Читать книгу Die Einzigartige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist - Wolfhard Margies - Страница 25
5 Glaube an den Heiligen Geist
ОглавлениеFür den außenstehenden Beobachter wird sich manches, was er bei den entfesselten Christen und veränderten Gemeinden an Freude, Begeisterung und Urwüchsigkeit wahrnimmt, so darstellen, als ob ohne Zutun der Menschen eine himmlische Infektion stattgefunden hat, so dass die vom Heiligen Geist Erfassten sich übereinstimmend so seltsam verhalten, als ob sie ferngesteuert wären.
Das ist natürlich nicht der Fall, denn man kann unschwer erkennen, dass es eine große Bandbreite von sehr unterschiedlichen Reaktionsmustern bei den Christen gibt, die sich dem Heiligen Geist ausgeliefert haben. Manche verhalten sich in der Tat sehr chaotisch, andere dagegen reagieren ruhig und verhalten. Es stimmt auch nicht, dass ihnen diese Erlebnisse übergestülpt werden und sie darunter leiden.
Wer die starke Reaktion der Gläubigen auf den Heiligen Geist wahrnimmt, wird sich fragen, ob die elementare Einsicht in seine Hilfsbedürftigkeit und die Anerkennung des Heiligen Geistes als Helfer die einzige Begründung für dieses Geschehen sind. Es gibt in der Tat noch eine weitere konkrete Komponente als Erklärung für diese Erscheinungen, nämlich den Glauben an den Heiligen Geist. Eigentlich kann es auch gar nicht anders sein, weil das Wort uns sagt (Hebräer 11.6), dass es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen und von ihm zu empfangen. Das trifft natürlich auch für den Heiligen Geist zu, der ja zur göttlichen Dreieinigkeit gehört. Die Schrift redet von einer Glaubenseinladung an den Heiligen Geist, ohne die der Heilige Geist nicht wirksam wird.
Wir haben mittlerweile sogar erkennen können, dass der Heilige Geist sehr intensiv auf diese Glaubenseinladung wartet. Für jeden Schritt, für jede kleinere Regung seinerseits, für alle Hilfe braucht er jeweils erneut eine Glaubensbekundung unsererseits, weil er so sanft und so zart ist und genau sieht, wie weit unser jeweiliges Mandat, das wir ihm für seine Wirksamkeit geben, reicht. Er will nicht manipulieren und achtet deswegen auf unsere Glaubenseinladung.
Wo sind diese Zusammenhänge in der Schrift dargestellt? Paulus geht darauf in seinem zweiten Brief an seinen Lieblingsschüler Timotheus sehr genau ein.
2. Timotheus 1,5-7
5 Denn ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir. 6 Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist. 7 Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.
In den Versen davor, wie auch sonst in beiden Briefen an Timotheus, macht Paulus deutlich, dass er ihm sehr nahe steht und dass er ein großes persönliches Verlangen hat, ihn erneut zu sehen. Dann geht er auf die Tradition des Glaubens ein, die er in seiner Familie sieht. Er hat offenbar schon die Großmutter Lois kennengelernt, die eine Frau des Glaubens war, deren Glauben dann auf seine Mutter Eunike überging und schließlich auch, wie er sicher ist, auf Timotheus.
Diese Worte lassen uns vermuten, dass es wirklich so etwas wie eine Tradition des Glaubens in einer Familie gibt. Denn Paulus spricht von demselben Glauben, der in seiner Großmutter und bei seiner Mutter war und nun auch bei Timotheus selbst zu finden wäre. Das ist schon ein interessanter Befund, der uns ermutigt, nicht nur für uns selbst zu glauben. Wir können davon ausgehen, dass unsere Kinder daran Anteil haben werden, wenn wir uns als Menschen des Glaubens erweisen.
In jedem Fall – das ist wichtig für unsere Untersuchung – stellt Paulus fest, dass Timotheus ein Mann des reinen und ungeheuchelten Glaubens ist. Allerdings wissen wir aus manchen anderen Erwähnungen des Paulus, dass Timotheus, erkennbar an seiner Furchtsamkeit und Scheuheit, offenbar nicht immer von seinem Glauben Gebrauch gemacht hat. Oder umgekehrt, weil er nicht durchgehend ein Mensch des Glaubens war, kamen immer wieder Angst und Beklommenheit über ihn, was dann schließlich auch zu krankhaften vegetativen Reaktionen geführt hat. Paulus spricht ja in einem seiner Briefe Timotheus’ Magenleiden an (1. Timotheus 5,23).
Im Hinblick auf diese gesicherte Tatsache, dass Timotheus demnach weiß, was Glauben ist, drängt Paulus ihn dazu, diesen Glauben auch zu gebrauchen. Er drückt es so aus: »Um dieser Ursache willen (das meint, weil der Glaube in dir ist), deswegen tue etwas: Erwecke nämlich die Gabe Gottes, die bereits in dir ist, und zwar durch die Auflegung meiner Hände.« Die Gabe Gottes ist hier nicht eine Geistesgabe, das wäre die Gabe des Geistes, sondern das ist der Heilige Geist selbst, was schlüssig aus der Fortführung des Textes hervorgeht, da Paulus mit einem »denn« fortfährt und die Gabe Gottes auf den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht bezieht.
Nun soll Timotheus durch einen Glaubensakt selbst dafür sorgen, dass dieser Heilige Geist, der ihm bereits gegeben ist, der aber offensichtlich im Leben des Timotheus nicht sehr wirksam geworden ist, durch seinen Glauben aktiviert wird. Paulus muss das schon einige Male gemacht haben, denn im Griechischen finden wir die Aussage, dass er ihn immer wieder daran erinnert. Das schließt ein, dass er diese Bitten wiederholt vorgetragen hat.
Was Paulus Timotheus empfiehlt, ist bei näherem Hinsehen eine ganz und gar ungewöhnliche Maßnahme. Sie legt zwingend den Schluss nahe, dass der Heilige Geist auf Sparflamme in Timotheus’ Herzen lebte, sich gleichsam zurückgezogen hatte und auf seine Aktivierung wartete. Das bedeutet auch, dass der Heilige Geist nicht von sich aus tätig wird, sondern sich abhängig macht von der Willensentscheidung und der Einladung des Timotheus. Er sollte ihn entfachen (was für ein Bild, dass wir den Heiligen Geist entfachen!), und dann würde der Heilige Geist seine Wirksamkeit entfalten.
Dieser Begriff »entfachen«, im Griechischen heißt er anatsopyreo, enthält die Begriffe Leben und Feuer. Wir sollen den Heiligen Geist durch eine erneute Glaubenseinladung entfachen, zum Auflodern bringen und lebendig werden lassen. Wohlgemerkt, dieser ganze Vorgang ist ein Glaubensgeschehen.
Die Mitte dieser Glaubenshandlung besteht darin, dass wir dem Heiligen Geist Raum in uns geben, dass wir ihm die Erlaubnis geben, mehr in uns zu wirken, und ihm dann auch vertrauen, dass er sofort darauf reagiert.
Und so geschieht das auch regelmäßig. Das Leben mit dem Heiligen Geist ist nicht deshalb eine andere Art von Christsein, weil wir prinzipiell und einmalig die Notwendigkeit und den Bedarf seiner Anwesenheit bejaht haben. Vielmehr soll das Zusammenleben mit dem Heiligen Geist unsere ständige Lebensform werden. Sie drückt sich unter anderem dadurch aus, dass wir durch ständige, vielleicht gar nicht einmal ausdrücklich verbal vorgetragene, Glaubenseinladungen den Heiligen Geist ansprechen und seine Hilfe und Wirksamkeit erbitten.
Diese Aufgabe obliegt uns, die wir den Heiligen Geist bereits kennengelernt haben; das kann kein anderer für uns machen. Das konnte auch Paulus nicht für Timotheus leisten. Paulus hat augenscheinlich dazu beigetragen, dass Timotheus die Ersterfüllung mit dem Heiligen Geist bekam, aber nun ist Timotheus selbst gefordert.
Für Paulus’ Empfehlung an Timotheus gab es einen konkreten Grund. Wie schon angedeutet, hatte Timotheus zwar einen ungeheuchelten Glauben, aber er hat ihn nicht ausreichend angewandt. So kamen Furcht, Ängstlichkeit und ungebührliche Zurückhaltung in sein Leben. Paulus argumentiert nun, dass er durch eine neue Entfachung des Heiligen Geistes dessen Kraft, Liebe und auch Besonnenheit bei sich wirksam werden lassen könne. Indem er dieses Angebot dem Geist der Furcht gegenüberstellt, verrät er indirekt, dass das, was Timotheus quält, nicht nur die Furcht an sich ist, sondern eine indirekte Nachgiebigkeit gegenüber dem Geist, der dahinter ist. Der Geist dieser Welt ist ein Geist der Furcht, der sich selbst fürchtet und Furcht bei uns erzeugen will.
Das zu wissen, ist sehr wertvoll für uns, weil es uns vor der Täuschung bewahrt, dass wir im Teufel einen übermächtigen Gegner vor uns haben, der vor Kraft nur so strotzt. Er tut nur so, aber in Wirklichkeit ist er, als Geist der Furcht, voll von Furcht.
4. Mose 14,9
Nur empört euch nicht gegen den Herrn! Und fürchtet doch nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein! Ihr Schutz ist von ihnen gewichen, und der Herr ist mit uns. Fürchtet sie nicht!
Kaleb erklärt dem rebellischen Volk im Verlauf der Wüstenwanderung, dass sie keine Angst haben sollen vor den Kanaanitern, Weil ihr Schutz von ihnen gewichen sei. Ihr Schutz, das ist der oberste ihrer dämonischen Inspiratoren. Der Teufel, als der Oberste im Reich der Finsternis, ist auch der Furchtsamste. Der erste, der im konkreten Fall ausreißt, ist er. Sein Fußvolk muss dann die Suppe auslöffeln.