Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 61
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Dr. Sören Härtling sah seinen Sohn nachdenklich an. Er war mit Ben allein im Wohnzimmer, hatte Jana gebeten, den Rest der Familie vorübergehend von ihnen fernzuhalten.
„Junge, ich glaube, ich darf von mir behaupten, ein toleranter Vater zu sein”, begann Sören ernst. „Oder bist du anderer Meinung?” Ben schüttelte nur den Kopf. „Meine Kinder haben so viel Freiheit wie nur irgend möglich”, fuhr Sören fort. „Ein bisschen Erziehung muss natürlich sein. Wenn man will, dass ein junger Baum gerade wächst, muss man ihn stützen. Findest du, dass ich zu viel des Guten tue?”
„Nein, Vati”, antwortete Ben leise.
„Du hast also nicht das Gefühl, dass ich deine Persönlichkeitsentfaltung hemme?“
„In keiner Weise”, erwiderte Ben mit belegter Stimme.
„Hast du etwas gegen eine konstruktive Kritik?”, forschte Dr. Härtling weiter.
„Nein”, antwortete Ben, ohne Sören in die Augen zu sehen. Seine Wangenmuskeln zuckten. Er wäre froh gewesen, dieses Gespräch schon hinter sich zu haben.
„Gegen ein offenes Wort zwischen Vater und Sohn?”
„Auch nicht”, gab Ben zurück.
Sören nickte.
„Schön. Dann lass uns vernünftig miteinander reden, okay?”
„Okay”, krächzte Ben und nagte an der Unterlippe.
„Ich möchte vorausschicken, dass ich nichts gegen Leontine habe, wenngleich ich finde, dass sie altersmäßig nicht unbedingt ideal zu dir passt, aber das ist eure Sache. Ihr mögt euch, habt Spass miteinander - ich sehe von daher keinen Grund, gegen diese Freundschaft zu sein. Was mich jedoch stört - stören muss - , ist, dass du zu wenig schläfst, morgens zu spät aus dem Haus gehst und in den letzten vier Tagen dreimal zu spät zur Schule gekommen bist. Einmal sogar mehr als eine halbe Stunde, wie mich dein Klassenlehrer freundlicherweise wissen ließ. Doch selbst da wäre ich noch bereit, ein Auge zuzudrücken, wenn sich nicht auch noch deine schulischen Leistungen gravierend verschlechtert hätten. Das kann ich nun beim besten Willen nicht tolerieren. Ich hoffe, du siehst das ein.” Sören schwieg. Ben schwieg auch. „Hm?”, machte Sören.
„Ich sehe es ein, Vati”, presste Ben zerknirscht hervor.
„Hast du irgendeinen Vorschlag, wie man diese Missstände abstellen könnte?”, fragte Sören Härtling.
„Ich werde mich zusammenreißen, ich verspreche es dir.”
„Du wirst nicht mehr zu spät zum Unterricht kommen?”, fragte Sören seinen Sohn.
„Ich werde mehr schlafen und früher aufstehen.”
„Und die Zensuren werden sich wieder bessern?”, fragte Dr. Härtling.
„Ich werd’ mir Mühe geben.”
Sören nickte. „Nun, wir werden ja sehen.” Damit war für ihn das Thema vorläufig beendet. Nun lag es bei Ben, zu zeigen, dass es ihm mit seinen Versprechungen ernst war. Sollte sich nichts ändern, würde Sören gezwungen sein, andere Maßnahmen zu ergreifen, doch er hoffte, dass Ben zu seinem Wort stand.