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19 Döbeln: St. Nicolai-Kirche

Wo der Mirakelmann liegt

Über 1.000 Jahre hat Döbeln auf dem Buckel, inklusive Reformationsgeschichte. Ab 1521 kamen die ersten evangelischen Prediger. Sie konnten nur im Rathaus predigen. Kirchliche und weltliche Obrigkeit sahen das Treiben nicht gerne. Herzog Georg der Bärtige ließ etliche Anhänger Luthers verhaften und der Prediger musste fliehen. So verzögerte sich die Reformation. Erst 1539, als sich das albertinische Sachsen reformierte, breitete sich das evangelische Gedankengut in Döbeln frei aus.

Die Kirche St. Nicolai zeugt von der nicht immer besseren Vergangenheit. Vermutlich 981 wurde der Bau begonnen, 1293 erstmals urkundlich erwähnt. Zweifelsohne eines der ältesten Bauwerke der Stadt, birgt es einen Schatz von Sehenswürdigkeiten wie den elf Meter hohen Altar, den größten erhaltenen Schnitzaltar in Sachsen, der Cranachschule zugeordnet (1515/1516), und mehr ...

Eine Besonderheit ist der Mirakelmann, eine bewegliche, lebensgroße Skulptur aus Lindenholz. Vermutlich diente die Figur bei Mysterien- und Passionsspielen der Darstellung des Leidensweges Christi. 1,80 Meter groß, nach einem echten Leichnam modelliert, mit Adern und Blutbahnen, dadurch sehr natürlich wirkend. Um 1500 wurde sie erschaffen. Bei Aufführungen stieß ein Soldat die Lanze in die Seite des gekreuzigten Mirakelmannes. Dabei durchstieß er einen mit Blut gefüllten Darm, Tierblut strömte aus. Die Zuschauer erschauderten.

Seit der Reformation hing die Figur mit Kreuz an einem Pfeiler im Schiff der Kirche. Später landete sie in einer Holzlade im nördlichen Seitenschiff. Dort wurde sie beim Hochwasser 2002 beschädigt. Das ganze Kirchenschiff war überflutet und die Figur dümpelte zwei Tage lang im Wasser. Sie wurde restauriert. Seit 2005 ist sie wieder vorzeigbar und befindet sich in einem Holzsarg auf der Empore.

Vor der Kirche steht ein imposantes Denkmal des Reformators Luther.

Die St. Nicolaikirche steht am Lutherplatz. Von der Lutherstatue aus hat man einen schönen Blick auf das Rathaus und den Markt. Ein kleiner Spaziergang in der Altstadt ist zu empfehlen.

1539

Mit der Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen konnte sich das evangelische Gedankengut auch in Döbeln frei ausbreiten.