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Butch hörte immer wieder das verräterische Knacken. Irgendwo dort vorne ging Donald Remsberg. Er machte sich nicht die Mühe, Geräusche zu vermeiden. Er trat auf alles, was auf dem Waldboden lag.

Jack war vorsichtiger. Er musste es sein, denn im Gegensatz zu Donald Remsberg wurde er ja hier nicht erwartet.

Er lief von Baum zu Baum. Er suchte Büsche, hinter denen er sich verstecken konnte. Er achtete genau darauf, wohin er trat.

Seine Nerven waren angespannt. Sie vibrierten leicht. So, als hätte er zu viel Kaffee getrunken.

Wieso wusste Donald so genau, wohin er gehen musste? Hatte man ihm einen Zettel zugespielt?

Oder steckte er etwa ...

Oder steckte er etwa mit den Gangstern unter einer Decke? Das würde natürlich alles erklären.

Butch schüttelte ärgerlich den Kopf. „Verrückt!“, brummte er leise. Wie kam er nur auf diese Idee? Donald! Mit den Gangstern unter einer Decke? Das war mehr als absurd.

Remsberg war sauber. Für ihn hätte Butch jederzeit die Hand ins Feuer gelegt.

Der Weg stieg sanft an.

Eine Biegung.

Und plötzlich hörte Butch ein Rascheln hinter sich. Er fuhr erschrocken herum – und blickte in die Pistolenmündung eines grinsenden Mannes, den er nicht kannte.

Der Mann hatte das Gesicht eines Schimpansen. Man hätte über ihn lachen können, wenn er die Waffe nicht in der Faust gehabt hätte.

„Sag mal, was suchst du hier unten?“, fragte Butch mit ärgerlich zusammengekniffenen Augen. „Ich dachte, Affen wohnen auf Bäumen.“

„Ich bin nur mal ganz kurz heruntergekommen, um dir eine Kugel in den Pelz zu jagen“, sagte der Kerl mit einem gefährlichen Grinsen.

„Na schön“, knurrte Butch. „Aber mach schnell. Ich habe es eilig.“

Der Mann kam einen Schritt näher. Er war etwas kleiner als Butch, trug eine senffarbene Kordjacke und ebensolche Hosen. Seine Nase war breit und die Nasenspitze war aufgeworfen, sodass man die Nasenlöcher gut sehen konnte. Wie bei Schimpansen.

„Was hast du hier zu suchen?“, fragte der Mann.

„Ich lustwandle so vor mich hin“, gab Butch zurück, während er die Ohren spitzte und lauschte. Von Donald Remsberg war nichts mehr zu hören.

Remsberg hatte sich schon zu weit entfernt. Der Ganove stellte eine Art Sicherung dar. Die Sicherung hatte sich bewährt.

„Lustwandeln nennt man das“, sagte der Gangster.

„Ja.“

„Geduckt?“

„Jeder wie er kann.“

„Wie ein Dieb?“

„Tut mir leid. Ich kann nicht anders lustwandeln.“

Der Ganove zog die buschigen Augenbrauen zusammen.

„Umdrehen!“

Jetzt wird es kritisch, dachte Butch.

Er wandte sich langsam um.

Der Kerl kam näher und tastete ihn ab.

„Ach so, du bist ein Straßenräuber“, sagte Butch.

„Halt’s Maul!“

„Die treffendere Bezeichnung wäre Waldräuber.“

„Schnauze!“, knurrte der Mann und holte Butchs Kanone aus dem Schulterholster. Er lachte meckernd. „Was haben wir denn da?“

„Damit zünde ich mir die Zigaretten an.“

„Feuerzeug, was?“

„Ganz recht.“

Der Mann drückte Butch seinen Revolver in die linke Niere.

„Du beschattest Remsberg, was?“, fragte er.

„Wer ist Remsberg? Wieso beschatten? Ich habe mir die Beine vertreten ...“

„Stell dich nicht blöder als du aussiehst.“

Butch änderte plötzlich seine Taktik.

„Ja, ich bin hinter Remsberg her. Und was nun?“

„Mitkommen!“, sagte der Gangster.

„Wohin?“

„Zum Picknick“, sagte der Kerl lachend. „Was dachtest du denn? Wir werden dir ein paar blaue Bohnen zu fressen geben.“

„Wer ... wir?“

„Meine Freunde und ich.“

„Und was habt ihr mit Remsberg vor?“

Wieder ließ der Kerl ein dreckiges Lachen hören.

„Wirst du alles aus nächster Nähe miterleben. Marschier mal geradeaus, Freundchen.“

Butch machte einen Schritt. Nur einen einzigen, um den Gangster zu täuschen. Dann wirbelte er blitzschnell herum. Er schlug die Waffe des Gangsters zur Seite und setzte ihm gleichzeitig seine Rechte ans Kinn.

Der Bursche ließ einen unartikulierten Laut hören und kippte stöhnend nach hinten. Sein Geist war für einen Augenblick paralysiert.

Butch nutzte diesen Vorteil sofort. Er hackte dem Mann die Waffe aus der Hand.

Der Gangster warf sich auf Butchs Beine, umklammerte sie und brachte den Detektiv zu Fall.

Ein zähes Ringen begann. Die beiden Männer rollten über den weichen Waldboden. Sie keuchten. Jeder versuchte, den anderen mit einem gewaltigen Fausthieb zu besiegen.

Butch traf zweimal das Gesicht des Gangsters. Doch der Bursche konnte mehr einstecken, als es anfangs den Anschein gehabt hatte.

Es gelang dem Verbrecher sogar, sich aus Butchs Umklammerung zu befreien. Er schnellte zur Seite und packte einen dicken Ast, der da lag.

Ehe Butch reagieren konnte, drosch der Kerl ihm den Ast bereits auf den Kopf.

O'Reilly war im Begriff gewesen aufzustehen. Der gewaltige Hieb warf ihn wieder in die Knie.

Der Kerl war sofort hinter ihm. Er legte ihm den Ast über die Kehle und zerrte daran. Um die mörderische Wirkung zu erhöhen, drückte ihm der Verbrecher sein Knie brutal ins Kreuz.

Butchs Kehle schmerzte scheußlich. Butch bekam keine Luft. Ein schreckliches Hämmern setzte in seinem Kopf ein. Der Wald verschwamm vor seinen weit hervorgetretenen Augen. Er konnte die Umgebung nicht mehr erkennen. Alles wurde unwirklich. Alles überzog sich mit einem dunkelroten Schleier.

Die brennenden Lungen hingen schlaff in seiner Brust. Ab und zu flatterten sie. Sie brauchten Luft, Luft, Luft.

Der Gangster war drauf und dran, Butch umzubringen.

Jack spürte, dass er schwach und schwächer wurde. Kurz vor der Ohnmacht, der unweigerlich der Tod folgen würde, mobilisierte Butch noch einmal all seine Kräfte.

Er wuchtete seinen Oberkörper nach vorn. Den Gangster, der ihm auf dem Rücken hing, riss er mit. Er krümmte den Rücken wie eine Katze. Der Ganove flog über ihn und blieb reglos liegen. Butch bekam wieder Luft und atmete gierig.

Dann sprang er auf, um nachzusehen und den Gangster kampfunfähig zu machen.

Seine Finger krallten sich in die Kordjacke des Kerls.

Der Kerl machte sich scheinbar absichtlich schwer, indem er Beine, Arme und Kopf hängen ließ.

Plötzlich erschrak Butch. Der Mann machte einen verdammt toten Eindruck. Er ließ ihn sofort los. Nichts. Keine Reaktion mehr. Kein Puls. Kein Herzschlag.

Wieso war er tot?

Butch untersuchte den Verbrecher kurz.

Dann richtete er sich seufzend auf. „Genick gebrochen!“, stellte er kopfschüttelnd fest. Das hatte er nicht beabsichtigt.

Privatdetektiv Tony Cantrell Sammelband #4 - Fünf Krimis in einem Band

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