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Nochmal vom Hof und vom Dreschen

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Die Ernte habe ich ja auf dem Hof noch erlebt. Sie kam sehr schnell, und ich hatte nur zu fahren und zu fahren: Garben auf dem Acker aufladen und im Hof wieder abladen lassen – und wieder hinaus auf den Acker und eine neue Fuhre geholt. So waren auch die beiden anderen, älteren Gespannführer beschäftigt.

Im Hof stand schon die Dreschmaschine. Nachdem alles Korn, aller Weizen von den Feldern hereingefahren war, mußten auch die Gespannführer beim Dreschen helfen. Auf das Dreschen freuten sich schon viele Knechte und Mägde, und ich bald auch, als ich hörte, welches bessere und reichere Essen es danach gebe. So kam es dann auch. Aber nach so einer harten Arbeit, da schmeckte jedes Essen.

Ich sollte auch Säcke auf die Bühne tragen, so wie die erwachsenen Männer. Ich wollte es auch sofort freiwillig tun, denn es bereitete mir Freude, zeigen zu können, wie ich die Zweizentnerlasten am Boden ergriff, mir auf die Schultern warf und damit scheinbar leicht die vielen Stiegen bis unter das Dach hinaufstieg. Wenn ich die Säcke auch nicht als hopfenleicht empfand, so hielt ich doch genau so durch wie die übrigen Männer. Und jetzt stellte sich auch meine Mutter nicht mehr dazwischen, so wie damals, als ich meinem Vater die Obstsäcke von dem Räuberkarren daheim in der Scheune abladen wollte: »Das Kind hebt sich einen Bruch; das kannst du nicht zulassen, Wilhelm«, fuhr meine Mutter meinen Vater an.

Der antwortete: »Ich will es ja nicht, der will es.«

»Aber du solltest doch noch vernünftiger sein«, beharrte meine Mutter.

»Der hebt sich schon keinen Bruch; um sein Alter habe ich so Gewichter auch getragen.«

»Aber ich dulde es nicht.«

»Gut, dann duldest du es nicht«, schloß mein Vater. »Gang weg, Bua«, sagte er und stieß mich zur Seite. Wie leer flog Sack um Sack auf seine Achsel, und ihn stellte ich mir jetzt vor: Ja, das konnte ich heut auch; ich war so stark wie mein Vater – nur nicht so böse! Ich werde meine Kraft nie gegen andere richten, vor allem nicht gegen Schwache, die sich nicht wehren können.

Fräulein oder Frau Holzapfel, die Praktikantin, war immer noch da, und zum Essen und Vesper saßen wir nachher alle miteinander in der großen Stube beisammen: Herren und Knechte, Frauen und Mägde, aßen und tanken nicht aus den gleichen Tellern und Gläsern – aßen und tranken aber das gleiche. Und das war wirklich mehr als sonst; das schmeckte herzhafter als vor und nach der Ernte.

Und ich dachte an meine Gäule, und die anderen beiden Gespannführer dachten an ihre Gäule: sie würden nun wieder mehr Hafer für sie bekommen. Doch er blieb weiterhin eingeteilt, und wir mußten wie früher für sie stehlen, um sie einigermaßen im Futter zu haben und sie neben den anderen Pferden im Dorf sehen lassen zu können. Aber ein wenig schämten wir uns: meine waren immer noch stärker und schneller als alle anderen. Nur ihr Fell glänzte weniger, und sie stellten mehr die Beiner hinaus als andere. Das war der Höhepunkt, dann sagte ich dem Bauern, daß ich gehen wolle, und Ludwig sagte es auch. Bauer und Bäuerin waren sehr traurig, doch sie wollten uns nichts in den Weg legen, sagten sie – da werden genug andere Hindernisse auftauchen! Jedenfalls wünschten sie uns Glück – jetzt und in aller Zukunft!

Der Sonderling

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