Читать книгу 95 Lutherorte, die Sie gesehen haben müssen - Werner Schwanfelder - Страница 6

Vorwort

Оглавление

Luther allerorten

Über Luther wird viel gesprochen. Man kann die Lutherdekade ruhig an sich vorbeiziehen lassen oder man kann sich Luther stellen. Ich habe mich Luther gestellt und bin seinen Spuren nachgegangen: Wo war dieser Luther in Deutschland unterwegs und was hat er an all diesen Orten gemacht?

Ich begann mit einer gründlichen Recherche. Vorher wusste ich auch nicht mehr über Luther als was man eben im Religionsunterricht und später in Kirchengemeinden über ihn hört. Zusammen mit meiner Frau habe ich viele der Stätten, an denen sich Luther aufgehalten hat und die heute noch irgendwie an Luther erinnern, aufgesucht. Meine Frau war die Pfadfinderin. Sie gab an, wie ich fahren sollte und wo genau sich die Lutherorte befanden. Unterwegs bemerkte sie noch weitere Lutherstätten, die ich in der Recherche übersehen hatte. Auch diese suchten wir auf. Jede war anders, jede interessant. Wir sahen uns die Bauten, die Denkmäler an, ich machte Fotos. Wir sprachen mit Anwohnern, wir sammelten weiteres Material. Es war eine anstrengende, aber auch herrliche Zeit: eintauchen in das Lutherleben. Ich wünschte, Luther hätte 150 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt; denn wir hatten uns vorgenommen, 95 Lutherstätten zu veröffentlichen, im Gedenken an die 95 Thesen. Aber es gibt viel mehr Lutherstätten.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben Lutherwege ausgewiesen, die man bewandern und befahren kann. Auch unsere Lutherstätten befinden sich auf diesen Lutherwegen, so dass man als Ergänzung das Material der jeweiligen Fremdenverkehrsämter nutzen kann.

Ich will Ihnen aber auch noch erzählen, was mir an Luther aufgefallen ist. Erstens: Luther war wahnsinnig viel unterwegs. Dabei habe ich die Stätten, die außerhalb der drei genannten Bundesländer liegen, gar nicht erfasst. Er war ja auch in Coburg, Worms, Rom und in vielen anderen Orten. Er war ständig auf Tour. Manchmal ritt er oder nahm eine Kutsche, viele Strecken ging er zu Fuß. Welch eine Leistung!

Zweitens: An vielen der Stätten, die wir aufgesucht haben, hat er gepredigt. Er musste die Predigten ja auch vorbereiten – wo und wie hat er das gemacht? Wann nahm er sich die Zeit dazu? Er hatte eine außergewöhnliche Schaffenskraft. Wenn er zu Hause in Wittenberg war, hielt er äußerst fundierte Reden beim Mittagstisch. Er hatte Tischgäste, die den Reden lauschten, sie niederschrieben und veröffentlichten. Dann hat er noch Briefe, Traktate und Broschüren geschrieben sowie Bibelstellen übersetzt. Unglaublich, was der Mann alles arbeitete!

Drittens: Er besaß viele Unterstützer. Seine Frau Käthe kümmerte sich um ihn, wenn er wieder von einer Reise nach Hause gekommen war, umsorgte ihn und hielt auch seine Launen aus. Vor dieser Frau muss man genauso viel Respekt haben wie vor Luther. Ohne seine Käthe hätte er nie so viel schaffen können. Und: Luther war nicht der einzige Mann der Reformation. Der engere Kreis bestand aus Luther, Melanchthon und Spalatin. Luther war das Raubein, der Emotionale und Grobschlächtige. Melanchthon war der Organisator im Hintergrund. Er schuf die neue evangelische Gemeindeorganisation, er glich aus, wo Luther aufbrauste, er stabilisierte die Reformation. Spalatin war der politische Vermittler, hielt Kontakt zu den Politikern, den Fürsten und Bischöfen. Ohne seine politische Gestaltung wäre die Reformation schnell aufgerieben worden.

Viertens: Luther hätte ein guter Personalchef sein können. Er vermittelte fast alle evangelischen Pfarrer dieser Zeit in die Gemeinden. Die meisten hatten bei ihm studiert und er sandte sie zu den neuen evangelischen Gemeinden.

Bei der Arbeit an den Lutherstätten habe ich jedenfalls ein anderes, auch tiefer gehendes Lutherverständnis bekommen. Schon allein das war der Mühe wert.

Dem Leser möchte ich gute Erlebnisse mit dem Buch und mit Luther wünschen. Ich freue mich, wenn Sie dieses Buch in Ihrem Lesesessel genießen. Noch mehr freue ich mich, wenn Sie vor Ort die Lutherstätten entdecken und besuchen. Wenn Sie dann auch noch Lust auf neue Entdeckungen verspüren, würde es mich ganz besonders freuen, denn das ist der Hauptzweck dieses Buches.

95 Lutherorte, die Sie gesehen haben müssen

Подняться наверх