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2. Alexander von Hales

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In der folgenden Zeit findet sich eine Fülle von Versuchen, das Verhältnis von Philosophie und Theologie bzw. von Vernunft und Glauben schärfer zu bestimmen und die Möglichkeiten und Grenzen des natürlichen Erkennens deutlicher zu kennzeichnen. In diesem Zusammenhang werden die Untersuchungen Alexanders von Hales 3 bedeutsam. Er führt die Theologie ausdrücklich auf den Glauben zurück, während er die Metaphysik in der menschlichen Vernunft gründen läßt und ihr so eine eigenständige Wurzel zuweist. Beide stimmen zwar darin überein, daß sie auf die göttlichen Dinge gerichtet sind; „die Theologie ist die Wissenschaft vom göttlichen Wesen, das durch Christus im Werk der Versöhnung zu erkennen ist“, die Metaphysik oder „Erste Philosophie“ geht auf „das erste Wesen, von dem alles abhängt“ (I 3 resp. et ad 3). Aber Weise und Ursprung des Erkennens sind in Metaphysik und Theologie verschieden. „In der Erkenntnis, die wir … durch die natürliche Vernunft haben, pflichten wir der Wahrheit selbst bei wegen des eigenen Zeugnisses, das wir in uns haben, nämlich der Vernunft selbst, durch die die Einsicht erzwungen wird; in der Erkenntnis durch den Glauben dagegen pflichten wir der Wahrheit selbst bei, nicht wegen des eigenen, sondern wegen eines fremden, nämlich des göttlichen Zeugnisses“ (I 23 ad 1). Demgemäß besitzen Glaube und philosophische Vernunft auch eine je verschiedene Weise der Gewißheit; „der Glaube ist gewisser als die Einsicht der anderen Wissenschaften im Hinblick auf die Gewißheit des Gefühls, nicht im Hinblick auf die Gewißheit der Spekulation“ (I 5 ad 1).

Aber Alexander ist in der Trennung dieser beiden Bereiche nicht völlig konsequent. Er behauptet andererseits – in Annäherung an augustinische Gedanken –, daß auch bei der natürlichen Erkenntnis ein von Gott geschaffenes Licht mitwirke: „Der Geist selbst hat eine Art natürliches Licht in sich, … nämlich vom Ursprung der Schöpfung“; er wird „vom ersten Tätigen erleuchtet“ (II/I 372, sol. et ad 1). Ähnliches zeigt sich auch bei der Frage nach der Erkennbarkeit der Trinität; „durch die natürliche Vernunft von ihr selbst her kann man keine Erkenntnis der Dreieinigkeit nach ihrem Eigentümlichen haben; dennoch kann man dies durch die natürliche Vernunft, wenn sie durch irgendwelche Gnade unterstützt wird, die entweder von Gnaden gegeben ist, oder gnadenhaft macht“ (I 10 resp.). Die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Vernunft hat also bei Alexander von Hales noch keine eindeutige Lösung gefunden.

1 Die Werke Abälards werden unter Verwendung der folgenden Siglen zitiert: E = Epistolae; J = Introductio ad theologiam; S = Sic et non; T = Theologia Christiana. – Die Übersetzungen stammen vom Verfasser.

2 Bernhard von Clairvaux, Epistola CXCI 1.

3 Die Zitate von Alexander von Hales sind der Summa theologica entnommen. – Die Übersetzungen stammen vom Verfasser.

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