Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 23
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ОглавлениеJim Dunston ritt an der Spitze eines Trupps von Kavalleristen die langgezogene Schlucht entlang. Bill Peacock war ebenso dabei wie Captain Joe Davis. Die Männer ritten in einem atemberaubenden Tempo. Sie mussten schnell sein, um die Angreifer noch einzuholen. Es war anzunehmen, dass das Versteck der Bolder-Leute irgendwo im Südwesten lag. Und vermutlich zogen sich die Angreifer genau dorthin zurück. Das Kartenmaterial, dass MacShanes Offizieren zur Verfügung stand, war alles andere als gut. Nie hatte sich jemand sonderlich für den genauen Verlauf der Schluchten und Höhenzüge in den Sacramento Mountains interessiert. Und solange hier nicht Gold, Silber oder irgend etwas anderes Wertvolles gefunden wurde, würde sich das auch wohl nicht ändern. Die Karten waren daher ungenau und wiesen jede Menge weißer Flecken auf.
Die Angreifer mussten sich jetzt auf einem Hochplateau befinden, dass an die langgezogene Schlucht angrenzte, die auf der Karte, die Bill Peacock bei sich hatte den Namen Long Bow trug, weil sie sich wie ein Bogen krümmte.
Vermutlich war der Namensgeber niemals dortgewesen.
Ob es aus der Tiefe der Long Bow-Schlucht irgendeinen passablen Aufstieg gab, um auf das Hochplateau zu gelangen, war fraglich. Peacock meinte, dass es ein paar Meilen weiter einen Weg gab, über den die Angreifer vermutlich auf das Plauteau gelangt waren. Zumindest der Karte nach.
Dort konnte man ihnen den Weg abschneiden.
Wenn man schnell genug war und es nicht noch irgendeinen bequemem Abstieg gab.
Der restliche Teil der Truppe würde inzwischen damit beschäftigt sein, die Verletzten zu versorgen, die Toten zu begraben und die Pferde wieder einzufangen, die in wilder Panik davongestoben waren. Der schlauchartige Charakter des Long Bow machte die Suche für sie relativ einfach. Es gab für die Gäule keinerlei Möglichkeit, nach rechts oder links auszubrechen. Schroffe, für sie völlig unüberwindliche Felswände verhinderten das.
Nach einiger Zeit scharfen Galopps erreichten Jim Dunston und der Trupp von Blauröcken jene Stelle auf der Karte, von der Bill Peacock angenommen hatte, dass sie dort den Weg der Banditen kreuzen konnten.
Sie zügelten die Pferde.
John White Feather, ein sehr dunkelgesichtiger Navajo-Indianer, der in MacShanes Truppe auch als Scout und Spurenleser diente, sprang aus dem Sattel. Zwei blauschwarze Zöpfe kamen unter der Army-Mütze hervor.
Er blickte mit unbewegtem Gesicht auf die Spuren, die sich dort zeigten. Viel war es nicht, was auf dem steinigen Untergrund zu sehen war. Aber John White Feather sah offenbar um einiges mehr, als es jedem Weißen aufgefallen wäre.
"Sie waren hier", sagte er dann mit Bestimmtheit.
"Verdammt, wir sind zu spät!", knurrte Peacock.
"Spuren führen Richtung Tolan Peak!", sagte John White Feather und steckte dabei die Hand in Richtung einer Kette ferner Berggipfel aus. Vor ihnen lag ein zerklüftetes, schroffes Land, in dem die Angreifer jede Möglichkeit hatten, sich zu verstecken.
"Wann sind sie hier vorbei gekommen?", fragte Jim Dunston.
Es widerstrebte ihm zutiefst, die Jagd jetzt aufzugeben, auch wenn die Dunkelheit bald einsetzen würde.
"Nicht lange her. Weniger als eine Stunde!"
"Dann nichts wie hinterher!", forderte Jim.
"Dunkelheit kommt bald", entgegnete der Navajo in seiner lakonischen Art. "Können Spur leicht verlieren. Hätten Hunde mitnehmen sollen. Aber niemand hat Rat von John White Feather hören wollen."
"Wir versuchen es trotzdem!", entschied Bill Peacock.
Sie gaben den Pferden die Sporen, ritten weiter voran.
John White Feather an der Spitze.
Der Navajo war ein sicherer Spurenleser.
Jim konnte innerlich vor ihm nur den Hut ziehen. Aus Kleinigkeiten konnte er erkennen, ob die Bolder-Leute hier vorbeigekommen waren oder nicht.
Die Stunden krochen dahin.
Schließlich wurde es dunkel.
"Verdammt, dann werden wir eben Morgen zur Truppe zurückkehren", kommentierte Peacock die Lage. "MacShane weiß, dass wir auf uns selbst aufpassen können."
"Die können nicht weit sein!", meinte Jim.
"Ja, ich weiß,", nickte Peacock. "Möglicherweise sitzen sie sogar in einer dieser Felspalten und belauern uns..."
Wenig später arbeiteten sie sich einen steilen, rutschigen Hang empor. Sie mussten schließlich von den Pferden steigen und die Tiere hinter sich herziehen.
John White Feather machte plötzlich ein Zeichen, hielt sich in geduckter Haltung und griff zum Colt.
Er blickte über den Kamm der Anhöhe.
Die anderen erstarrten geradezu.
Vorsichtig und sichtlich bemüht, keinen Laut zu verursachen, zog John White Feather sich zurück.
"Was ist los?", wisperte Peacock.
"Lagerfeuer an Wasserstelle", sagte der Indianer auf seine knappe Art.
"Die Typen, die wir suchen?", fragte Peacock.
Der Navajo nickte.
"Ein Mann trug zerrissene Jacke von Konföderierten.
Anderer Mann einen Säbel."
Jim horchte auf. Der Beschreibung des Navajo nach konnte es sich um den Mann handeln, der sich John Smith genannt hatte.
Jim hatte nichts dagegen, ihm hier erneut zu begegnen.
Man traf sich eben immer zweimal.
"Wie viele sind es?"
"Vielleicht zwanzig!", sagte John White Feather.
"Das heißt, sie sind in deutlicher Übermacht!", stellte Peacock fest. Dann setzte er hinzu: "Die kaufen wir uns!
Wir müssen Gefangene machen, die uns dann vielleicht verraten können, wo der Rest der Bande steckt!"
Moorcok drehte sich zu den anderen Blauröcken herum.
"Die Pferde lassen wir hier. Ihr nehmt die Karabiner und schwärmt aus, so dass wir sie umzingeln. Aber seid vorsichtig."
Die Männer gehorchten.
Sie schwärmten aus, verteilten sich in den Felsen und schlichen in geduckter Haltung voran. Wenig später blickte Jim Dunston vorsichtig über den Hang. Er sah das Lager im matten Dämmerlicht. Der Mond stand schon am Himmel, während die letzten Strahlen der bereits hinter den Bergketten versunkenen Sonne noch einen hellroten Schimmer verbreiteten.
Etwa zwei Dutzend Mann befanden sich rund um das Lagerfeuer. Sie schienen sich recht sicher zu fühlen.
Einige lachten, spielten offenbar Poker. Es machte den Anschein, als ob keiner von ihnen überhaupt mit der Möglichkeit rechnete, dass jemand ihnen bis hier her gefolgt war.
Ein paar Wächter verrichteten ihren Dienst ziemlich nachlässig, patrouillierten mit dem Gewehr in der Hand auf und ab oder hatten sich auf irgendeinen Steinbrocken gesetzt.
Im Dämmerlicht sah Jim Dunston dann jemanden, dessen Gesicht er so schnell nicht vergessen würde.
Schon die mottenzerfressene Konföderierten-Jacke war ihm aufgefallen.
So ein Stück gab es selbst unter ehemaligen Südstaatensoldaten nur selten.
"John Smith!", flüsterte Jim.
Bill Peacock, der in seiner Nähe war, sah ihn stirnrunzelnd an.
"Du kennst einen der Kerle?"
"Ja. Ich erwähnte ihn bereits. Er war auf der Riverdale Ranch und hätte um ein Haar eines der Girls vergewaltigt!
Ich habe ihn davongejagt, den Hund!"
"Na, wenigstens können wir jetzt absolut sicher sein, dass wir die Richtigen angreifen."
Jim verzog das Gesicht. "Du hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass das auch friedliche Cowboys sein könnten..."
"Nein..."
Bill Peacock wartete noch ein paar Augenblicke ab. Er wollte sichergehen, dass der Kreis um das Lager auch wirklich geschlossen war. Mit etwa einem Dutzend Mann war das nicht so einfach.
Peacock zog seinen Army-Colt und ballerte in die Luft.
Die Männer im Lager wirbelten herum.
"Ergebt euch! Ihr seid umstellt!", rief Peacock.
Aber die Bolder-Leute dachten nicht eine Sekunde daran, dieser Aufforderung nachzukommen. Sie griffen zu den Waffen, warfen sich in den Deckung und feuerten aus allen Rohren wild um sich.
Peacock duckte sich.
Jim Dunston feuerte Schuss um Schuss aus seiner Winchester ab.
Ein Schrei gellte duch die Dämmerung.
Einen der Soldaten hatte es erwischt.
Aber auch von den Banditen starben einige bereits bei den ersten Schusswechseln.
Die Schüsse peitschten zwischen den Felsformationen hin und her. So manche Kugel kratzte am Stein und wurde als brandgefährlicher Querschläger weitergeschickt.
Wieder und wieder gellten Todesschreie.
Niemand konnte genau sagen, auf welcher der beiden Seiten gerade jemand von einem Projektil erwischt wurde. Die Pferde wurden unruhig, rissen an den Zügeln, mit denen man sie beim Lager festgebunden hatte. Einige der Banditen versuchten dorthin zu gelangen.
Zwei bezahlten das mit dem Leben. Die anderen schafften es, schwangen sich auf die Gäule. Die meisten davon ohne Sattelzeug, denn das hatten sie den Tieren längst abgenommen. Etwa die Hälfte der Banditen schaffte es zu den Pferden und saß auf. Die anderen saßen in ihren Deckungen, schossen wild um sich oder waren bereits tot.
"Wir dürfen sie nicht davonkommen lassen!", meinte Jim Dunston, während er die Winchester 73 nachlud.
"Wird sich kaum verhindern lassen!", knurrte Bill Peacock.
Die ersten der davoneilenden Reiter waren offenbar durchgebrochen. Auf der Südwestseite des Rings, den die Männer vom Fort Stanton um das Lager gezogen hatten, gab es offenbar ein Loch.
Drei der Blauröcke lagen erschossen in ihrer Deckung.
Weitere Banditen tauchten aus ihren Deckungen hervor, hinter Felsblöcken und Sträuchern und versuchten ebenfalls zu den Pferden zu gelangen.
"Angriff!", rief Bill Peacock. "Sonst gehen sie uns durch die Lappen!"
Jim legte unterdessen an.
Seine wohlgezielten Schüsse holten zwei der Davonreitenden aus dem Sattel. Einen Dritten erwischte er an der Schulter.
Im nächsten Moment bekam der Bolder-Mann dann noch eine Kugel von der Seite. Sie durchschlug seine Schläfe und holte ihn wie durch einen heftigen Faustschlag aus dem Sattel.
Von John Smith sah Jim nichts mehr.
Offenbar hatte er es geschafft zu entkommen.
Jim hoffte, das man ihn später bei den Toten finden würde.
Die Blauröcke kamen aus ihrer Deckung, arbeiteten sich von Felsblock zu Felsblock vor. Bill Peacock stürmte ebenfalls voran. In der Rechten den Army-Colt, in der Linken den Säbel.
Jim Dunston gab ihm Feuerschutz, dann kam auch er aus der Deckung.
Pferde liefen jetzt kreuz und quer durch das Geschehen.
Die flüchtenden Banditen hatten an ihre Komplizen, die noch keinen Gaul unter dem Hintern hatten, nicht einen einzigen Gedanken verschwendet, sondern die Tiere einfach losgemacht.
Sie waren völlig außer Kontrolle. Orientierungslos und halb wahnsinnig vor Panik. Selbst für ein schussfestes, gut dressiertes Cowboy-Pferd konnte das, was hier an Blei durch die Luft flog, zuviel sein.
Eines der Tiere wieherte markerschütternd auf, als eine verirrte Kugel ihm in den Leib fuhr.
Es stürzte nieder, strampelte mit den Beinen.
Jim zielte, feuerte die Winchester ab und versetzte dem Tier einen Kopfschuss.
Kugeln zischten links und rechts an ihm vorbei. Ein durchgehendes Pferd galoppierte auf ihn zu. Er warf sich seitwärts, fand Deckung hinter einem Felsbrocken.
Die Kugeln schlugen dicht bei ihm in den Boden ein, splitterten kleine Stücke aus dem Stein heraus oder ließen Staubfontänen emporschießen. Jim rappelte sich auf, tauchte aus der Deckung heraus.
Einer der Bolder-Leute hatte gerade angelegt.
Jim feuerte Sekundenbruchteile bevor sein Gegenüber abdrücken konnte. Die Kugel traf den Kerl in die Schulter.
Die Wucht des Geschosses ließ ihn einen Satz nach hinten machen. Er riss das Eisen erneut hoch und ließ Jim keine Wahl. Jim schoss ihm in den Kopf.
Einem anderen der Bolder-Leute, die bis jetzt im Lager ausgeharrt hatten, gelang es, eines der durchgedrehten Pferde beim Zügel zu fassen. Er ballerte mit einem der beiden Colts, die er am Gürtel trug, wild herum, während das Tier auf die Hinterhand stieg.
Dann gelang es ihm, sich auf den Rücken des Gauls zu schwingen. Das Tier ging durch, versuchte den Reiter abzuwerfen, bockte und machte dann ein paar Sätze in Jims Richtung.
Für den Zweicoltmann war es nicht so einfach, sich unter diesen Umständen ohne Sattel auf dem Tier zu halten.
Er fiel schließlich hinunter, das Pferd preschte davon.
Der Zweicoltmann rollte sich im Staub herum, konnte dabei von Glück sagen, nicht die Hufen zu spüren zu kriegen.
Er lag ein halbes Dutzend Yards von Jim entfernt.
Jim richtete die Winchester auf ihn.
"Keine Bewegung, Hombre!"
Er erstarrte für eine Sekunde, griff dann zum Colt.
Er riss die Waffe an der linken Hüfte gar nicht aus dem Holster heraus, sondern drückte sie sofort ab, hob dabei leicht das Bein an.
Jim hatte das instinktiv vorausgeahnt, warf sich seitwärts.
Millimeterdicht sirrte das Blei an dem Marshal vorbei.
Im selben Moment ging ein Ruck durch den Körper des Zweicoltmanns.
Er war offensichtlich getroffen worden.
Er presste eine Hand gegen den Oberkörper.
Das Blut sickerte hindurch. Er Aufstöhnen kam über seine Lippen. Aber es war nicht Jim, der geschossen hatte, sondern Bill Peacock, der jetzt den Army-Colt senkte.