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Bevor Jim zum Lager der Kavalleristen ritt, führte ihn sein Weg noch nach Lincoln. Schließlich musste er seinen Assistant Marshal von der neuen Lage in Kenntnis setzen.

Doug Crayne war alles andere als begeistert davon, ein paar Tage ohne die Hilfe seines Chefs auskommen zu müssen. Aber andererseits verstand er Jim Dunstons Beweggründe sehr gut.

Schließlich hatte auch Doug hautnah miterlebt, wie die unbekannten Banditen, bei denen es sich wahrscheinlich um Angehörige der Bolder-Bande handelte, das Aufgebot erbarmungslos niedergemetzelt hatten.

Als Jim den Lagerplatz am Rio Bonito erreichte, waren die Männer von Fort Stanton schon aufgebrochen. Die Stelle, an der sie gelagert hatten, war sofort zu erkennen. Jim folgte den Spuren.

Etwa eine Stunde später holte Jim die Kavallerie-Schwadron ein. Der lange Zug von Reitern war überhaupt nicht zu übersehen.

Immer zu zweit nebeneinander zogen sie dahin.

Jim ließ seinen Gaul galoppieren, bis er auf Höhe des Colonels war.

MacShane grinste, als er Jim bemerkte.

"Schön, dass Sie uns doch noch gefunden haben, Sir!", meinte er.

"Ich wurde kurzfristig... aufgehalten!", versuchte Jim die Sache zu erklären.

In MacShanes Augen blitzte es. "Kann ich mir gut vorstellen!", lachte er dann. "Von den Girls auf Ihrer Ranch ließe ich mich auch jederzeit aufhalten! Selbst wenn die Mescaleros auf dem Kriegspfad wären und schon die Palisaden von Fort Stanton überwunden hätten!"

"Sie denken wohl nur an das eine, Colonel!", meinte Jim.

"Sie nicht?"

Jim zuckte die Achseln. "Zwischendurch wird man eben durch wichtigere Dinge davon abgelenkt!"

MacShane verschluckte sich fast vor Lachen.

Dann griff er zu der Feldflasche an seinem Sattelhorn. Er führte sie zum Mund und nahm einen gewaltigen Schluck.

Dann bot er sie Jim an.

"Bester Kentucky-Bourbon!", meinte er.

"Ich dachte, so etwas trinkt ein echter Ire nicht!", stichelte Bill Peacock, der ganz in der Nähe ritt.

MacShane verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Was soll man machen, wenn man in einem Land lebt, in dem es nichts wirklich Edles zu trinken gibt!"

Jim Dunston lehnte das Angebot ab, eine Schluck aus der Feldflasche zu nehmen.

Bei der zu erwartenden Hitze konnte er auf einen Brumm-schädel gut verzichten. Was hingegen Elias MacShane anging, so schienen für den Colonel in dieser Hinsicht die Naturgesetze nicht zu gelten.

"Ich werde ein paar Männer als Kundschafter vorausschicken!", meinte MacShane. "Schließlich ist es immer ganz gut zu wissen, was auf einen zukommt!"

"Sie sagen es", nickte Jim.

"Wird sicher 'n hartes Stück Arbeit werden, diesen Bolder und seine Leute aus ihren Löchern herauszuholen."

"Wenn er klug ist zieht er sich zurück, wenn er Ihre Leute sieht!", meinte Jim.

MacShane lachte auf.

"Sie gehen von einer falschen Voraussetzung aus."

"So?"

"Bolder ist nicht >klug>. Jedenfalls nicht in dem Sinn, wie Sie das meinen."

"Erklären Sie mir das!"

"Bolder ist grausam. Aber er scheut kein Risiko für sich selbst. Das ist einer der Vabanque spielt, alles auf eine Karte setzt. Und dabei nimmt er weder auf sich noch auf seine Leute irgendeine Rücksicht. So soll er schon gewesen sein, als er noch eine Kavallerieeinheit der Konföderierten befehligte."

Bill Peacock mischte sich jetzt in das Gespräch ein. "Man erzählt sich eine Menge eigenartiger Geschichten über Bolder. Angeblich soll er mit seinen Leuten bis hinunter nach Guatemala geritten sein. Die Hälfte seiner Leute hat er in den Dschungeln von British-Honduras verloren, als er dort ein paar Banken ausgeraubt hat..."

"Ich kann's kaum erwarten, ihn kennenzulernen", meinte Jim.

MacShane winkte ab.

"Meine Neugier hält sich in Grenzen... Er mag mal ein Offizier mit Ehre gewesen sein, aber jetzt unterscheidet ihn in meinen Augen nichts mehr von so viele anderen Galgenvögeln, die durchs Land ziehen."

"Nur, dass die meisten zum Glück keine kampferprobte Kavallerieschwadron befehligen!", sagte Webster.

MacShane zuckte die Achseln. "Wer weiß, wie viele von Bolders Leuten wirklich schon zur ursprünglichen Mannschaft gehörten... Aber unglücklicherweise scheint dieser Mann eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf das Gesindel auszuüben, das sich so herumtreibt."

Beiß ins Gras, Marshal!  Wichita Western Sammelband 7 Romane

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