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(3) In arabischer Rezitation

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Dass der Koran arabisch verfasst ist, ist nach islamischer Überzeugung nicht nur ein historisch bedingter literarischer Sachverhalt, sondern ein theologisch unverzichtbares Moment seines Wesens.20 Nur arabisch ist von Muslimen das Wort Gottes authentisch zu vernehmen. Deshalb sah man sich auch bei der Ausbreitung des Islam in anderssprachige Räume grundsätzlich nicht dazu ermächtigt, Übersetzungen noch als „den Koran“ anzuerkennen. Wo man sie für sinnvoll und notwendig hielt – sie sind auch in der islamischen Welt verbreitet21 –, konnte man sie nur als „Übertragung der ungefähren Bedeutung des Koran nach bestem Bemühen des Übersetzers“ gelten lassen22 und in einer zweisprachigen Ausgabe dem arabischen Text als Verständnishilfe beifügen (linksseitig, an den Rändern oder interlinear).

So ergab sich freilich innerhalb des Islam ein religiös-kulturelles Gefälle zwischen denen, die des Arabischen mächtig sind, und den anderen, denen der Zugang zum Wort nicht gleicherweise gegeben ist, die sich aber immer vor die Aufgabe gestellt sehen, diese Differenz nach Kräften zu überwinden – ein Dilemma, das nur selten und von wenigen bewältigt werden konnte.

Über alle sprachlichen Grenzen hinweg vertraut wird der Koran den muslimischen Gläubigen jedoch dadurch, dass er ihnen zu Gehör gebracht wird in beeindruckender Rezitation, vergegenwärtigt also in erster Linie nicht durch die Lektüre des Buchs, sondern in der Realisation durch die menschliche Stimme, gesanglich moduliert, mit Pausen versehen, in Rückgriffen wiederholt, in Dehnungen bekräftigt, mit Melismen geschmückt, außerhalb des gottesdienstlichen Ritus von emotionalen Rufen der Zuhörer begleitet.23 Die Aufnahme des Koran wird so zu einem Gemeinschaft bildenden Ereignis, das das Leben des Einzelnen im Hören und Memorieren auch dann prägen kann, wenn ihm der inhaltliche Zugang erschwert sein sollte.24

Doch gelingt dies nur einigermaßen problemlos, solange die Umwelt weithin muslimisch ist. Die Erfahrungen der Minderheit in religiös pluraler Gesellschaft belasten selbstverständlich auch das Verhältnis zum Koran. Die Frage bricht auf, wie er angesichts „der weit verbreiteten Unkenntnis von Kindern und Jugendlichen bezüglich der eigenen Religion“ noch angemessen vermittelt werden könnte25, und führt zu neuen Versuchen, aber auch Auseinandersetzungen darüber innerhalb der islamischen Gemeinschaft.

Der Koran

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