Читать книгу Emma - Yvon Mutzner - Страница 16

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Der Vater

Vorsichtig öffnete Emma die Tür. Es war still im Raum, das Geräusch des Schlagbaums im Keller war nicht zu hören.

«Komm herein, Emma.» Da sass er im Dunkeln, die Petrollampe hatte er nicht angezündet. «Vater, es ist dunkel hier drin, ich will Licht machen.» «Nein, lass nur, mir ist wohler so.»

Emma trat behutsam näher. Die Gestalt des Vaters krümmte sich über dem Webstuhl zusammen, der in leinenen, weiss-roten Streifen gezettelt war. «Kann ich etwas für dich tun, Vater? Hast du Schmerzen?» So, wie es an Licht im Raum mangelte, so fehlte das Lebenslicht ihres Vaters. Emma schauderte, eine eigenartige Kälte ging von ihm aus. Oswald Kunz schüttelte den Kopf. «Für mich kann niemand mehr etwas tun, Emma. Soeben war der Meier hier und hat erklärt, er habe keinen Auftrag mehr für mich. Der Stoff aus der Fabrik ist billiger als den, den ich webe.» Er stockte. «Es gibt keine Arbeit mehr, verstehst du, Kind! Wie wollen wir da unser Brot verdienen?»

Emma legte die Hand auf die Schulter des Vaters, Schluchzer entrangen sich seiner Brust. Sie hatte ihren Vater noch nie so zerstört erlebt. «Hab Vertrauen, Vater, es werden sich andere Wege öffnen.»

Er lachte kurz und bitter, brauste für einen Augenblick auf. «Andere Wege? Welche denn? Zauberst du uns einen Braten auf den Tisch, Emma? Andere Wege!» Wieder dieses Lachen, das an einen Wüstenwind erinnerte, der die fruchtbaren Fel­der mit Sand zudeckt und die Brunnen vertrocknen lässt. «Vater!» Emma beharrte. «Frag doch in der Uhrenstein-Fabrik drüben nach Arbeit!»

Oswald Kunz hatte genug geredet. Er hatte überhaupt genug. Er erhob sich, schob seine Tochter beiseite. «Ich kenne nur einen anderen Weg, einen, der die Bitterkeit des Lebens versüsst. Meier hat wenigstens noch die letzte Arbeit bezahlt.» Er griff zu seiner braunen Jacke.

«Vater, Mutter schickt mich. Sie braucht Geld für den Bäcker, wir haben kein Brot mehr!» «Sag ihr, ich habe nichts, gar nichts.» «Das stimmt nicht!» Emma stellte sich ihrem Vater in den Weg. «Du hast doch gerade gesagt, der Meier habe bezahlt. Willst du das alles ins Wirtshaus tragen?»

Jetzt war es heraus. Emma hielt den Atem an. Wie würde er reagieren? Normalerweise war der Vater nur gewalttätig, wenn er betrunken war. Aber so etwas hatte noch niemand zu ihm gesagt.

Der Mann starrte das Mädchen mit leerem Blick an. «Das geht dich gar nichts an», knurrte er düster. Er kramte eine Münze aus seiner Tasche, drückte sie ihr in die Hand, zog die Jacke an und stürzte hinaus.

Emma

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