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Konrad II. und Erzbischof Aribert von Mailand
ОглавлениеNach dem Tode Heinrichs II. 1024 wiederholte sich die Situation von 1002, wenn auch weniger dramatisch. Es gab Versuche, König Robert II. von Frankreich oder Herzog Wilhelm V. von Aquitanien zum König zu wählen; jedoch führten die Bischöfe (Heinrich II. hatte überwiegend Deutsche ernannt) die Entscheidung herbei, indem sie in Konstanz dem neuen deutschen König Konrad II. huldigten. Dieser erschien 1026 in Italien, empfing in Mailand die lombardische, 1027 in Rom die Kaiserkrone und ließ sich [36]anschließend in Süditalien von den Fürsten von Salerno, Benevent und Capua huldigen. In die bestehenden Verhältnisse griff er nicht ein.
Weniger glatt verlief der zweite Italienzug des Kaisers, denn jetzt wurde er in die internen Konflikte in Stadt und Bistum Mailand hineingezogen. Dort war inzwischen eine vierfache soziale Schichtung zu erkennen: An der Spitze standen die (hoch)adligen, bereits erbberechtigten Lehensträger des Königs (capitanei), aus welcher Gruppe auch Erzbischof Aribert stammte; dann kamen die Inhaber kleiner Lehen, die noch Vasallen im ursprünglichen Sinne waren, also ohne Erbberechtigung und leicht absetzbar (valvassores); dann die durch Handel und Handwerk zu Wohlstand kommenden »Bürger«; schließlich die besitzlose Unterschicht. Anlass des Konflikts war ein Kriegszug, wobei die Truppen des Erzbischofs im Wesentlichen aus valvassores bestanden. Diese fühlten sich für ihre Dienste nicht ausreichend belohnt und revoltierten 1034 gegen Aribert, der bei den Mailänder Bürgern Rückhalt fand. Als nun Konrad II. Anfang 1037 nach Mailand kam, befürchteten diese Bürger seine Parteinahme zugunsten der valvassores und entfachten einen Aufstand; der Kaiser sah im Erzbischof den Anstifter der Revolte und setzte ihn gefangen. Zwei Monate später konnte Aribert aber fliehen und nach Mailand, das Konrad inzwischen verlassen hatte, zurückkehren; dieser belagerte daraufhin die Stadt. Ein Versuch des Erzbischofs, Odo von der Champagne als Gegenkönig ins Land zu rufen, scheiterte. Damals ist zum ersten Mal vom carroccio, dem berühmten Mailänder Fahnenwagen, die Rede, den der Erzbischof erfunden haben soll, um die Kampfmoral seiner Bürger zu stärken. Umgekehrt erließ Konrad, um die [37]valvassores auf seine Seite zu ziehen, während der Belagerung am 28. Mai 1037 ein folgenschweres Privileg, das auch für diese Gruppe die Erblichkeit der Lehen einführte.
Konrad II. gilt aus deutscher Sicht als erfolgreicher und tatkräftiger König. In Italien hat er, vor allem in der Mailänder Affäre, ungeschickt agiert. Sein Valvassorenprivileg, entstanden aus dem Versuch, in unteren Bevölkerungsschichten eine Stütze für das Königtum zu finden, stellt eine erste Abkehr vom ottonisch-salischen Reichskirchensystem dar. In die Verhältnisse in Rom griff er, auch aus religiösem Desinteresse, nicht ein.