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Оглавление13 Coswig: St. Nicolai Kirche
Wo die Kirche viele Türen hat
„Kirche mit den vielen Türen“ – das ist nicht nur ein Spitzname, sondern Tatsache: Die Coswiger St. Nicolai Kirche hat viele Türen. Nicht nur die Fürsten hatten ihre eigene Kirchentür, sondern auch die wohlhabenden Bewohner der Stadt. Die Türen scheinen bestimmten Bevölkerungsgruppen zugeteilt gewesen zu sein. So wurde nicht erst in der Kirche, sondern bereits vor ihren Türen die Stellung und Bedeutung der Kirchgänger demonstriert.
Im Jahr 1150 wurde der Bau der dreischiffigen Hallenkirche im romanischen Stil begonnen. Das ist gut zu erkennen, denn das Fundament der romanischen Rundbogenapsis ist im Fußboden des Chorraumes markiert. Als romanische Kirche hatte sie nur einen Eingang an der Breitseite.
1272 wurde sie Klosterkirche und gehörte zum Augustiner-Nonnenkloster. Nun stand die Gotik auf dem Architekturplan. Typisch der gerade und geschlossene Langchor, der ein Kreuzrippengewölbe nach gotischer Tradition erhielt. Der einzige, quadratische Turm der Kirche wurde mehrmals umgebaut. Unten blieb er romanisch, oben geht er in eine achteckige Form über. Dort befand sich früher die Türmerstube. Darüber liegt der Umgang, von dem man einen faszinierenden, weiten Ausblick über die Elbauen in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich genießt.
Die Reformation schlug 1527 zu, das Kloster wurde aufgelöst und die Klosterkirche evangelische Stadtkirche. Die Nebentüren wurden – wahrscheinlich – geschlossen. Im Schmalkaldischen Krieg und im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche mehrfach zerstört, wie das so war – und unverzagt wieder aufgebaut. So herrschen heute der Renaissance-und der Barock-Stil vor.
Am Ende des 16. Jahrhunderts tobten sich die Zwickauer Bilderstürmer aus. Dem fiel ein Schnitzaltar zum Opfer. Erstaunlich ist, dass drei wunderbare Bildwerke aus der Schaffenszeit des Lucas Cranach d. J. die Unruhen überdauert haben.
Die Kirche befindet sich Am Markt 1, mitten im Zentrum von Coswig. Wenn man von Coswig nach Dessau fahren will oder umgekehrt, nimmt man die K2376. An der Elbe muss man mit einer Gier-Fähre gemütlich übersetzen und kann dann bequem durch die Elbauen fahren.
1527
Die Reformation kommt nach Coswig. Der erste evangelische Gottesdienst wird gefeiert.