Читать книгу Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski - Страница 19
Оглавление4.2.7. Die Architektur der Chaco-Anasazi
Die Architektur (Wohn-, Vorrats- und Sakralbauten sowie die Chaco-Straßen), die die Bautätigkeit als auch das gegenständliche Ergebnis dieser Tätigkeit umfasst, dient der Gestaltung und Entwicklung der verschiedenen Formen menschlicher Lebenstätigkeit (Arbeit, Wohnen, Sicherheit, Verkehr/Kommunikation, Ritualität u.ä.). Die architektonischen Anlagen, die dem Bodenbau dienten, sind im Abschnitt Bodenbau beschrieben und werden im Folgenden nicht betrachtet.
Wenn man über die Architektur der Chaco-Anasazi spricht, werden meist die Großhäuser und die zwei einzeln stehenden Großkivas des Chaco Canyon selbst (13 Großhäuser - 9 Bauten auf dem Talboden und 4 Pueblos auf der Mesa-Oberfläche, die zwischen 850 und 1130 u.Z. erbaut wurden) und die Großhäuser in den ca. 150 „Außenstellen“ (outliers) des Chaco-Kulturbereiches betrachtet. Die Außenstellen unterschiedlicher Größe liegen bis zu 185 km vom Chaco-Zentrum entfernt. Viele dieser Stätten sind - zumindest hypothetisch - durch die sogenannten Chaco Roads (Chaco-Straßen) untereinander, mit Ressourcengebieten und/oder mit dem Zentrum verbunden. Die Hausbauten der Chaco-Kultur waren aber nur zum kleinsten Teil die auffälligen Großhäuser. Die genannten 13 Großhäuser des Chaco Canyon (mit Ausnahme von Pueblo Pintado) befinden sich nur auf einer ca. 15 km langen Strecke des Chaco Canyon. In seinem engeren Umkreis von 85 bis 90 km² befinden sich aber weitere 3000 Wohnstätten mit maximal 20 Räumen. Auch nicht alle ca. 150 als Außenstellen des Chaco definierte Stätten verfügten über Großhäuser im engeren Sinne und ein erheblicher Teil (30 bis 40 %) der 145 Großhäuser des Four Corners Bereiches liegt nicht im unmittelbaren Kulturgebiet der Chaco-Anasazi. Bei der Definition des Kulturbereiches der Anasazi insgesamt und auch ihrer kulturellen Unterabteilungen ist außerdem bezüglich Zuordnung bestimmter Stätten zu einer dieser Untergruppen die territorial expansive und degressive Phase der jeweiligen Kultur, ihre Ausstrahlungsdynamik, mit zu beachten. Diese akademischen Fragen werden aber keinen Anasazi bei seiner Lebensführung beeinflusst haben.
Die Architektur der Chaco-Anasazi umfasst deshalb die hier nicht erläuterten Anlagen zur Wasserkontrolle, die Grubenhäuser, die kleinen Häuser, die Kleinhäuser, die Großhäuser, die Sakralbauten (z.B. Kiva, Turmkiva, runde Kammern, Mounds, Schreine u.ä.) und die sogenannten Chaco-Straßen.
Das Baumaterial für die genannten architektonischen Aktivitäten der Chaco-Anasazi waren lokal, also relativ dicht bei der Baustelle vorkommende Tone, Lehme und Sande, die, mit lokal vorhandenem oder saisonal anfallenden Wasser gemischt, den Mörtel und die Verputzmasse für die Wand- und Fußbodenflächen der Bauten ergaben. Das Gestein wurde aus in der Nähe befindlichen Ressourcen von mehr oder minder geschichtetem/plattigem und klüftigem Sandstein und in einigen Fällen auch Kalkstein herausgebrochen (Steinbruchbetrieb) oder abgesammelt. Die Steine wurden je nach Bedarf durch einige Schläge mit Hammersteinen in die benötigte Form gebracht (für die äußere „Furnierseite“) oder bei ausreichender Größe unbearbeitet in den Adobemörtel des Mauerkerns eingelassen.
Im Chaco-Canyon wurden zwei Arten von Gestein aus den Vorkommen in den Canyon-Felswänden gewonnen und für den Bau verwendet. Das erste war ein von den oberen Canyonwänden gebrochener schwerer, dunkler, brauner Sandstein. Die zweite Art war ein blockiger, leicht gelbbrauner Sandstein, der entlang der unteren Canyonwände gefunden worden ist. Der bei den früheren Bauten verwendete laminierte dunkelbraune Stein scheint das bevorzugte Baumaterial gewesen zu sein. Er ist härter und bricht leichter in rechten Winkeln für die bessere Einordnung in den Mauerschichten. Er lieferte den Erbauern brauchbare Stücke, die leicht geformt und eingebaut werden konnten. Farblich sich deutlich absetzbare Steine wurden auch zu großräumigen Mustern und Zierbändern geordnet, z.B. beim Pueblo Aztec, einem Großhaus in einer nördlichen Außenstelle, die aber alle wieder unter dem Lehmverputz verschwanden.
Die auffälligsten Wohn-, Vorrats- und Sakralbauten der Chaco-Anasazi stellen nur den geringsten Teil ihrer Stätten dar. Sie werden als sogenannte öffentliche und/oder kommunale Bauten für ein allgemeines, alle Menschen dieser Gemeinschaft berührendes Nutzungsziel angesehen, das die Rolle eines (administrativen?, religiösen) Zentrums einer größeren Gemeinschaft erfüllt, die diese Bauten auch geschaffen hat. Dieser kleine Teil band aber ein erhebliches Arbeitsvolumen der Erbauer, speziell auf logistischem Gebiet (u.a. Beschaffung von Bauholz). In diesem Kontext sind die beeindruckenden Bauten der Großhäuser innerhalb und außerhalb des Chaco Canyon zu sehen. Trotz aller Großhausstätten ist aber zu beachten, dass die Architektur der Chaco-Anasazi wie auch die in anderen Bereichen des Südwestens mit mehr oder minder tiefen, großen und auch unterschiedlich geformten Grubenhäusern in der Basketmaker II - Zeit begann.