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Оглавление1 Altenburg: Stiftskirche St. Marien
Wo rote Spitzen cool in den Himmel ragen
Die „Roten Spitzen“ der Stiftskirche St. Marien prägen das Erscheinungsbild Altenburgs. Kaiser Friedrich Barbarossa stiftete einst die mächtige Klosteranlage als Symbol kaiserlichen Machtanspruchs, italienische Mönche schufen einen mustergültigen Bau der staufischen Romanik. Der Legende nach wurden die roten Backsteintürme dem Bart Kaiser Barbarossas nachempfunden.
In Reformationszeiten hatten die Bischöfe von Zeitz-Naumburg das Sagen. Das bedeutete mannigfache Privilegien: keine Steuern und keine Abgaben, keine weltliche Gerichtsbarkeit. Das bot eine gute Perspektive: Man konnte ohne Anstrengung Geld scheffeln. Für die Bevölkerung waren die Mönche mit ihrem verschwenderischen und unmoralischen Lebensstil die Maden im Speck. So kam es 1521 zu Ausschreitungen gegen Mönche und Klostergemeinschaften. Im Frühjahr 1522 hatten die Altenburger Bürger die Nase voll und wandten sich an den Kurfürsten und an Martin Luther mit der Bitte um einen protestantischen Prediger. Luther kam persönlich. Am 22. April 1522 predigte er öffentlich in der Brüderkirche. Nur zwei Monate später, am 26. Juni, wurde Wenzeslaus Linck zum ersten evangelischen Prediger Altenburgs ernannt. Luther selbst hat in St. Marien nie gepredigt. 1543 löste man das Rote-Spitzen-Kloster auf, 1665 zog eine Schule ein, 20 Jahre später fand man es besser, in den Türmen ein Gefängnis einzurichten, das sogar 200 Jahre lang bestand. Im 17. Jahrhundert baute man das Kirchenschiff um, etablierte ein Witwen- und Waisenhaus. Seine heutige Gestalt erhielt das Bauwerk im 19. Jahrhundert. Erst seit Ende der 90er Jahre kümmert man sich wieder um den Bau. Um das Gebäude entstanden viele Privathäuser, so dass es kaum noch einen Zugang gibt. Die Archäologen gehen davon aus, dass der Bau noch manches Geheimnis birgt. Das macht die roten Spitzen noch interessanter, gelten sie doch als das Wahrzeichen der Stadt.
Den lang gezogenen Marktplatz kann man nicht verfehlen. In der Mitte steht das Rathaus. An einem Ende befindet sich die Brüderkirche, am anderen Ende sieht man die „Roten Spitzen“. Man muss die Berggasse hoch gehen. Von hier hat man auch einen schönen Ausblick auf die Stadt.
1523
Am 28.1. trat Wenzeslaus Linck als erster evangelischer Pfarrer in Altenburg seinen Dienst an. Er predigt in der St. Bartholomäi Kirche.