Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 18
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ОглавлениеElias MacShane wankte die Freitreppe in der Eingangshalle der Riverdale Ranch hinab. Auf mehr oder weniger geradem Weg ging er dann auf die Schwingtüren zu, durch die man in die Bar gelangte.
Jim Dunston und Franny Watson saßen an einem der Tische und frühstückten. Der gierige Blick, den der Colonel in ihre Richtung wandte, galt wohl in erster Linie den Eiern mit Speck, die auf dem Tisch standen.
MacShane drehte sich zu Jarmus O'Mahoney herum. "Machen Sie mir bitte genau dasselbe wie den beiden dort!", forderte er.
"Sehr wohl, Colonel MacShane."
"Aber löschen Sie den Speck bitte mit Whisky ab und stellen Sie mir eine Flasche davon auf den Tisch."
"Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihnen das bekommt, Sir!"
MacShane ließ die flache Hand auf den Schanktisch sausen, dass es krachte.
"Dieser Meinung bin ich in der Tat!", dröhnte er.
Dann wandte er sich Jim Dunston zu, kam mit langsamen, noch etwas unsicheren Schritten an seinen Tisch.
Die letzte Nacht musste ihn körperlih wohl doch etwas mehr beansprucht haben, als er ursprünglich gedacht hatte.
"Sie gestatten, wenn ich mich zu Ihnen setze?"
MacShane wartete die Antwort des Marshals gar nicht ab, nahm sich einfach einen Stuhl und drehte ihn herum.
Rittlings setzte er sich darauf. Offenbar half ihm das dabei sich aufrecht zu halten.
MacShane rülpste ungeniert, schloss für einige Augenblicke die Augen.
"Ist Ihnen nicht gut, Colonel?", fragte Franny.
"Im Gegenteil. Es war mir schon lange nicht mehr so gut wie heute! Schade, dass wir strikten Befehl haben aufzubrechen..." Er öffnete die Augen, wandte Franny einen begehrlichen Blick zu. "Allerdings habe ich immer empfunden, dass Befehle gewissermaßen Auslegungssache sind..." Er wandte den Blick an Jim Dunston, musterte ihn. "Sie sind der Marshal..."
"Ja."
"Dunston oder so ähnlich."
"Stimmt genau."
"Ich habe 'ne Menge von Ihnen gehört."
"Nur Gutes, wie ich hoffe!"
"Was denken Sie denn!", grinste er. "Übrigens gut, dass ich Sie hier treffe, Dunston! Ich muss nämlich noch mit Ihnen reden..."
"Nur zu!"
"Es ist gewissermaßen dienstlich..."
Jim konnte sich denken, worum es ging. Um die Bolder-Bande. Aber der Marshal hütete sich davor, auch nur eine einzige Silbe darüber herauszulassen. Schließlich konnte Jim ja nicht wissen, ob Bill Peacock überhaupt mit ihm darüber hatte reden dürfen.
Und einen Freund in Schwierigkeiten bringen, das war nun wirklich das Letzte, was Jim Dunston beabsichtigte.
MacShane wollte gerade anfangen zu reden, da stutzte er und brach ab.
Von draußen war das Geräusch galoppierender Pferde zu hören. Wenig später wurde es von den Trittlauten abgelöst, die Army-Stiefel auf dem Holzboden in der Eingangshalle des Ranchhauses verursachten.
Die Schwingtüren der Bar flogen auseinander.
Webster und Peacock traten ein.
Sie trugen bereits ihre volle Ausrüstung, inklusive Revolver und Säbel. Als die beiden Offiziere Ihren Kommandanten sahen, wirkten sie erstaunt.
MacShane drehte sich zu ihnen herum.
Jarmus stellte dem Colonel inzwischen eine Pfanne mit Eiern und Speck auf den Tisch. Wie gewünscht mit Whisky abgelöscht. Daneben stellte der ehemalige Butler eine volle, gerade entkorkte Flasche.
"Peacock! Webster! Sehen Sie mich nicht so an, als wäre ich ein kriegerischer Mescalero-Häuptling, der Ihnen gerade erzählt hat, das er Pferde lieber isst, anstatt darauf zu reiten..."
Die beiden Offiziere näherten sich dem Tisch.
Selbst der eher legere Peacock wirkte jetzt etwas steif.
"Nun, Sir, wir...", begann Webster zu stottern.
"Sie beide haben es nicht für möglich gehalten, dass ich es schaffe, heute früh aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen, was?", erriet MacShane die Gedanken seiner Leute.
Peacocks Grinsen wirkte schwach.
"Wir dachten halt: Sehen wir besser mal nach!"
MacShane nahm einen Schluck aus der Whiskyflasche.
"Gentlemen, Ihre Fürsorge weiß ich zu schätzen!", meinte er dröhnend. "Sie sehen allerdings, dass sie volkkommen überflüssig war. Und das, obwohl ich ja das doppelte Pensum von Ihnen beiden zu bewältigen hatte!" MacShane kicherte.
"Sind ganz schön rangegangen, die beiden Ladies... Aber so mag ich es ja!"
Websters Gesicht lief rot an.
Peacock mischte sich in das Gespräch ein und versuchte, es auf ein unverfänglicheres Terrain zu lenken.
"Jim Dunston ist vermutlich mit Bolder-Leuten zusammengetroffen..."
MacShane sah Jim mit schmale Augen an. "Sie? Erzählen Sie mal!"
Jim fasste ihm die Geschichte knapp zusammen und beschrieb ihm den Ort, an dem er den Kerl mit Säbel erschossen hatte.
MacShane machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Das könnte die Bolder-Bande gewesen sein. Deswegen hätte ich ohnehin noch mit Ihnen sprechen und Sie warnen wollen.
Wäre ja wohl nur eine Frage der Zeit, wann diese Brüder ihre dreckigen Hände nach dieser Stadt ausstreckten."
"Diese Hunde haben die Leute meines Aufgebots eiskalt abgeknallt!", murmelte Jim düster. "Das hat mir ziemlich zugesetzt, das können Sie mir glauben, Colonel."
"Glaube ich sofort." Der Colonel beugte sich etwas vor und verschränkte die Arme auf der Stuhllehne. Sein Hunger auf Eier und Speck schien im Moment nicht mehr so wichtig für ihn zu sein. "Wenn Sie Lust haben, können Sie uns begleiten, Dunston! Ich würde das jedenfalls begrüßen. Sie kennen sich in der Gegend aus..."
"Bestimmt nicht besser als Sie!"
MacShane lachte dröhnend. "Aber Sie sind den Kerlen schonmal begegnet. Was Sie mir geschildert haben sieht wirklich ganz nach Cliff Bolder und seinen Bluthunden aus...
Also wenn jemand meine Männer so kaltblütig niedergestreckt hätte, wie Sie mir das von Ihrem Aufgebot geschildert haben..." MacShane schüttelte sich. "Teufel nochmal, ich würde bis ans Ende der Welt ziehen, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen!"
"Ich werde Ihr Angebot annehmen, Colonel!", kündigte Jim an.
Franny versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellbogen.
"Jim, das ist nicht dein Ernst!"
"Klar, ist das mein Ernst. Ich muss Gefahren von der Stadt abwehren..."
"Und wer sorgt hier dafür, dass die Mäuse nicht auf dem Tisch tanzen, wenn die Katze weg ist?"
"Für 'ne Weile wird das gehen."
MacShane schien zufrieden zu sein. Er wandte sich wieder den Eiern mit Speck zu und stopfte ein paar gewaltige Happen davon in sich hinein. Mit vollem Mund meinte er dann: "Sie haben doch sicher auch einen Assistant Marshal, der Sie vertreten kann!"
"Sicher hat er den!", sagte Franny und verdrehte dabei die Augen. "Ein wahrer Held ist das - und ein meisterhafter Schrotschütze! Die Banditen haben richtig Angst vor dem Alten!"
"Also ein Mann, der alles im Griff hat!", witzelte Peacock.
Aber Jim Dunston ließ nichts auf seinen Assistant kommen.
"Er ist ein anständiger Kerl. Und diese Hunde hätten auch ihn um ein Haar umgebracht... Verdammt, ich bin es den Männern, die sich dem Aufgebot angeschlossen hatten, einfach schuldig, dass ich ihre Mörder jage. Allein hätte ich nicht den Hauch einer Chance, das ist mir wohl klar. Aber mit einer Kavallerieschwadron im Rücken sieht die Sache anders aus..."
"Sie gefallen mir, Dunston!", meinte MacShane. Weil er den Mund voll hatte, fiel ihm einiges an Ei und Speck wieder heraus. Ihn störte das nicht. Er wischte sich mit dem Ärmel der Uniformjacke über den Mund. Die Ärmelaufschläge waren voller Flecken, die davon zeugten, dass das eine von MacShanes üblen Angewohnheiten sein musste. Der Colonel wandte sich an Webster. "Wann sind die Männer zum Aufbruch bereit?"
"In einer Stunde!"
"Okay!", murmelte der Colonel. "Gentlemen, wenn Sie also noch etwas dringendes zu erledigen haben, dann sollten Sie das jetzt tun! Wer weiß, wann Sie das nächste Mal Gelegenheit dazu bekommen..."
Jetzt meldete sich Franny zu Wort.
"Eines sage ich Ihnen, MacShane, wenn Sie mir Jim ramponiert zurückbringen, bekommen Sie hier keinen Drink mehr auf der Riverdale Ranch! Von anderen Vergnügungen mal ganz abgesehen!"
MacShane hob erstaunt die Augenbrauen. Frannys Selbstbewusstsein setzte ihn für einen Moment außer Gefecht.
Als Colonel und Fortkommandant war er es ohnehin nicht gewohnt, dass ihm jemand Contra gab.
Aber er gewann seine Fassung schnell wieder.
"Ma'am, ich werde Ihren Jim von einem ganzen Dutzend Kavalleristen in die Mitte nehmen lassen, damit ihm nichts passiert!"