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4 Von der Liebe zur Freude
ОглавлениеWir untersuchen die Hintergründe der neuen Bewegung des Heiligen Geistes, weil diese nur von den biblischen Deutungen verstehbar sind und nicht dadurch, dass wir ständig und wie gebannt auf die Außenphänomene starren. Wir haben bis jetzt festgestellt, dass die wesentliche Erfahrung, die der Heilige Geist vermittelt, schlicht Liebe ist. Gemeint ist eine Liebe, die erfahrbar und spürbar ist.
Aber das herausragende Moment in dieser neuen Bewegung scheint nach allen Beobachtungen eher Freude zu sein, die sich in Begeisterung, Bewegtheit, aber auch in tiefgehender Innenfreude äußert. Wie passt das zusammen und welche Verbindungen bestehen zwischen beiden Erlebnisinhalten?
Es ist tatsächlich augenscheinlich, dass das Moment der Freude überwiegt, was aber auch nicht verwunderlich ist, weil Freude stärker und sinnenkundiger ausgedrückt werden kann als Liebe. Liebe und Freude sind eng miteinander verbunden und dem Geliebtsein wird und muss Freude folgen. Wir sehen bei jedem verliebten Paar, wie sich Liebe und Geliebtwerden in vermehrter Freude und Fröhlichkeit ausdrückt. Liebe kann nicht verborgen bleiben. Es macht einfach Spaß, geliebt zu sein und dann mit der Gemütsbewegung der Freude, empfangene Liebe zu erwidern.
Genau das sehen wir in den Ausführungen Jesu über die Beziehung von Liebe und Freude im 15. Kapitel des Johannesevangeliums. Auch dieses Kapitel gehört zu den drei »Heiliggeistkapiteln« wiewohl über weite Teile scheinbar die spezifische Thematik des Heiligen Geistes nicht erwähnt wird. Dennoch handelt das Kapitel von den klassischen Auswirkungen und Erfahrungen des Heiligen Geistes. In diesem Kapitel werden wir uns den Inhalt von Johannes 15, über mehrere Abschnitte verteilt, ansehen.
Johannes 15, 9-11
9 Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.
In diesen Ausführungen Jesu ist sein Programm enthalten, wie er uns durch den Heiligen Geist zu einem Leben der Freude führen will. Die Worte sind zunächst einmal an seine Jünger gerichtet, die die Liebe direkt von ihm entgegennehmen konnten, solange er unter ihnen war. Aber wir wissen ja, dass Jesus im Himmel ist und an der Seite des Vaters auf dem Thron Gottes sitzt. Die Liebe, die er uns zuteilwerden lässt, schüttet er nun über den Heiligen Geist in unser Herz aus. Wenn wir die Anweisungen Jesu über die Wichtigkeit des Dienstes des Heiligen Geistes ernst nehmen, gilt für uns heute, dass wir uns seine Liebe vom Heiligen Geist holen.
Die Erfahrung der Freude beginnt damit, dass wir uns lieben lassen. Jesus nimmt es auch für sich selbst in Anspruch, dass er sich von seinem Vater lieben lässt. Wie nun Jesus selbst in der Liebe des Vaters blieb, so sollen auch wir in seiner Liebe bleiben.
Das ist eine Wiederholung. Auch das Nehmen und die Zulassung der Liebe Jesu soll sich ständig wiederholen: Die Liebe Jesu gleicht einem ständigen Strom, der fortwährend auf uns gerichtet ist. Wir können heraustreten aus dem Strom der Liebe oder uns der Liebe gänzlich entziehen. Dann bleiben wir nicht mehr in seiner Liebe und dann werden wir sehr bald merken, dass wir liebesarm sind.
Dahinter steht der einfache Sachverhalt, dass wir aus uns heraus nicht zur göttlichen Liebe (agape) fähig sind. So besteht also darin die entscheidende christliche Lebenskunst, sich ständig der Liebe Christi auszusetzen, in ihr zu bleiben, sich von ihr füllen und umspülen zu lassen.
Wem auch das noch zu blass ist, der bedenke, dass uns auch Folgendes mit dem Empfang von Liebe gegeben wird. Sich lieben zu lassen, das heißt auch, sich Gutes erweisen zu lassen, Bestätigung entgegenzunehmen, Anerkennung, Ehre, Zuwendung und Freundlichkeit zu finden. Mit der Liebe, die uns Jesus erweist, ist ständig die zärtliche Aussage verbunden, dass wir ihm sehr wichtig sind und dass er uns gern hat. Er hat uns so sehr geliebt, dass er sein Leben für uns gelassen hat (Vers 13), weil wir seine Freunde sind, obwohl wir selbst, zum Zeitpunkt, als Jesus für uns gestorben ist, noch in einer feindseligen Haltung ihm gegenüber waren.
Liebe ist totale Bejahung, Liebe, die wir von jemand, der uns wichtig und begehrenswert ist, annehmen, baut auf, tut wohl und erfreut. Darüber hinaus ist Liebe die Vermittlung von Gutem. Wenn ich jemand mit Liebe erfreuen will, dann drängt es mich, ihm zu schenken, was ihm nützlich und begehrenswert erscheint.