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Die magnetische Anziehung, die einige wenige Grundsituationen immer wieder auf den Dichter ausgeübt haben, gehört in den Symptomkreis der Melancholie hinein. Baudelaires Phantasie kennt stereotype Bilder. Ganz allgemein scheint er unter dem Zwang gestanden zu haben, mindestens einmal zu jedem seiner Motive zurückzukehren. Man kann das wirklich dem Zwang vergleichen, der den Verbrecher immer wieder zum Tatort zieht. Die Allegorien sind Stätten, an denen Baudelaire seinen Zerstörungstrieb büßte. Vielleicht erklärt sich so die einzig dastehende Entsprechung so vieler seiner prosaischen Stücke mit Gedichten der fleurs du mal.

Die Denkkraft Baudelaires nach seinen philosophischen Exkursen beurteilen zu wollen (Lemaître) wäre ein großer Irrtum. Baudelaire war ein schlechter Philosoph, ein guter Theoretiker, unvergleichlich aber war er allein als Grübler. Vom Grübler hat er die Stereotypie der Motive, die Unbeirrbarkeit in der Abweisung alles Störenden, die Bereitschaft jederzeit das Bild in den Dienst des Gedankens zu stellen. Der Grübler, als geschichtlich bestimmter Typus des Denkers ist derjenige, der unter den Allegorien zu Hause ist.

Bei Baudelaire ist die Prostitution die Hefe, die die Massen der großen Städte in seiner Phantasie aufgehen läßt.

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Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

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