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Die Situation in der islamischen Welt

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Auch wenn die Kreuzfahrer das nicht wussten: Sie marschierten auf ein weit geöffnetes Tor zu. Schon im 10. Jahrhundert hatte sich ein weltweiter Klimawandel bemerkbar gemacht, der sich im 11. Jahrhundert verstärkte. Die klimatischen Veränderungen während dieser sogenannten „mittelalterlichen Warmzeit“ hatten in Westeuropa im Allgemeinen positive Auswirkungen – einmal abgesehen von der extremen Dürrezeit unmittelbar vor Beginn des Ersten Kreuzzuges, die sie vermutlich ebenfalls herbeigeführt hatten. Im Nahen und Mittleren Osten jedoch hatte die Warmzeit verheerende Folgen: So wurden die Wanderzyklen nomadischer Völker empfindlich gestört, und es kam zu wirtschaftlicher und politischer Instabilität. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass Palästina und Syrien zu jener Zeit den Schauplatz für eine heftige Auseinandersetzung zwischen zwei konkurrierenden Strömungen des Islam abgaben: dem erstarkenden Sunnitentum auf der einen Seite, vertreten durch das Sultanat der seldschukischen Türken, die im Namen des Abbasidenkalifats von Bagdad in den Kampf zogen, und den schiitischen Fatimiden auf der anderen Seite, deren Kalifat von Kairo aus schon ein Jahrhundert lang mit missionarischem Eifer die schiitische Lehre verfochten hatte. Im Jahr 1071 war Jerusalem an die Seldschuken gefallen, doch am 26. August 1098 – das Kreuzfahrerheer stand gerade im Norden Syriens – eroberten die Fatimiden die Heilige Stadt zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt war die islamische Welt bereits durch eine Reihe von Unglücksfällen geschwächt worden: So war 1092 mit dem Wesir Nizam al-Mulk eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der seldschukischen Geschichte ermordet worden, war dieser doch der Mann gewesen, der dreißig Jahre lang die Macht der Seldschuken gesichert hatte. Nur einen Monat später war der Seldschukensultan Malikschah unter dubiosen Umständen gestorben. Ihm folgten ins Grab nicht nur seine Ehefrau, sein Enkel sowie weitere hohe seldschukische Würdenträger, sondern sogar der Abbasidenkalif al-Muqtadi selbst. Durch diese Schicksalsschläge zerbrach das Seldschukenreich in eine Vielzahl konkurrierender Kleinstaaten, in denen verschiedene Thronprätendenten und Angehörige der Herrscherfamilie um die Macht kämpften. Dann starben im Jahr 1094 auch noch der Fatimidenkalif al-Mustansir, der 58 Jahre lang regiert und den Seldschuken zähen Widerstand geleistet hatte, und sein Wesir, Badr al-Dschamali.

Die Kreuzzüge

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