Читать книгу Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski - Страница 11
Оглавление4.1.8. Zur Spiritualität der Anasazi
Die nur anhand der unvergänglichen Indizien (Architektur, Plastik, Felszeichnung und Keramikdekor) spekulativ mögliche Einschätzung der Anasazi-Glaubensvorstellung deutet schwerpunktmäßig auf eine weibgetragene, auf Fruchtbarkeit und Wasser sowie Ernteprodukte orientierte Spiritualität, die sich in kaum nachweisbaren spirituell-künstlerisch darstellenden Ritualaktivitäten ausdrückt. Über Felszeichnungen sind auch Jagdwünsche rituell umgesetzt worden. Ob dabei die Herstellung des Bildes und/oder das Bild selbst das Wesentliche dieses beschwörenden Jagd-Ritus waren, ist unbekannt und auch für uns unwesentlich.
Ökologisch bedingter ernsthafter Ernährungsstress erbrachte Zweifel an der spirituellen Wirksamkeit langjährig erfolgreicher Rituale, Zeremonien und spiritueller Kommunikation mit den Geistkräften. Fruchtbarkeit, Wasser und Nahrungspflanzen blieben zwangsläufig immer im Mittelpunkt der Spiritualität, aber die „erfolglosen“ Zeremonien mussten in eine bessere = wirksame(re) Kommunikation auf gegebenenfalls neuen Lokalitäten umgewandelt werden. Das war eine Aufgabe für die ganze Gemeinschaft und führte zu neuen für uns nur über physische Ausdrucksformen erkennbaren/deutbaren Veränderungen. Eine Form war der Zeremonialplatzwechsel von der Kiva zur Plaza (und zurück?), wobei die damit verbundene Rolle bei Ritualen weder quantitativ noch qualitativ einzuschätzen ist.
Rückschlüsse aus der heutigen Zeremonialität der Anasazi-Nachfahren in den Pueblos vom Rio Grande, der Hopi und der Zuni zu ziehen, verbieten schon rein sachliche Gründe. Wie bereits früher geschrieben, führt ein vergleichender Rückschluss von den Zeremonien im heutigen Vatikan zu denen in den römischen Katakomben der Frühchristen zu ebensolchen Fehldeutungen wie die Übernahme der Sonnenrad-Apostrophierung für das altindische Hakenkreuz/Swastika und die Symbolik des von den Nationalsozialisten missbrauchten Hakenkreuzes zur Deutung des von den radlosen und nicht nationalsozialistisch beeinflussten Anasazi genutzten Hakenkreuzes (Canyon de Chelly; Antelope House). Was hinter den scheinbaren oder wahrscheinlichen Katchina-Darstellungen der 1300er Jahre u.Z. stand, ist uns unbekannt. Das wissen auch die heutigen Nachkommen nach 300 bis 400 Jahren kolonialer und christlicher Unterdrückung, Ausbeutung und Dezimierung nicht. Sie äußern sich dazu nur in einem dem aktuellen Mainstream der Weißen und/oder einiger Natives entsprechenden Kontext. Das ist kein Vorwurf, sondern eine sachliche Feststellung.