenn sie über alle Berge waren und es vielleicht sehr lange dauerte, bis er sie vor seinen Colt bekam. Aber er hatte in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass man sich immer zweimal begegnete. Und er sah nicht ein, weshalb ausgerechnet diesmal eine Ausnahme vorliegen sollte.
"Tja, du hast ja auch noch einen kleinen Nebenjob, Jim...", meinte Bill Peacock nachdenklich. Ihm entging nicht, dass den Marshal etwas beschäftigte.
"Ja, kann man wohl sagen. Und manchmal würde ich ihn am liebsten hinschmeißen... Jedenfalls in Augenblicken wie diesem!" Er wandte sich an Jarmus. "Mir dasselbe Gesöff wie Bill!"
"Sir, mäßigen Sie ihre Ausdrucksweise!", war der ehemalige Butler etwas irritiert.
Jim atmete tief durch. "Sorry, ich habe nur laut gedacht."
"Soll ja vorkommen so etwas!"
"Ja."
Jarmus mischte sich ein. "Ich würde es begrüßen, wenn Sie uns darüber informieren würden, was sich zugetragen hat. Die Nachricht vom Banküberfall hat ja in der Stadt die Runde gemacht..."
"Die drei Banditen liegen im Staub der Sacramento Mountains", berichtete Jim düster. "Genau wie die Männer des Aufgebots... Der letzte ist dem Doc gerade unter den Händen weggestorben..."
"Das ist ja furchtbar, Sir, wenn mir diese Bemerkung erlaubt sei!"
"Erst den Drink", forderte Jim.
Jarmus stellte ihm das Glas hin. Und dann berichtete Jim in knappen Worten, was sich zugetragen hatte. "Ich habe keine Ahnung, was für eine Bande da draußen haust! Ich weiß nur, dass es keine Roten sind... Verdammt zahlreich und gut bewaffnet sind sie außerdem! Und jetzt haben sie auch noch die Beute aus dem Banküberfall bei sich..."
"Muss für diese Coyoten wie ein Geschenk des Himmels gewesen sein!", stellte Bill Peacock fest und nahm einen Schluck.
"Leider wurden die falschen damit belohnt!", erwiderte Jim hart. Jim verengte etwas die Augen, schien über etwas nachzudenken.
"Was spukt dir im Kopf herum, Jim?"
"Nur 'ne Kleinigkeit. Ist wahrscheinlich ohne Bedeutung."
Er sah an Peacock herab. Seine Uniform war ziemlich abgeschabt. An dem breiten Gürtel hingen Revolver und Säbel...
"Spuck's schon aus, Jim! Das hilft, glaub mir!"
Jim deutete auf den Säbel am Gürtel des Lieutenant Colonels.
"Es ist nur >deswegen>!", meinte er.
"Ich verstehe kein Wort, Jim!"
"Ganz einfach: Dein Säbel erinnerte mich daran, dass einer der Kerle, den ich abgeknallt habe, auch so ein altertümliches Ding trug!"
Ein Ruck ging durch Peacock.
"Was sagst du da?" Jeder Anflug von Müdigkeit war plötzlich von dem Kavallerie-Offizier abgefallen. Er schien hellwach und aus irgendeinem Grund geradezu alarmiert zu sein.
"Na, ich denke, du hast zugehört, Bill!"
Peacock atmete tief durch. "Habe ich auch... Bei dieser Gelegenheit muss ich dir sagen, dass ich gewissermaßen halb dienstlich hier bin."
"Ach, ja?"
"Wir lagern mit unserer Schwadron draußen vor der Stadt, einige Meilen flussaufwärts. Insgesamt hundert Mann!"
Jim sah sein Gegenüber ziemlich erstaunt an.
"Gegen wen wollt ihr denn in den Krieg ziehen?"
"Gegen eine Bande ehemaliger Südstaatler!"
"Du willst mich auf den Arm nehmen, Bill!"
"Ganz und gar nicht!"
"Der Bürgerkrieg ist mehr als anderthalb Jahrzehnte her!"
"Und für manche ist er immer noch nicht vorbei - wird er vielleicht auch in hundert Jahren noch nicht!" Bill Peacock nahm einen tiefen Schluck. Dann fuhr er fort:
"Major Cliff Bolder ging kurz vor der endgültigen Niederlage des Südens mit über dreihundert Mann nach Mexiko.
Zum Teil hatten sie wohl den Traum, dass sich das Blatt doch noch mal wenden könnte. Jedenfalls wurden sie nach und nach zu gewöhnlichen Verbrechern, die einen ganzen Landstrich beherrschten. Bolder führte sich wie eine Art Warlord auf, nahm Schutzgelder von den Hazenderos und paktierte mal mit den Kaisertreuen und mal mit den Revolutionären um Benito Juarez."
"Und jetzt?", fragte Jim. "Offenbar hat Bolder mit seinen Leuten das süße Leben jenseits der Grenze aufgegeben."
Peacock nickte. "Ja, zur Zeit sind die politischen Verhältnisse drüben in Mexiko ausnahmsweise mal relativ stabil...."
"Schlechte Zeiten also für Leute wie Bolder!", schloss Jim.
"So ist es. Er wurde mehr oder weniger hinausgeworfen."
"Und jetzt ist er hier..."
"Jim, an der Grenze wurden Dörfer geplündert. Die haben niemandem am Leben gelassen. Postkutschen, Frachtfahrer...
Die nehmen alles, was ihnen in die Hände fällt!"
"Und das sind immer noch dreihundert Mann? Kann ich mir kaum vorstellen."
"Wir wissen nicht genau wie viele Männer noch unter Bolders Kommando stehen. Vielleicht noch die Hälfte. Ein Teil hat ihn in den langen Jahren in Mexiko verlassen, dafür haben sich ihm andere angeschlossen. Kriminelle und Banditen, Pistoleros, die für ein paar Dollar einen Mord begehen...Kannst du dir ja denken!"
Jim nickte düster.
Was Peacock sagte, machte Sinn. Vermutlich war der Marshal mit seinem Aufgebot in den Sacramento-Mountains auf einen Teil der Bande getroffen.
"Was haben die hier vor?", fragte Jim.
Peacock zuckte die Achseln.
Er hielt Jarmus das Glas hin und dieser verstand die wortlose Aufforderung. Er schüttete dem Offizier nach.
"Wir glauben, dass sie einen Rückzugsort sichern, um von dort aus das zu tun, was sie auch schon in Mexiko getan haben. Schutzgelderpressung, Waffenhandel und so weiter.
Alles was Profit macht. Der Gouverneur hat eine Heidenangst davor, dass sie die Indianer mit Waffen beliefern."
"Nachdem sie die Beute aus dem Bankraub an sich gebracht haben, besitzen sie immerhin das nötige Kleingeld...", murmelte Jim. "Vor kurzem dürfte einer dieser Brüder hier auf der Riverdale Ranch gewesen sein. Ein ekelhafter Kerl, trug noch eine mottenzerfressene Südstaatenjacke..."
"Ja, manche dieser Männer tragen die Dinger wie heilige Reliquien!"
"Der Kerl war ziemlich schwierig. Ich musste ihn rauswerfen und hätte ihn um ein Haar erschossen!"
"Hättest du's mal getan, Jim!", meinte Peacock. "Dann wäre in den nächsten Tagen ein Gewehr weniger auf unsere Schädel gerichtet..."
"Ihr wollt sie also tatsächlich aus ihren Löchern holen!"
Peacock hob die Schultern.
"Befehl ist Befehl, Jim! So ist das bei uns nunmal." Er lächelte matt. "Übrigens bin ich nicht allein hier! Unser Fortkommandant dürfte noch in einem eurer Zimmer vor sich hinschnarchen. Ein Girl war ihm nicht genug, es mussten gleich zwei sein!"
"Du hast mir mal von ihm erzählt!"
"Für's erste ist der nicht transportfähig!"
"Soll er seinen Rausch hier ausschlafen!"
"Ich komme morgen und wecke ihn mit einem Eimer Wasser!", kündigte Peacock an. Dann schränkte er ein: "Aber vielleicht überlasse ich den Job auch Lieutenant Colonel Webster!" Er grinste. "Webster war übrigens auch hier auf Befehl vom Colonel! Der alte Paragraphenreiter ist allerdings schon längst wieder zurück im Lager!"
"Ich hoffe, er hatte trotzdem seinen Spaß!"
"Ich wette, du wirst ihn noch kennenlernen, Jim!", meinte Bill Peacock. Er wandte sich in Richtung des Ausgangs.
"Ich werde die letzten paar Stunden der Nacht zum Schlafen nutzen!"