Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 11
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ОглавлениеZwischen den Felsen trafen sie die drei Flüchtenden nicht mehr. Schließlich erreichten sie das Ende der Hochebene. Ein scharfer Bruch folgte. Ein Abgrund von mehreren hundert Yards gähnte. Einige schmale Pfade führten hinunter.
Maultiere waren hier wahrscheinlich schneller als Pferde.
Man hatte von hier aus einen ziemlich weiten Blick.
Unten, am Fuß der Schlucht durchzog ein ausgetrockentes Flussbett die Landschaft. Wenn man ihm folgte, gelangte man in eine Canyon-Landschaft.
"Da sind sie!", rief Grant. Er streckte den Arm aus, deutete auf einen bestimmten Punkt in dem ehemaligen Flussbett.
Dort waren tatsächlich drei Reiter zu sehen, die ihre Pferde ziemlich unbarmherzig vorantrieben.
"Außer Schussweite!", knurrte Prutner.
"Sie werden das Tempo nicht bis in alle Ewigkeit so durchhalten können!", meinte Tomlin.
"Wir leider auch nicht!", erwiderte Jim Dunston düster.
Er trieb sein Pferd vorwärts, ritt den schmalen Pfad entlang, der hinunter führte. Geröll rutschte durch den Auftritt der Hufe in die Tiefe. Die Flüchtenden mussten in einem geradezu halsbrecherischen Ritt hier hinuntergeprescht sein. Andernfalls hätten sie es nicht so schnell schaffen können. Jim war klar, dass er dasselbe riskieren musste, wenn er die Kerle noch erwischen wollte. Er steckte das Gewehr in den Scubbard zurück, um besser balancieren zu können. Dann drückte er dem Tier die Hacken in die Weichen.
Ein trittsicheres Cowboypferd.
Als die Gruppe endlich das ehemalige Flussbett erreichte, waren die Banditen längst im Canyon verschwunden. Ihre Spuren waren deutlich sichtbar. Noch war Jim nicht bereit aufzugeben. Noch nicht...
Aber er sah nicht nur die Spuren der drei flüchtenden Banditen, sondern auch die Abdrücke weiterer Pferde, die offenbar vorher hier hergezogen waren.
Tomlin fiel dasselbe auf.
"Würde mich wirklich interessieren, wer das ist!", meinte er.
Sie folgten dem Flussbett, dass sich wie eine Straße durch den Fels schnitt. Zu beiden Seiten ragten steile Wände und Hänge empor. Bevor der Fluss ausgetrocknet war, hatte sich das Wasser diesen immer wieder gewundenen und sich verzweigenden Weg durch den Stein gegraben.
Eine ganze Weile geschah nichts.
Unter den Männern herrschte Schweigen.
Aufmerksam beobachteten sie die umliegenden Felshänge.
Dann ertönten plötzlich Schussgeräusche.
Einige Flussbett-Biegungen entfernt war offenbar ein heftiges Gefecht im Gange. Vielfach hallten die Schüsse zwischen den Felswänden wider.
Das ganze dauerte nur einige Augenblicke. Dann herrschte Ruhe. Jim trieb sein Pferd voran, so erschöpft es inzwischen auch sein mochte. Die anderen folgten ihm so gut es ging.
Ein Galopp auf dem unebenen Boden war kaum möglich, ohne das Pferd zu gefährden. Daher ging es nicht ganz so schnell voran.
Das ehemalige Flussbett machte mehrere Biegungen kurz hintereinander.
Jim war der erste, der den Ort des Geschehens erreichte.
Die drei Bankräuber lagen tot auf dem Boden verstreut.
Ihre Körper waren regelrecht von Kugeln durchsiebt worden.
Die Waffen hatte man ihnen abgenommen. Und auch ihre Pferde hatten die unbekannten Killer mitgenommen. Damit natürlich die Beute, die die drei Banditen in der Bank von Lincoln eingesackt hatten.
Jims Hand ging zur Winchester.
Er zog das Gewehr aus dem Scubbard, lud es durch.
Die anderen holten ihn inzwischen ein.
"Diejenigen, die das getan haben, können noch nicht weit sein!", knurrte Tomlin.
Jim ließ den Blick die felsigen Hänge entlanggleiten. Es gab kanzelartige Vorsprünge, Höhlen und einige schmale Pfade, auf denen man hinaufgelangen konnte.
Hinter einem Felsvorsprung nahm Jim eine Bewegung wahr.
Er hob die Winchester.
Der Schuss des Unbekannten krachte bevor Jim abdrücken konnte. Sein Pferd stellte sich auf die Hinterhand. In den nächsten Sekunden wurde von allen Seiten geschossen. Die Angreifer saßen in den Felsen. Sie hatten sich gut verschanzt. Jim schätzte ihre Zahl auf mindestens ein Dutzend. Einer der ersten Schüsse traf Prutner. Davy, der hinter ihm im Sattel saß, erwischte es nur
Sekundenbruchteile später. Die beiden Männner wurden durch die Wucht der Geschosse zu Boden gerissen.
Tomlin riss sein Pferd herum, wollte den Gaul ein Stück zurückpreschen lassen. Dave feuerte er mit dem Colt zu den Angreifern hinauf, die gut geschützt in ihrer Deckung lagen.
Keine zehn Yards weit kam Tomlin. Die erste Kugel erwischte ihn am Waffenarm. Er schrie auf, der Colt entfiel seiner Hand. Der Hemdsärmel färbte sich rot. Der zweite Treffer erwischte ihn genau zwischen den Schulterblättern.
Die Unbekannten feuerten von allen Seiten. Den dritten und vierten Treffer spürte Tomlin schon gar nicht mehr. Er rutschte aus dem Sattel, während sein Gaul wiehernd davonstob.
Jim ließ sein Pferd ebenfalls davonpreschen. Er hängte sich seitlich in den Sattel, aber das bot nur zu einer Seite etwas Schutz.
Der Marshal feuerte die Winchester ab.
Aber die Chance, einen der Kerle zu treffen, war gering.
Ein gewaltiger Knall ertönte.
Das war Doug Crayne mit seiner Schrotflinte. Was er tat war vollkommen unsinnig. Die Schussweite der Flinte reichte überhaupt nicht aus, um irgendeinen der Angreifer zu erwischen. Die einzige Wirkung war, dass Dougs Pferd einen Riesenschreck bekam und voranstob. Glücklicherweise in die richtige Richtung.
Lester bekam sein Pferd nicht unter Kontrolle. Die Ballerei machte es vollkommen verrückt. Es stieg auf die Hinterhand. Ein halbes Dutzend Kugeln fetzte dem Cowboy der LD-Ranch in den Rücken. Sein Schrei hallte zwischen den Felswänden wider. Er kippte aus dem Sattel. Sein linker Fuß blieb im Steigbügel hängen und so wurde seine Leiche hinter dem durchgehenden Pferd hergeschleift.
Jim Dunston hatte inzwischen die nächstliegende Biegung des ehemaligen Flussbettes erreicht. Oben, an der Felskante sah er einen der Kerle. Er legte gerade ein Spencer-Gewehr an. Jim riss die Winchester hoch.
Die beiden Männer feuerten beinahe gleichzeitig.
Aber Jim traf.
Der Gewehrschütze stürzte mit einem Schrei hinab.
Etwas an ihm war merkwürdig. Der Tote trug einen Säbel an der Seite, wie man ihn eigentlich nur bei Army-Angehörigen vermutete. Ansonsten war er aber in Zivil gekleidet. Das klatschende Geräusch, mit dem er auf den steinigen Untergrund schlug, war noch zweimal als Echo zu hören.
Jim trieb sein Pferd voran.
In der Nähe gab es ein paar Felsbrocken, hinter denen man Deckung finden konnte.
Dort ließ er sich aus dem Sattel gleiten.
Doug Crayne war dicht hinter ihm. Auch er stieg vom Pferd.
Der dritte Mann, der vom dem Aufgebot überlebt hatte war Grant. Auch er erreichte die rettende Deckung. Er stieg aus dem Sattel, während Jim ihm Feuerschutz gab. Einen weiteren der unbekannten Killer holte er mit einem gezielten Schuss aus den Felsen. Der Kerl schrie auf, rutschte den Hang hinunter. Schließlich blieb er regungslos liegen.
"Heh, mit Grant stimmt etwas nicht!", rief Doug Crayne.
Jim drehte sich herum.
Grant kauerte hinter einem Felsen. Er atmete schwer. In der Rechten hielt er den Colt. Die Linke glitt nach hinten, ließ die Jacke zur Seite gleiten.
"Es hat mich erwischt!", flüsterte er. "Am Rücken... Oh, verdammt..."
Erneut brandete der Geschosshagel auf. Jim, Doug und Grant blieb nichts anderes übrig, als die Köpfe einzuziehen.
Dann verebbten die Schüsse. Hier und da waren Bewegungen in den Felsen zu sehen.
"Warum feuerst du nicht?", fragte Doug.
"Ich glaube, sie ziehen ab!", meinte Jim. "Die wissen genau, dass sie uns nur unter großen Verlusten aus dieser Deckung herausholen könnten. Und warum sollten sie das tun?
Sie haben die Beute der Bankräuber vermutlich an sich gebracht..."
"Ein Geschenk des Himmels für sie, was?", keuchte Grant.
"Ja", knurrte Jim.
Es wurmte ihn, diese unbekannten Banditen einfach davonziehen lassen zu müssen.
Schließlich hatten sie neben den Bankräubern auch vier Männer des Aufgebots auf dem Gewissen. Kaltblütig hatten sie sie abgeschossen. Aber Jim wusste, dass er seiner Wut jetzt nicht nachgeben durfte. Es ging schließlich auch um Grant.
Der Cowboy der LDS-Ranch war schwer verletzt und brauchte dringend einen Arzt. Und sein Leben war wichtiger als schnelle Genugtuung.
"Das müssen verdammt viele sein", murmelte Doug.
"Ja, und wahrscheinlich haben sie sowohl uns als auch die Bankräuber schon eine ganze Weile beobachtet... Verdammt!"