Читать книгу Gott der Philosophen - Wilhelm Weischedel - Страница 91

§ 26. Philosophische und theologische Theologie bei Thomas von Aquino 1. Vernunft und Glaube

Оглавление

In größerer Klarheit als bei Alexander von Hales stellt sich – nach wesentlichen Ansätzen bei Albertus Magnus – das Verhältnis von Philosophie und Theologie bzw. von Vernunft und Glauben bei Thomas von Aquino1 dar. Er erkennt an, daß die Vernunft, auch im Hinblick auf die göttlichen Dinge, einen eigenen Bereich besitzt, in dem sie als solche und aus sich selber heraus wirksam sein kann; „daß Gott ist und anderes derart“, kann „durch die natürliche Vernunft bekannt sein“ (I 2, 2 ad 1). Dieser Bereich ist keineswegs eng begrenzt. Alles, was in den ersten drei der vier Bücher der „Summa contra gentiles“ abgehandelt wird, gehört dazu (Sg IV 1, 3347): also etwa das Dasein Gottes, seine Ewigkeit, seine Einfachheit, seine Vollkommenheit, seine Güte, seine Einheit, seine Unendlichkeit, seine Geistigkeit, seine Wahrheit, sein Sein als Wille, sein Wirken als Schöpfer und Regierer.

Allerdings führt die bloße Vernunft nicht zu einem völligen Begreifen Gottes. Zwar „kann aus den Wirkungen Gottes bewiesen werden, daß Gott ist“, aber „wir können ihn durch sie seinem Wesen nach nicht vollkommen erkennen“ (I 2, 2 ad 3). Insbesondere „ist es unmöglich, durch die natürliche Vernunft zur Erkenntnis der Dreieinigkeit der göttlichen Personen zu gelangen“. Der Grund liegt darin, daß „der Mensch durch die natürliche Vernunft nur von den Kreaturen her zur Erkenntnis Gottes gelangen kann“. Auf diesem Wege aber „kann von Gott (zwar) das, was zur Einheit seines Wesens gehört, erkannt werden, nicht aber das, was zur Unterschiedenheit der Personen gehört“ (I 32, 1 c).

Es bedarf deshalb einer höheren Erkenntnisart, als es die bloße Vernunft ist; „es war notwendig, daß man über die philosophischen Disziplinen hinaus, denen die Forschung der Vernunft gilt, auch eine heilige Lehre durch Offenbarung habe“ (I 1, 1 c). Der Glaube nämlich vermag auch das zu erfassen, was sich der Vernunft versagt; denn „die Wahrheit des christlichen Glaubens geht über die Fähigkeit der menschlichen Vernunft hinaus“ (Sg I 7, 42). Zu dieser Ergänzung der Vernunft veranlaßt insbesondere die Tatsache, daß „der Nachforschung der menschlichen Vernunft meistens Falschheit beigemischt wird“, und zwar „wegen der Schwäche unserer Vernunft im Urteilen und wegen der Beimischung von Einbildungen“; „im Glauben“ dagegen kann man „der göttlichen Erkenntnis ohne Zweifel und Irrtum teilhaftig sein“ (Sg I 4, 25f.). „Damit es also unter den Menschen eine unbezweifelte und sichere Erkenntnis von Gott gebe, mußten ihnen die göttlichen Dinge in der Weise des Glaubens überliefert werden“ (II/II 2, 4 c).

Gott der Philosophen

Подняться наверх