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4.2.7.5. Die Kivas

Der Begriff „Kiva“ ist aus der Bezeichnung der historischen Pueblo-Indianer (Hopi) für ihren runden oder rechteckigen Zeremonialraum, zu dem Nichtmitglieder der Kiva-Gemeinschaft - also auch wissbegierige Ethnologen - keinen Zutritt haben, in die prähistorische Vergangenheit übertragen worden, um runde, meist halbunterirdisch gebaute Räume zu bezeichnen. Diese vom Grundriss her meist runden Räume setzten sich auffällig von den im Allgemeinen rechteckigen, auf der Erdoberfläche errichteten Wohn-, Vorratslager- und Arbeitsräumen ab. Der Ursprung der Kiva lässt sich zwanglos bis zum frühen Grubenhaus gegen 400 u.Z. zurückverfolgen. Es ist aber sehr oft problematisch festzustellen, wann ein Grubenhaus vorrangig profanen Zwecken oder vorrangig rituellen Aufgaben diente, zumal diese Trennung widersinnig ist, da die Lebensweise dieser Menschen eine solche Trennung nicht kannte, sondern nur, entsprechend den konkreten Bedürfnissen und Erfordernissen, zeitlich und räumlich unterschiedliche Aktivitätsschwerpunkte setzte. Jede Tätigkeit war in irgendeiner Form spirituell verankert.

Große bis ungewöhnlich große Grubenhäuser wurden oft als öffentliches, der gesamten Menschengemeinschaft eines Siedlungsstandortes dienendes kommunales Bauwerk bezeichnet. Welche kommunalen Aktivitäten dort durchgeführt wurden und wie sich diese örtlich und zeitlich veränderten, ist auf Grund der geringen baulichen Indizien und ihrer Veränderungen ein weitgehend spekulativer Interpretationsversuch.

Während der frühen Zeit hatte das Kiva-Grubenhaus nur verputzte Erdwände, die im Allgemeinen verziert/bemalt waren. Diese wurden später durch Steinmauerwerk ersetzt bzw. ausgekleidet, das ebenfalls verputzt und verziert wurde. Die Kiva-Wandmalerei war eine bedeutende und spezielle Kunstform, die formal gegebenenfalls mit der Felskunst zu vergleichen wäre.

Das einfache Grubenhaus wurde als ausgemauertes Grubenhaus fortgesetzt und erhielt dann von den Archäologen „endgültig“ die Bezeichnung „Kiva“. Dies ist ein bestechend kurzer, bildhafter Begriff und wurde als solcher recht undifferenziert angewandt. Mit weitergehender Forschung fanden sich mehr Merkmale, die manche Interpretation in Frage stellten, so dass heute von einem Teil der Wissenschaftler an Stelle des Begriffs „Kiva“ der Begriff „Ritualraum“ oder einfacher nur „Runder Raum“ genutzt wird. Dies setzt sich vor allem bei Standorten durch, die nicht ausgegraben wurden und wo nur runde Erdeinsenkungen die Möglichkeit andeuten, dass dort zumindest ein runder Raum vorhanden ist. Für eine präzisere Bezeichnung oder gar die Charakterisierung als Kiva sind einfach (noch) keine Indizien vorhanden. Um im Weiteren aber keinen Begriffsstreit oder eine akademisch komplizierte Beschreibung anzuwenden, wird für diese runden Räume in dieser Darlegung weitgehend der Begriff „Kiva“ weiter benutzt, auch wenn er mehr oder minder ungenau oder bestreitbar ist. Wenn die Grundrissform nicht rund ist, dann wird das zusätzlich angegeben.

Die Errichtung eines baulich gestalteten und räumlich begrenzten und ausgrenzenden Sakralraumes war, selbst wenn dieser Bau zeitlich eventuell nach der Errichtung der ersten Wohnbauten erfolgte, mit diesen gleichrangig. Hierbei müssen zwei Varianten beachtet werden. Bei der ersten wurde die Kiva vom Raumblock umschossen und meist nicht unter die Erdoberfläche eingetieft, bei der zweiten wurde auf der prinzipiell für Wohnbauten nicht vorgesehenen und damit der öffentlichen (rituellen) Nutzung sich darbietenden Plaza ein besonderer, ausgrenzender Raum errichtet. Ob dieser Raum von allen Mitgliedern der Gemeinschaft oder nur von der zahlenmäßig eingeschränkten Anzahl von „Kiva-Mitgliedern“ errichtet wurde, ist nur spekulativ zu beantworten.

Der Durchmesser dieser meist runden Ritualräume war sehr unterschiedlich. Er reichte von 3 bis 4 m bei den kleinen Kammern (7 - 12 m² Fläche) bis zu 7 bis 8 m (40 - 50 m²) bei den größeren Räumen. Die bautechnische Spitze waren die Großkivas, wovon es teilweise bis zu zwei Stück in den Großhäusern gab, die wahrscheinlich die Zentren des rituellen Dorflebens waren. Als Musterbeispiel wird stets die größte, aber nicht an ein Großhaus gebundene Großkiva, Casa Rinconada, angeführt (Durchmesser ca. 20 m, Grundfläche ca. 300 m²). Auch an bzw. in Kivas wurden wie bei den Pueblobauten aller Größen während ihrer Nutzungszeit bauliche Veränderungen durchgeführt. Die Kivas waren wahrscheinlich nur im Rahmen von Ritualaktivitäten Orte mit besonderem Charakter. Wenn sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr benötigt wurden, dienten sie als Lieferant für Baumaterial, speziell für Holzbalken, wurden verfüllt, um Platz für andere Bauten zu schaffen und/oder wurden auch als Abfallgrube genutzt. Ob eine festgestellte Brandzerstörung einer Kiva durch unglückliche Umstände oder durch eine bewusste feindliche oder spirituelle Handlung verursacht war, ist kaum festzustellen. Der Umgang der Anasazi mit dem Bauwerk „Kiva“ entspricht nicht der Denkmalpietät europäischer Art.

Kleine Kivas (7 bis 12 m² Grundfläche) hatten, soweit feststellbar, eine nur spärliche, den Bodenfreiraum einschränkende Ausstattung. Sie bestand oft aus vier Halbsäulen an der Innenwand, was auf eine konventionelle Überdachung analog den Puebloräumen schließen lässt. Die Dachöffnung diente als Rauchabzug und Einstieg. Von einer Feuerstelle, einer bodenebenen (wie in den zeitgleichen Grubenhäusern) oder unterflurigen Belüftung, einer Sipapu (Vagina der Mutter Erde) sowie einer umlaufenden Mauerwerksbank ist auszugehen. Belüftungsgänge/-schächte waren immer vorhanden. Die Raumhöhe lag bei ca. 2,1 m.

Die Luftzufuhr in die Kiva erfolgte durch eine Öffnung oder einen Spalt am Ende eines mit Steinplatten abgedeckten horizontalen Ganges, der an seinem anderen Ende mit einer vertikalen, zur Erdoberfläche führenden und Frischluft ansaugenden steinummantelten, meist rechteckigen Schachtröhre verbunden war. Der Ansaugunterdruck entstand durch den dem Kivafeuer durch die Deckenöffnung entweichenden Rauch- und Warmluftstrom.

Das Belüftungssystem aus Schacht- und horizontalem Gang von der Ebene der Erdoberfläche zum Boden der Kiva oder des Grubenhauses erschien etwa um 800 u.Z. (Pueblo I) in der Architektur der Anasazi, um frische Luft (von der Außenseite) in den überwiegend abgeschlossenen Raum einzuführen. Dieses System ersetzte die Anlage der sogenannten Gegenkammer aus dem Grubenhaus der Basketmaker-Zeit. Der Deflektor-Stein war ein wichtiges Element in diesem Belüftungsprozess. Dieser Schirm aus aufgemauerten Steinen oder senkrecht in den Boden gesteckten großen Steinplatten bewirkte, dass die Luft überall in der Kiva zirkulieren konnte und das Feuer möglichst wenig dem direkten Luftstrom ausgesetzt wurde.

Auch die größeren Kivas (40 bis 50 m² Grundfläche) hatten unmittelbar am Boden die annähernd gleiche Ausstattung, aber auf der umlaufenden Bank waren bis zu zehn Pilaster (Halbsäulen) aus Stein und in die Wand eingelassenen Wacholderstämmen für die Abstützung einer besonderen selbsttragenden domartigen Dachkonstruktion (cribbed roof) errichtet. Diese hatte in der Mitte ebenfalls eine als Rauchabzug und ggf. als Einstieg zu nutzende rechteckige Öffnung. Eventuell konnte der Zutritt zu diesen Raum auch von einer (oder einer der) Nebenkammer(n) erfolgen. Die Pilaster trugen die Stammenden, die innen um die Kiva gelegt wurden. Die Stammenden hielten das Gewicht von einem anderen, aber kleineren Umkreis von Stämmen und dieser Kreis immer noch einen anderen, letztlich bis zu 12 bis 14 Stammschichten. Diese jeweils enger werdenden Baumstammkreise bildeten eine Kuppel, die eine gewölbeähnliche Decke bildete. Bei einer freigelegten, fast intakten Kiva wurden 350 Stämme oder Stammstücke für ein solches Dach verbaut. Nahe der Wand war die Decke nur etwa 0,9 m über dem Boden, aber im Zentrum des Raumes betrug die freie Höhe 2,4 bis 3,0 m.

Der Raum zwischen der Außenseite der Dachkuppel und der Wand der Kiva wurde mit Erde und Geröll bis zum Abgleich mit dem Niveau des Hofes oder der Umgebung aufgefüllt. Die Gegenwart einer solchen Kiva wurde nur von den Dachöffnungen angezeigt. Die auf der ebenen Erde nicht eingetieft errichteten und von einem rechteckigen Raum umgebenen Kivas (bei einer Höhe von mehr als einer Etage auch als Turmkiva bezeichnet) innerhalb des Pueblos hatten meist einen mit Erdstoff und/oder Schutt/Abfall verfüllten Raum zwischen der Rundmauer und der Rechteckmauer. Die ebene Dachfläche diente im oder am Wohnkomplex als Hofraum.

Eine Chaco-Großkiva wurde durch folgende Charakteristika definiert:

-Rundbau mit einem Durchmesser von 12 bis ca. 20 m (Fläche: 115 bis 300 m²)

-erhöhte große, gemauerte Feuerkästen und Deflektor (mit Ausnahmen)/Feueraltar

-Vor- und/oder Gegenkammern, die sich an die runde Hauptkammer anschlossen

-das Dach wurde durch gemauerte oder hölzerne Stützen/Säulen getragen

-große, sorgfältig ausgemauerte Fundamente/Fundamentgruben für die Dachstützen

-zwei ausgemauerte Bodengruben (Fußtrommeln?)

-an der Innenseite der Mauer umlaufende gemauerte Bank

-der Eingang erfolgte über Treppen auf der Nord- und/oder Südseite

-Wandnischen (eventuell. zu Aufbewahrung und/oder Ablage von Ritual- und Opfergaben

Außerhalb des Chaco-Bereiches auf der Mesa Verde gab es auch zwei rechteckige Großkivas. Beim oder nach dem Ausklang der Chaco-Kultur gab es in Randgebieten große, runde, dachlose oder nur teilüberdachte Bauten, die ebenfalls als Großkiva bezeichnet wurden.

Die Großkivas hatten keine separaten Belüftungsgänge/-schächte, da die Luftversorgung durch die Eingänge und Öffnungen von den randlichen Kammern offensichtlich ausreichend gewährleistet war.

Erhöhter Feuerkasten und Deflektor: Ein erhöhter rechteckig ausgemauerter Feuerkasten (Feuerstelle), bei Pueblo Bonito mit den Maßen 1,6 x 1,6 m, befindet sich immer direkt südlich des Raumzentrums auf der Nord-Süd-Hauptachse der Kiva und ist auf dem Boden oder manchmal auch in ihn hineingebaut worden. Beinahe alle Großkivas haben einen leicht gekrümmten Deflektor (Feuerschirm, als Schutz vor dem direkten Luftstrom), der sich südlich des Feuerkastens befindet und auf ihn ausgerichtet ist. Dieser Schirm bestand oft aus gesetzten großen Steinen mit viel Mörtel im Fugenraum oder auch aus Steinplatten. Einige Quellen bezeichnen dieses bauliche Element auch als Feueraltar.

Vor- und Gegenkammern: Ein direkter Eingang durch einen an der Nordseite befindlichen Vorraum ist ein Standardmerkmal der Großkivas. Bei einigen, wie bei der Casa Rinconada, gibt es sowohl einen nördlichen als auch einen südlichen Zugang zur Kiva. Die angebauten Räume/Vor- und Gegenkammern können als Aufbewahrungsorte für Gegenstände gedient haben, die mit den in der Kiva durchgeführten Ritualen verbunden waren oder als ein Raum, wo man sich auf die Rituale vorbereitete. Durch die weitere Gestaltung dieser Kammern, speziell der Erweiterung der Gegenkammer, die oft mit einem Belüftungsgang und -schacht verbunden war, entwickelte sich - auf Grund der sich dann ergebenden Grundrissform - die sogenannte „Schlüssellochkiva“. Diese Kiva-Form war allerdings in den Gebieten nördlich des San Juan River wesentlich stärker verbreitet als im südlicheren Chaco-Gebiet, hatte aber in den späteren, separat belüfteten Grubenhäusern durchaus schon anregende Vorbilder. Deshalb wird für die im Chaco- Bereich anzutreffenden Schlüsselloch-Kivas oft ein direkter oder indirekter nördlicher Einfluss unterstellt.

Die schweren, große Flächen überspannenden Dächer waren nicht mehr freitragend, sondern erforderten starke Stützen. Die größere Großkiva von Pueblo Bonito hatte vier rechteckig gesetzte Mauerwerksstützen (ca. 2,1 x 2,1 m) mit einem Steinschuttkern und über dem Boden eine freie Höhe von 2,88 m. In anderen Grosskivas (Casa Rinconada, Chetro Ketl u.a.) waren die stützenden Säulen starke Baumstämme (bei Casa Rinconada mit fast 60 cm Durchmesser).

Die Fundament- oder Setzgruben für die hölzernen Säulen: Die vier aufrechtstehenden Säulen-Stämme, die das Dach abstützten, standen in runden steinvermauerten Gruben. Sie standen auf einem Stapel von zwei bis vier sorgfältig geformten Sandsteinscheiben, die in die Grube gepackt worden waren und etwa 0,9 m unter dem Fußbodenniveau lagen. Jede dieser Scheiben hat schätzungsweise ein Gewicht von ca. 450 bis 500 kg (ähnliche Scheiben gab es auch bei der Großkiva von Chetro Ketl). Nachdem der Holzstamm in diese Grube eingesetzt worden war, wurde der freie Raum zwischen dem Stammfuß und dem Mauerwerk ringsum zur Stabilisierung mit Gesteinsschutt verfüllt.

Bodeneinsenkungen/-gruben: Diese rechteckigen Gruben haben eine innere Mauerwerksauskleidung, deren oberer Rand über den Kivaboden ragt. Diese Gruben sind paarig und in Nord-Süd-Richtung zwischen den Säulen oder Stützpfeilern angelegt. Manchmal wurden solche Gruben von den Archäologen offen und leer gefunden, es gab aber auch Gruben, die mit sauberem Sand verfüllt waren. Bei Ausgrabungen wurden auch Reste von einer Überdeckung aus Brettern, Pfosten oder Weidenmatten gefunden. Aus der heutigen Zeit ist die Nutzung solcher ausgemauerter Gruben durch eine Überdeckung aus Holzbrettern als Fußtrommeln belegt, die den Tanzschritt von darauf sich bewegenden Tänzern widerhallen lassen. Es gibt aber auch Beispiele, wo diese Gruben zum Auskeimen von Maiskörnern benutzt wurden, um solcherart einen Wachstumsvorsprung wichtiger Nahrungspflanzen bei natürlich bedingten kurzen Wachstumsperioden zu erreichen. Diese zwei Nutzungsmöglichkeiten könnten u.a. auch bei den Anasazi bestanden haben. Es wurden aber auch kosmologische Interpretationen für diese Gruben aufgestellt.

Bänke: An der Basis des Raumes befand sich eine umlaufende niedrige Mauerwerksbank, die im Südbereich meist eine Unterbrechung hatte. Ob sie als Sitzbank für die Ritualteilnehmer diente oder Plätze für die Geister darstellten oder gar nur rein technisch als verstärkende Stabilisierung der Wandbasis gedacht war, ist für die Vergangenheit nicht zu beantworten. Bemerkenswert ist bei der Casa Rinconada der andersartige Mauerwerksstil in der niedrigeren, sekundären Bank entlang ihrer östlichen Seite. Die sekundäre Bank wurde in der Vergangenheit dem Originalbau hinzugefügt. Das Mauerwerk ist charakteristisch für den McElmo-Stil aus dem nördlichen San Juan Gebiet, was darauf hindeutet, dass diese Kiva nach einer Umgestaltung auch während der späteren Besiedlung des Chaco Canyons genutzt wurde.

Nischen: Nicht alle, aber einige Großkivas hatten Wandnischen. In der Innenwand der Casa Rinconada gibt es insgesamt 34 Wandnischen. 28 von ihnen sind von der Größe her gleichförmig (0,3 x 0,3 x 0,3 m), sind in gleicher Anzahl und in gleichen Abständen links und rechts der Nord-Süd-Achse der Kiva verteilt. Sechs Nischen sind auf einem niedrigeren Niveau in die Wand eingelassen, zwei auf der östlichen Seite und vier auf der westlichen. Eine mögliche Funktion des Verteilungsmusters ist nicht zu erkennen. In einigen Wandnischen wurden Perlen, Fetische und andere Ritualgegenstände gefunden. Eine von diesen unteren Nischen scheint als eine Kalendermarke gedient zu haben. Beim Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende drang das Sonnenlicht durch eine Öffnung direkt östlich des nördlichen Eingangs und traf auf eine bestimmte Nische auf der westlichen Seite.

Die größere Großkiva von Pueblo Bonito hat auch 34 Nischen um die Wand oberhalb der oberen Bank herum. Sie können einmal Opfergaben von Schmuck und andere geschätzte Materialien und Ritualgegenstände enthalten haben, waren zur Zeit der Ausgrabung aber leer.

In der Großkiva Chetro Ketl II befanden sich 10 unregelmäßige Nischen in der Mauerwerksinnenseite. In sie wurden offensichtlich Opfergaben eingelagert und die Öffnungen versiegelt. Nach ihrer Öffnung durch die Archäologen fand man in jeder von ihr eine Perlenkette und Türkisanhänger (insgesamt 17.000 Perlen).

Eingänge: Von den Grubenhäusern sind Seiten- und Dacheingänge bekannt. Diese zwei Formen der Zutrittsöffnung sind auch bei den Kivas festzustellen, wobei bei den kleinen und den großen Kivas, die auch mit Belüftungsgängen und –schächten ausgestattet waren, offensichtlich der Eingang durch die Dachöffnung (= Rauchabzug) dominierend ist. Die Großkivas, die zwar eine Rauchabzugsöffnung im Dach, aber kein aus Gängen und Schächten bestehendes Belüftungssystem aufweisen, haben ein bis zwei seitliche Zugänge mit hochstufigen Treppenabgängen, die offensichtlich auch für die benötigte Frischluftzufuhr ausreichend waren. Bei nur einem Zugang liegt dieser an der Nordseite. Es gibt aber archäologisch keinen Beleg, dass die Dachöffnung der Großkivas nicht auch (noch) als Zugang benutzt wurde. Die Casa Rinconada hatte sogar noch einen einmaligen Unterflurzugang von der Vorkammer aus zu einer speziellen Ritualanlage in der Kiva. Die Form der Seiteneingänge in die Kiva kann sowohl rechteckig als auch T-förmig sein. Für alle diese Gestaltungsformen lassen sich profane als auch spirituell-rituelle Gründe vermuten.

Die Kiva, der runde, halbunterirdische Raum und auch jedes ihrer/seiner Elemente und Kennzeichen hat profane und/oder spirituelle Ursprünge. Dies gilt auch für das unterhaltene und genutzte Feuer in diesem Raum. Seine Aufgabe als „Motor“ der Kivabelüftung sowie seine rituellen Aufgaben stehen in keinem Widerspruch dazu, dass die Archäologen an solchen Feuerstellen Spuren der Nahrungszubereitung aus Pflanzenmaterial (z.B. von Mais, Amaranth, wilde Petersilie, beeweed-Kraut) als auch von Fleisch (verbrannte Knochen) fanden. Diese Indizien mögen korrekt sein, sagen aber nichts über einen profanen oder spirituellen Kontext aus, in dem diese Nahrungszubereitung und der mögliche Verzehr erfolgten.

Die relativ großflächigen Innenausbauten reduzierten die Kivafläche erheblich (bei der größeren Großkiva von Pueblo Bonito um ca. ein Drittel von 143 auf 96 m²). Damit konnte selbst eine Großkiva unter Beachtung von Raum erfordernden Ritualaktivitäten nur einen sehr begrenzten Personenkreis aufnehmen.

Die Kivas des Chaco-Gebietes waren etwas größer als die aus dem Northern San Juan Gebiet und traten auch als Bauten mit Höhen bis zu zwei Etagen auf. Die Kivas im Kayenta-Bereich waren kleiner und mehr quadratisch als rund. Letzteres widerspiegelt sich wahrscheinlich in den rechteckigen Hopi-Kivas.

Zwei Sonderformen runder Räume sollen hier noch erwähnt werden. Die erste ist die bereits genannte Turmkiva, die wenigstens bis zur zweiten Etage (ca. 6,2 m) aufragt (z.B. in Chetro Ketl und Tsin Kletzin). Sie sind stets in die Puebloräume eingeschlossen. Einzeln stehende Türme gab es im Chaco-Bereich nicht. Sofern ihre Funktion über die eines hohen und für Signal- und Kommunikationszwecke nützlichen Bauwerks hinausging (Rauch- und Feuersignale oder Lichtreflexsignale mit ebenen Glimmerplatten), können nur Vermutungen und Spekulationen speziell zum rituellen Charakter angestellt werden. Turm(kiva)bauten mit bis zu vier Etagen waren bei der Chaco-Außenstelle Kin Ya’a und im Gebiet nördlich des San Juan River stark verbreitet und sind auch dort funktionell stark diskutiert. Die zweite Sonderform ist die sogenannte Drei-Wand-Kiva (im Pueblo Arroyo und bei den Aztec-Ruinen). Auch hier drückt die Bezeichnung „Kiva“ mehr eine Vermutung als ein Wissen aus, obwohl bei den im nördlichen San Juan River Gebiet eher als im Chaco-Bereich auftretenden Mehr-Wand-Kivas die Anlagen des Innenraumes den Namen Kiva rechtfertigen.

In Großhäusern mit vielen Kivas (Pueblo Bonito: 46; Chetro Ketl: 19; Pueblo Alto: 18; Pueblo del Arroyo: 23) waren nie alle gleichzeitig in Nutzung. Ihre Bauzeiten waren unterschiedlich. Es wurden Kivas auch ohne archäologisch erkennbaren Grund (Ausnahme: Aufgabe wegen Neubau am gleichen Platz oder in unmittelbarer Nähe) aufgegeben. Manche wurden ineinander übereinander gebaut (z.B. Chetro Ketl II um 1062 u.Z. und Chetro Ketl I zwischen 1100 und 1116 u.Z.). Für Neu- und Umbauten gab es sicher ebenso wie für die Auflassung des Raumes vor dem endgültigen Verlassen des Großhauses nicht mehr rekonstruierbare Gründe und Ursachen.

Die Pueblo-Kulturen

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