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Auf dem Passionswege des Melancholikers sind die Allegorien die Stationen. Stelle des Skeletts in der Erotologie von Baudelaire? »L’élégance sans nom de l’humaine armature.«

Die Impotenz ist die Grundlage des Passionsweges der männlichen Sexualität. Historischer Standindex dieser Impotenz. Aus dieser Impotenz geht ebensowohl seine Bindung an das seraphische Frauenbild wie sein Fetischismus hervor. Hinzuweisen ist auf Bestimmtheit und Präzision der Frauenerscheinung bei Baudelaire. Die Kellersche »Dichtersünde«, »Süße Frauenbilder zu erfinden | Wie die bittere Erde sie nicht hegt«, ist sicherlich nicht die seine. Kellers Frauenbilder haben die Süßigkeit der Chimären, weil er ihnen die eigene Impotenz eingebildet hat. Baudelaire bleibt in seinen Frauengestalten präziser und mit einem Worte französischer, weil das fetischistische und das seraphische Element bei ihm fast nie, wie bei Keller, zusammentreten.

Gesellschaftliche Gründe für die Impotenz: die Phantasie der Bürgerklasse hörte auf, sich mit der Zukunft der von ihr entbundenen Produktivkräfte zu beschäftigen. (Vergleich zwischen ihren klassischen Utopien und denen des mittleren neunzehnten Jahrhunderts.) Die Bürgerklasse hätte, um sich mit dieser Zukunft ferner beschäftigen zu können, in der Tat zunächst auf die Vorstellung von der Rente verzichten müssen. In der Fuchsarbeit habe ich gezeigt, wie die spezifische »Gemütlichkeit« der Jahrhundertmitte mit diesem wohlbegründeten Erlahmen der gesellschaftlichen Phantasie zusammenhängt. Im Vergleich zu den Zukunftsbildern dieser gesellschaftlichen Phantasie ist der Wunsch, Kinder zu bekommen, vielleicht nur ein schwächerer Stimulans der Potenz. Immerhin ist Baudelaires Lehre von den Kindern als den dem péché original nächsten Wesen hier ziemlich verräterisch.

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Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

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