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Die Figur der lesbischen Frau gehört im genauen Sinn zu den heroischen Leitbildern Baudelaires. In der Sprache seines Satanismus bringt er das selbst zum Ausdruck. Es bleibt ebensowohl in einer unmetaphysischen, kritischen faßlich, die sein Bekenntnis zur »Moderne« in seine⁠〈r〉 politischen Bedeutung aufgreift. Das neunzehnte Jahrhundert begann, die Frau rückhaltlos in den Prozeß der Warenproduktion einzubeziehen. Alle Theoretiker waren sich darin einig, daß ihre spezifische Weiblichkeit so gefährdet wurde, männliche Züge mußten im Laufe der Zeit notwendig an der Frau in Erscheinung treten. Baudelaire bejaht diese Züge; gleichzeitig aber will er 〈sie〉 der ökonomischen Botmäßigkeit streitig machen. So kommt er dazu, dieser Entwicklungstendenz der Frau den rein sexuellen Akzent zu geben. Das Leitbild der lesbischen Frau stellt den Protest der »Moderne« gegen die technische Entwicklung dar. (Es wäre wichtig zu ermitteln, wie seine Abneigung gegen George Sand sich in diesem Zusammenhange begründet.)

Die Frau bei Baudelaire: das kostbarste Beutestück im »Triumph der Allegorie« – das Leben, welches den Tod bedeutet. Diese Qualität eignet am unabdinglichsten der Hure. Sie ist das einzige, was man ihr nicht abhandeln kann und für Baudelaire kommt es nur darauf an.

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Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

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