Читать книгу 95 Lutherorte, die Sie gesehen haben müssen - Werner Schwanfelder - Страница 16
Оглавление9 Borna: Stadtkirche St. Marien
Wo Luther vom Freiheitsdrang überwältigt wurde
Martin Luther war häufig zu Gast in Borna, sogar inkognito als Junker Jörg. Er konnte sich dies wohl leisten, weil die Stadt auf einem schmalen Korridor ernestinisch-kursächsischen Besitzes lag, also in Freundesland. Die benachbarten Gebiete des albertinischen Herzogtums Sachsen durfte Luther nicht aufsuchen. Man hätte ihn schnell verhaften können. Daher predigte er mehrmals „gefahrlos“ in der Stadtkirche St. Marien.
In Borna hatte Luther einen Freund, bei dem er übernachtete: den sächsischen Geleitsmann (ein beamteter Zolleinnehmer) Michael von der Straßen. Der erzählte ihm vom Unmut der Bürger, insbesondere über den Abt des Pegauer Klosters, einem überzeugten Altgläubigen. Der Abt war für das Kirchenleben in der Stadt zuständig und belegte zeitweise die ganze Bevölkerung mit einem Bann. Das trug nicht gerade zur Versöhnung bei. Seit 1518 gaben sich die Bürger bereits evangelisch. Luther schickte daher schon 1519 einen evangelischen Prediger in die Stadt.
Martin Luther ist bekannt als Dickschädel. Kurfürst Friedrich der Weise sah es gar nicht gern, wenn Luther sich frei im Land bewegte. Auf der Wartburg war er sicherer. Aber Luther verließ 1522 die Wartburg, um nach Wittenberg zu gehen, wo er bei Unruhen vermitteln wollte. In Borna machte er Station und quartierte sich bei seinem Freund ein. Am Aschermittwoch, den 6. März 1522, schrieb er einen Rechtfertigungsbrief an seinen Kurfürsten, warum er nicht immer auf der Wartburg hocken konnte: Als freier Mensch berief er sich auf seinen Glauben an Gott. Durch ihn fühlte er sich so sicher und beschützt, wie es kein irdischer Fürst vermochte.
Nun ja, damit stellte er sich gegen die Fürsten, die ihn beschützten. Die Bornaer Bürger übernahmen seinen Schutz und brachten ihn am nächsten Tag nach Wittenberg. Der Brief wurde ein wichtiges Dokument.
Von der Breite Straße kommt man zum Kirchplatz. Die Stadt trägt schwer an ihrem Spitznamen: Zwibbel-Borne. Er leitet sich wahrscheinlich von der Tatsache ab, dass in der Stadt viele Zwiebeln angebaut wurden.
1522
Am Aschermittwoch, den 6. März, schrieb Luther in Borna einen Rechtfertigungsbrief an seinen Kurfürsten. Daran erinnern die Bornaer Bürger jedes Jahr mit einem Schauspiel.