Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 52

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Das Taxi hielt vor dem Haus der Quasts. Tamara stieg aus, das Taxi fuhr weiter. Im Nachbarhaus machte Mario Schönberg seine Stimmübungen. Er war Opernsänger — ein sehr guter sogar, aber der große Durchbruch wollte ihm nicht gelingen. Die Quasts und die Schönbergs waren seit Jahren miteinander befreundet. Sogar Urlaub hatten sie schon zusammen verbracht und sich großartig vertragen. Jedes Mal, wenn Mario Schönberg ein neues Engagement bekam, drückten ihm Tamara und Thomas Quast ganz fest die Daumen, und sie hofften für ihn, dass er es schaffte, ganz nach oben zu kommen, dorthin, wohin er ihrer Meinung nach schon längst gehörte.

Tamara Quast schloss die Haustür auf, trat dann aber nicht ein, sondern schlug die Tür wieder zu und läutete bei den Nachbarn. Sie wollte nicht allein sein, und ihr Mann würde erst spätabends nach Hause kommen.

Mario ließ sich nicht stören, er setzte seine Stimmübungen fort, begleitete sich dabei selbst am Klavier, sang Tonleitern und schwierige Etüden. Michaela Schönberg öffnete.

„Tamara! Komm rein!”

,,Komme ich ungelegen?”

„Überhaupt nicht. Du musst mich nur einen Moment entschuldigen. Ich habe Ingeborg am Telefon.”

Mario Schönberg hatte einen Halbbruder namens Wolf Kretschmer, und dessen Lebensgefährtin hieß Ingeborg Herzfeld. Michaela Schönberg eilte ins Wohnzimmer und nahm den Hörer, der neben dem Apparat lag, wieder auf. „Hallo, Ingeborg? Da bin ich wieder.” Tamara Quast trat ein und schloss die Tür. „Tamara ist soeben gekommen”, informierte Michaela Schönberg die junge Frau am anderen Ende der Leitung.

„Grüß sie herzlich von mir”, bat Ingeborg Herzfeld.

„Herzliche Grüße von Ingeborg”, sagte Michaela in Tamaras Richtung.

„Danke”, sagte Tamara. „Liebe Grüße zurück. Auch an Wolf.”

Michaela gab es weiter. Sie war eine schöne Frau von neunundzwanzig Jahren, wirkte zart und zerbrechlich und hatte seidig glänzendes aschblondes Haar.

„Wolf fühlt sich im Moment nicht besonders”, sagte Ingeborg. Ihr Lebensgefährte war Koch in der Mensa der Wirtschafts-Uni. Er sorgte dort für das leibliche Wohl vieler Studenten und war bei ihnen sehr beliebt. Er hatte stets ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte seiner Gäste und half, wo immer er konnte.

„Was fehlt ihm denn?”, wollte Michaela wissen. Nebenan, im Musikzimmer, hinter der gepolsterten Tür, sang Mario jetzt ein Lied von Franz Schubert. Tamara Quast setzte sich und wartete, bis Michaela das Telefonat beendet hatte.

„Es hat vorgestern begonnen”, erzählte Ingeborg. „Schon den ganzen Tag über hatte er unter Fieber und Atemnot gelitten. Bei der kleinsten Anstrengung hat er geschwitzt.”

„Warum ist er denn nicht sofort heimgegangen?”, fragte Michaela verständnislos.

„Du kennst doch Wolf. Er nimmt seine Arbeit sehr ernst.”

„Dagegen ist nichts einzuwenden, aber wenn man krank ist, gehört man ins Bett und muss sich auskurieren.”

„Er wollte noch nicht mal, dass ich den Hausarzt hole”, sagte Ingeborg. „Gestern habe ich es aber doch getan.”

„Und? Wie lautete die Diagnose?”, wollte Michaela wissen. Sie mochte den Halbbruder ihres Mannes sehr.

„Grippe.”

„Na ja, dann ist Wolf ja in einer Woche wieder auf den Beinen”, meinte Michaela erleichtert.

„Das bezweifle ich”, widersprach Ingeborg. „Er spricht auf das Antibiotikum, das ihm Dr. Steiner verschrieben hat, überhaupt nicht an. Im Gegenteil, es geht ihm immer schlechter, und sein rechtes Bein ist unterhalb des Knies so stark angeschwollen, dass es fast so dick ist wie der Oberschenkel.”

Michaela erschrak.

„Das würde ich aber nicht anstehen lassen. Vielleicht braucht Wolf ein anderes Medikament. Oder kannst du euren Hausarzt nicht bitten, Wolf in die Paracelsus-Klinik einzuweisen?”

„Dr. Steiner meint, das sei nicht nötig.”

„Ja, aber Wolfs dickes Bein - das hat doch nichts mit einer gewöhnlichen Grippe zu tun”, sagte Michaela besorgt.

„Dr. Steiner ist der Arzt. Wir müssen glauben, was er sagt.”

„Wenn sich dieses Ödem in Wolfs Bein nicht bald gibt, würde ich darauf bestehen, dass Dr. Steiner ihn in die Paracelsus-Klinik einweist”, riet Michaela Ingeborg.

„Das hab’ ich vor.”

„Halt uns über Wolfs Gesundheitszustand bitte auf dem Laufenden, ja?”

„Natürlich.”

„Sag Wolf, wir wünschen ihm alles Gute und baldige Genesung.”

„Werd’ ich ihm ausrichten”, versprach Ingeborg Herzfeld und legte auf.

8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband

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