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18 Dessau: St. Johannis Kirche

Wo besondere Cranach-Bilder sind

Sie liegt zentral. Die Kirchengemeinde ist mittlerweile klein, aber der Kunstschatz in der Kirche ist groß: drei wunderbare Tafelgemälde aus den Werkstätten der Cranachfamilie, Die Kreuzigung, Jesus am Ölberg und das Dessauer Abendmahl. Die Gemälde stammen eigentlich aus der Schloss- und Marienkirche Dessaus. Denn die St. Johanniskirche wurde als lutherische Kirche im reformierten Anhalt erst im Jahr 1702 in Dienst genommen: schlichter, spätbarocker Stil mit klassizistischen Elementen. 1967 fusionierten die Kirchengemeinden St. Johannis und St. Marien und die Gesamtgemeinde kam in den Besitz der Gemälde, die im Krieg ausgelagert worden waren und nach 1990 aufwendig restauriert wurden. Daher hängen die Bilder heute in St. Johannis. Besonders beeindruckend ist das Dessauer Abendmahl vom jüngeren Cranach (1565), denn als Jüngerschar sind die großen deutschen Reformatoren abgebildet. Luther ist zu erkennen, Bugenhagen, Jonas, Melanchthon und der Dessauer Fürsten-Pfarrer Georg III.

Dessau ist ein Beispiel dafür, wie zersplittert die Kräfte der Reformation waren: Am 2. April 1534 wurde in Dessau die Reformation durch die anhaltischen Fürsten Johann, Georg III. und Joachim eingeführt. Bereits 1596 haben sich die Fürsten aber anders entschieden. Die Dessauer Fürsten Johann-Georg I. und Augustus von Anhalt fühlten sich dem calvinistischen Bekenntnis zugehörig. In der St. Marienkirche feierten sie nach reformiertem Bekenntnis Gottesdienst. 1606 findet so etwas wie eine zweite Reformation in Anhalt-Dessau statt, eine calvinistische. Schwere Zeiten für die Lutheraner. Erst 1679 wird die freie Religionswahl im reformierten Anhalt eingeführt. 1690 wird mit dem Bau der lutherischen Johanniskirche begonnen, 1702 wird sie eingeweiht. Wenn es nach dem Kirchbesuch ginge, bräuchte man heute gar keine Kirche mehr. Die evangelischen Gemeinden sind klein an Mitgliedern geworden.

Über die Cranachbilder freuen sich aber alle, selbst die Ungläubigen.


Die Johanniskirche liegt an der Ecke zwischen Kavalierstraße und Johannisstraße in Dessau, Ortsteil Roßlau. Sie ist nicht nur kulturell interessant, sondern war auch politisch wichtig. 1989 gingen viele Impulse von der Gemeinde aus und auch heute noch bietet man in der Kirche ein Diskussionsforum für politische Themen.

1534

Am 2. April wird in Dessau die Reformation eingeführt, 62 Jahre später erfolgt eine weitere, calvinistische Reformation.

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