Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 35
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ОглавлениеTom Smith warf einen Blick auf seine Münzen. Die letzten beiden Türme schrumpften jetzt auch schon zusammen. Gut dreißig Dollar hatte er in den letzten beiden Stunden verloren. Dass die Männer links und rechts von ihm noch mehr Federn hatten lassen müssen, tröstete ihn wenig. Im Gegenteil - es machte ihn misstrauisch. Der drahtige Mann ihm gegenüber mischte die Karten. Ein Wirbel aus Fingern und Karten tanzte vor Toms Augen.
Links sah er die Gestalt eines jungen Burschen auftauchen. Ganz in schwarz gekleidet und dichte, blonde Locken. Tom beachtete ihn nicht weiter. Auch die in kleinen Gruppen hereinströmenden Goldsucher und Minenarbeiter nahm er kaum wahr.
Er starrte die Hände des Mannes an, der ihm gegenüber saß. Das Gefühl, der propere Gentleman könnte falsch spielen, hatte ihn beschlichen. Doch so aufmerksam er ihn auch beobachtete - er konnte keine faulen Tricks erkennen.
Wie er die Karten mischte! Wie ein Profi. Aber dass er hier mit keinem Greenhorn am Tisch saß, wusste Tom schon seit zwei Stunden. "Sie machen einen unglücklichen Eindruck, Smith", sagte der Spieler. Er hieß Bill Henning, und sein Gesicht erinnerte Tom an einen Habicht. "Der Abend ist noch lang, und das Glück eine launische Frau." Ein spöttisches Grinsen flog über das hagere Gesicht des blonden Gentlemans.
"Da mögen Sie Recht haben", grollte Tom mit seinem tiefen Bass. Er ließ den Mann keinen Moment aus den Augen. Der Kerl schien gut bei Kasse zu sein. Jedenfalls sprach seine teure Garderobe dafür. Und seine hohen Einsätze. Tom schätzte, dass Henning in seinem Alter war, Ende dreißig also.
Tom konnte den Bewegungen seiner Hände kaum folgen, als Bill Henning austeilte. Nacheinander nahm er die Karten auf. Die vierte, die Henning ihm über den Tisch warf, rutschte über die Tischkante und fiel zugedeckt auf den Boden.
Blitzschnell stieß sich der blonde Lockenkopf von der Wand ab, bückte sich und griff nach der Karte. Mit dem Bild nach unten legte er sie auf den Tisch. Langsam schob er sie zu Tom. Der sah auf, und für Sekunden begegneten sich ihre Blicke. Tom sah in blaue, listige Augen. Eindringlich hielten sie seinen Blick fest, als wollten sie ihm etwas sagen.
"Danke, Mister", brummte Tom und wollte sich die Karte greifen. Der junge Bursche hielt sie fest, und Tom betrachtete die Hand des Mannes auf dem Kartenrücken. Der Zeigefinger war ausgestreckt, und sein schmutziger Nagel schien auf eine ganz bestimmte Stelle im unteren Viertel des Kartenrandes zu deuten.
Tom sah genauer hin - und dann entdeckte er die kleine, kaum sichtbare Kerbe am Rand der Karte. Endlich ließ der Mann los, und Tom steckte die Karte in sein Blatt. "Wollen Sie eine andere, Smith?", erkundigte Henning sich höflich.
Tom schüttelte stumm seinen mächtigen Schädel. Aufmerksam flogen seine Augen über die Karten der Mitspieler. Und plötzlich entdeckte er auf vier Karten die haarfeinen Kerben. Immer in einem anderen Abschnitt des Kartenrandes, mal unten, mal oben, mal in der Mitte.
Schweigend ordnete er seine Karten. Er hatte drei Damen. Die anderen beiden warf er auf den Tisch. "Ich kauf zwei", knurrte er. Nacheinander kauften die Männer ihre Karten. Henning nahm nur eine neue.
Von der Seite spürte Tom den Blick des Blonden. Der Bursche musste Augen wie ein Adler haben, dass er die gezinkten Karten entdecken konnte. Tom nahm die erste der neuen Karten auf. Eine Pik Sieben. Und dann die zweite. Eine Karo Sieben. Foulhouse.
Gespannt beobachtete er Henning. Noch immer das hintergründige Grinsen auf seinem Habichtgesicht. Vermutlich grinste der Mann selbst im Schlaf.
Tom schob zwei Dollar in den Pott. Der Spieler links von ihm zog mit, Henning legte noch einmal fünf drauf, und der vierte Mann stieg aus. Ohne Henning aus den Augen zu lassen, warf Tom eine Fünf-Dollar-Note in die Mitte. Jetzt stieg auch der Spieler links von Tom aus. Henning aber zog gleich und legte gleich noch einmal zwanzig Dollar drauf.
Tom betrachtete seine beiden Münztürme. Dann zählte er sie durch. Zweiundzwanzig Dollar, fast der Wochenlohn eines Cowboys. Er nahm zwei Dollarmünzen von dem Turm und schob den Rest in den Pott. "Ich will sehen."
"Wie Sie wünschen, Smith", grinste Henning und legte sein Blatt auf den Tisch. Vier Asse und eine Herzacht. Tom ließ sein Foulhouse fallen. "Wirklich schade." Henning mimte den Mitfühlenden. "Aber das reicht wohl nicht ganz." Er streckte die Arme aus, um das Geld einzustreichen.
"Sie spielen falsch, Sir." Toms dunkler Bass dröhnte durch den ganzen Saloon. "Es tut mir leid, dass ich das sagen muss. Sie markieren die Karten mit dem Fingernagel." Er griff nach den drei Damen seines Foulhouse', drehte sie um und reichte sie seinem Nachbarn. "Sie werden uns unser Geld zurückgeben müssen."
Totenstille im Saloon. Alle Gäste reckten die Hälse und stierten zum Pokertisch. Die Hände auf dem Geld verharrte Bill Henning mitten in der Bewegung. Er machte ein Gesicht, als würde er sich zum ersten Mal im Spiegel sehen. Dann lehnte er sich zurück und lachte. Lachte laut und wiehernd...