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Grimms engste Mitarbeiter: Denis Diderot und Louise d’Épinay

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Obgleich an der Correspondance littéraire mehrere Mitarbeiter tätig waren, haben Grimm und später auch Meister nie die Hauptredaktion aus der Hand gegeben. Deutlich zerfällt die Herausgabe der Correspondance in zwei Abschnitte: Grimm leitet die Correspondance vom Mai 1753 bis zum Februar 1773, danach übernimmt sein Sekretär Jakob Heinrich Meister. Grimm versendet die Correspondance littéraire in handschriftlichen Exemplaren monatlich zweimal, am 1. und 15. Erhebliche Lücken treten auf, wenn sich Grimm auf längeren Reisen nach Deutschland, England, Italien und Russland befindet, sei es aus dienstlichen Gründen oder privater Angelegenheiten halber. Große Lücken in der Versendung der Correspondance zeigen sich in den Jahren 1768-1772. Auch die Reisen Grimms nach Westfalen (1757) und nach Genf (Juni - September 1758) brachten Grimm in eine schwierige Situation. Die Sendungen wurden oft mit großer Verspätung abgeschickt, was von einzelnen Abonnenten auch kritisch bemerkt wurde. Die Fürstin Sophie Erdmuthe von Nassau Saarbrücken schreibt am 22.10.1758 an Grimm: „Je sens avec reconnaissance les soins que vous voulez prendre, Monieur, pour qu’un nouveau voyage ne dérange pas l’instruction et le plaisir que je prends de votre correspondance.“354

Grimm konnte die immense Arbeit natürlich nicht allein bewältigen. Sein eifrigster und bedeutendster Mitarbeiter ist sein intimer Freund Denis Diderot. Er steht ihm nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat hilfreich zur Seite. Seit 1757, Grimm hielt sich in diesem Jahre lange Zeit in Westfalen auf, lieferte Diderot Artikel für die Correspondance littéraire und neben den vielen kleineren und größeren Beiträgen, die Grimm seinem Periodikum beilegen kann, schreibt Diderot von 1759 an auch regelmäßig Kritiken zu den Pariser Kunstausstellungen, den sog. Salons. Diderot hat fast sein komplettes literarisches Werk den Herausgebern Grimm und Meister zur Verfügung gestellt. Seine besten Stücke erschienen erstmals und exklusiv in der Correspondance littéraire: Die fürstlichen Bezieher des Periodikums hatten also das Vergnügen, viele Jahre vor ihrer Drucklegung so bedeutende Werke wie „La Religieuse“ (Die Nonne), „Jacques le fataliste et son maitre“ (Jacques der Fatalist und sein Herr) oder „Le rève D’Alembert“ (D’Alemberts Traum) lesen zu können.

Wie Diderot seinem Freund zur Seite steht, geht beispielsweise aus folgenden Zeilen seines Briefes vom 5. Juni 1759 hervor: „Hier ist noch ein Werk von mir, ich hoffe ich kann Ihnen damit dienen. Es handelt sich um die Analyse des Don Carlos von Herrn von Chimène; [...] Machen Sie daraus, was Sie wollen, aber lassen Sie meinen Namen aus dem Spiel.“ 355 Diderot stellt auch in Aussicht, für Grimm ins Theater zu gehen und er bietet ihm an, den Salon im Louvre zu besuchen und ihm seine Eindrücke von dieser Kunstausstellung niederzuschreiben. Diderot setzt sich also während der Reisen seines Freundes Grimm für Erhalt und Fortführung der Correspondance ein. Er schickt ihm Informationen und Besprechungen zu und betont stets, dass Grimm damit machen könne, was er wolle. Grimm seinerseits benutzt alles, was er von Diderot bekommen kann, er nennt den Autor beim Namen oder aber er lässt den Namen weg, wenn Diderot dies ausdrücklich wünscht. In manchen Fällen lässt Grimm allerdings auch aus eigenem Grutdünken den Namen Diderots weg, das ist immer dann der Fall, wenn er selbst Änderungen an einem Beitrag vornimmt. Oft weicht Grimms Urteil über ein Werk von dem seines Freundes ab, und nicht selten nimmt er die Gelegenheit wahr, in einer Anmerkung seiner abweichenden Meinung auch Ausdruck zu verleihen. Bei der langen Besprechung, die Diderot beispielsweise dem Gedicht „Les Saison“ (1769) von Saint Lambert widmet, findet Grimm an zahlreichen Stellen die leicht ablehnende Haltung des Philosophen zu schonend und zu rücksichtsvoll. Er versäumt es daher nicht, durch kräftigere Worte des Tadels sein Missfallen kundzutun und die Kritik des Freundes zu verstärken.356 Grimm ist aber auch selbstkritisch und kann sich bei einem zu harten, ungerechten und auch unrichtigen Urteil entschuldigen. Anmerkungen, die ihm sein Freund nach Durchsicht einiger Beiträge hinterlassen hat, nimmt Grimm, wie im Falle einer Besprechung von Youngs Gedicht „Les Nuits“, auf und rechtfertigt sich … „um das Unrecht wettzumachen, das ich beging, doch ohne böse Absicht, vielmehr infolge des verachtenswerten Berufs, den ich unglücklicherweise ergriffen habe.357

Die Zahl der Beiträge, die Diderot zugeschrieben werden können, steigt im Laufe der ersten Jahre stetig an; waren es 1754 zwei, so sind es 1760 sieben und und 1761 zwölf Beiträge.358 Nachdem Heinrich Meister die Correspondance littéraire übernommen hatte, erscheinen von Diderot auch größere fiktionale wie philosophische Werke als Fortsetzungslieferungen oder in zusammenhängenden Päckchen, die zum Jahresende manchmal mehrere Sendungen ersetzten sollen. Den Abonnenten kommen nun manche Texte zur Kenntnis, die er dem französischen zeitgenössischen Lesepublikum vorenthielt oder vorenthalten musste. Zu nennen ist Jacques le Fataliste (1778), die Religieuse (1780), der Reve de d’Alembert (1782) oder die Réfutation suivie de l’ouvrage de’Helvétius intitulé „L’Homme“ (1783). Diderot drückte mit seinen Schriften dem Journal in ganz besonderer Weise seinen Stempel auf; mit seinen Werken repräsentiert die Correspondance littéraire die Fülle und Vielfalt des Siècle philosophique. In Diderot versammelten sich alle Strömungen der Zeit: Als Aufklärer par excellence erweist ihn die Enzyklopedie; als Empfindsamen die bürgerlichen Dramen und die Dramentheorie; als Vorromantiker die ästhetischen Schriften. Grimm und sein Nachfolger Meister standen keinem zeitgenössischen Philosophen näher als Diderot. Mit ihm teilen beide die Abneigung gegen jede Form von Systemdenken, mit ihm verbindet sie die Ablehnung jedes religiösen Dogmatismus. Eine humanistisch fundierte Moral und die Skepsis gegenüber unbegrenztem Fortschritt sind grundlegende Haltungen, die in seinen Schriften zum Ausdruck kommen und die er mit den Herausgebern teilt.

Als Grimm sich im Jahre 1769 auf eine längere Reise nach Deutschland, speziell nach Wien und Berlin begibt, wird die Correspondance von Diderot nahezu ganz alleine besorgt. Ein zweites Mal überträgt er dem Freund die Leitung der Correspondance vom 1. September 1771 bis zum Endes des Jahres. Grimm hält sich in dieser Zeit in London auf, um dort dem Erbprinzen von Hessen-Darmstadt als Gesellschafter und Ratgeber zu dienen. Neben Diderot ist von den übrigen Mitarbeitern hauptsächlich Frau von Épinay zu nennen, die insgesamt wohl 14, zum Teil recht lange Beiträge lieferte, alle im Zeitraum von Grimms Londoner Reise vom 1. September 1771 bis zum Januar 1772. Die Artikel dürften wohl in enger Absprache mit Grimm und Diderot geschrieben worden sein. Ihre Rolle als Redaktionsmitglied und eigenständige Schriftstellerin darf aber keinesfalls unterschätzt werden.

Friedrich Melchior Grimm, ein Aufklärer aus Regensburg

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