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Alexandra Wiegand fühlte sich elend. Hunger und Durst quälten sie. Vor allem der Durst machte ihr sehr zu schaffen. Sie wurde schwach und schwächer und befürchtete, aus diesem unterirdischen Gefängnis, in das Andrea sie gebracht hatte, nicht mehr lebend herauszukommen.

Es war kalt hier unten. Kalt und feucht. Und es roch nach Moder und Fäulnis. Seit Alexandra entführt worden war, hatte sie kein Tageslicht mehr gesehen. In diesem ehemaligen Weinkeller herrschte immerzu Dunkelheit.

Andrea hatte ihre Gefangene an einen rostigen Ring gefesselt, der vielleicht vor Jahrhunderten in die Ziegelwand eingelassen worden war.

Geknebelt hatte die Geisteskranke Alexandra nicht. „Das ist nicht nötig“, hatte sie gesagt. „Hier unten kannst du dir die Seele aus dem Leib schreien. Es wird dich niemand hören, weil in weitem Umkreis nämlich niemand wohnt.“

Vor langer Zeit war in diesem alten Unterföhringer Keller Wein gelagert worden. Danach hatte man hier unten Champignons gezüchtet.

Aber der Ertrag war so gering gewesen, dass man den Keller schließlich den Ratten und Mäusen überlassen hatte, wie Andrea Wiegand zu erzählen wusste.

„Wir sind früher manchmal hier gewesen“, hatte sie gesagt. „Als Kinder. Es war eine Mutprobe, den Keller allein und ohne Licht zu betreten. Nicht jedes Mädchen hat sie bestanden. Nicht einmal jeder Junge. Ich schon. Ich war immer schon sehr mutig, bin es heute noch.“

Die Geisteskranke war vorhin weggegangen, ohne ein Wort zu sagen. Alexandra wusste nicht, ob Andrea Wiegand wiederkommen würde. Vielleicht war sie mit der Absicht fortgegangen, ihre Gefangene einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Seit drei Tagen versuchte Alexandra, sich zu befreien. Das Mauerwerk war brüchig, der Eisenring wackelte. Wenn Alexandra ihn lange genug hin und her bewegte, konnte sie ihn vielleicht herausziehen. Aber würde ihr noch so viel Zeit bleiben? Und so viel Kraft?

Sie nahm die Energien, über die sie noch verfügte, zusammen und rüttelte verzweifelt am Ring. „Bitte“, flehte sie. „Bitte gib mich endlich frei.“

Und ihr Flehen wurde erhört. Ein Ruck und plötzlich hing sie nicht mehr an der nasskalten Wand. Sie war zwar noch gefesselt, aber es war ihr möglich, aufzustehen und den Keller zu verlassen. Das Tageslicht blendete sie, als sie ins Freie trat. Sie stolperte mit gebundenen Händen über ein nicht bewirtschaftetes Feld, sackte mehrmals zusammen, kämpfte sich immer wieder hoch und ging so lange weiter, bis sie eine Straße erreichte.

Dort brach sie total entkräftet zusammen. Ein Wagen hielt neben ihr. Sie trug noch ihre jetzt stark verschmutzte Schwesternkleidung.

Ein Mann beugte sich über sie. Sie bat ihn um Hilfe. Er half ihr in seinen Wagen, verständigte über sein Mobiltelefon die Polizei und brachte Alexandra Wiegand, ihrem Wunsch gemäß, in die Paracelsus-Klinik.

Während man Alexandra medizinisch betreute, lief Andrea Wiegand bei ihrer Rückkehr den Kripobeamten in die Arme, die in jenem versteckten Weinkeller auf sie warteten.

Eine halbe Stunde später befand sie sich wieder in der St. Benedikt-Stiftung und an ihre Zimmertür kam der Vermerk: Vorsicht! Besonders gefährlich!

Dr. Härtlings Anruf holte Thorsten Wiegand in die Paracelsus-Klinik. „Die Angst hat ein Ende“, sagte der Klinikchef erleichtert. „Wir haben Alexandra wieder.“

Thorsten kam so schnell wie möglich in die Klinik.

„Sie ist noch sehr schwach“, sagte Sören Härtling. „Aber sie kommt bald wieder auf die Beine. Dafür werden wir hier alle sorgen.“

Thorsten Wiegand betrat das Krankenzimmer mit Tränen in den Augen. „Liebes, ich bin ja so froh, so froh, dich wiederzuhaben. Ich hatte solche Angst um dich.“ Er beugte sich zu ihr hinunter, legte seine Arme zitternd um sie und schluchzte: „Ich liebe dich. Niemand darf uns jemals wieder trennen. Ich würde es nicht ertragen.“

Alexandra lächelte und genoss seine Zärtlichkeit.

Eine Woche danach konnte Schwester Alexandra wieder zum Dienst erscheinen, alles Schwere lag hinter ihr.

Rosanna Wiegand kam in eine bekannte Reha-Klinik.

Und Ben Härtling schaffte es, zum ersten Mal, mit Jenny auszugehen...

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ENDE

Nur Engel dürfen ewig leben

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Arztroman von A. F. Morland

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Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

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,,Wenn nicht ein Wunder geschieht, muss Ihre Frau sterben.” Dr. Sören Härtling sah den Mann, der ihm gegenübersaß, mitleidig an. „Glauben Sie mir, Herr Schönberg, wir haben getan, was in unserer Macht steht — doch auch der ärztlichen Kunst sind Grenzen gesetzt.”

„ Kann ich denn gar nichts tun?” Der bekannte Opernsänger barg verzweifelt das Gesicht in den Händen. „Michaela ist mein Ein und Alles, ohne sie ist auch mein Leben vorbei.”

Dr. Härtling schüttelte nur den Kopf. Nein, es gab keinen Ausweg mehr, seiner Patientin konnte nur noch ein Wunder helfen.

Und dann, ganz plötzlich, hatte Mario Schönberg eine Idee.

„ Ich werde ihr sagen, dass sich ihr größter Wunsch bald erfüllt”, stieß er hervor. „Ich erzähle ihr, dass wir endlich ein Kind adoptieren dürfen. Vielleicht durchdringt diese Nachricht ihre Bewusstlosigkeit ...”

8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband

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