Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 56
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„Was für ein Tag ist heute?” fragte Ben, Sören Härtlings siebzehnjähriger Sohn.
„Mittwoch”, antwortete Dr. Härtling.
„Das weiß ich”, sagte Ben.
„Warum fragst du dann?”
„Ich frage, weil du mit einem Riesenstrauß roter Rosen nach Hause kommst”, erklärte Ben.
„Darf ich meiner Frau keine Blumen bringen?”
„Doch”, antwortete Ben, „aber du tust es doch sonst nie.”
„Heute tu’ ich’s eben mal. Was dagegen, Sohn?”
„Nein, Vater, überhaupt nichts”, grinste Ben.
„Das freut mich.” Sören trat von der Diele ins Wohnzimmer.
„Guten Abend, Herr Doktor”, grüßte Ottilie, die Perle des Hauses Härtling. „Oh, die Rosen - sind die wunderschön. Irgendein besonderer Anlass? ”
„Kein besonderer Anlass.”
Ottilie atmete erleichtert auf. „Da bin ich aber froh.”
„Wieso?”
„Ich hab’ kein Festtagsmenü gekocht”, sagte die Haushälterin.
„Es ist ein Tag wie jeder andere.”
Die Wirtschafterin wiegte den Kopf.
„Ein Tag wie jeder andere ... Und Sie bringen Ihrer Frau rote Rosen ... Das ist kein Tag wie jeder anderer für mich.”
„Wo ist Jana?”, wollte Sören wissen.
„Oben”, antwortete Cäcilia „Sie macht sich die Haare.”
Sören drehte sich um, eilte aus dem Wohnzimmer - und stieß mit Dana, seiner siebzehnjährigen Tochter, Bens Zwillingsschwester, zusammen.
„Für wen sind denn die wunderschönen Rosen, Vati?”
„Nicht für dich, mein Schatz”, lächelte Sören.
„Für Mutti? Da wird sie sich aber freuen. Hast du irgendetwas gutzumachen?”
„Nein”, brummte Sören Härtling. „Stell dir vor, ich habe ein absolut reines Gewissen und wage mich trotzdem mit Blumen nach Hause.”
Im Obergeschoss traf er auf den fast dreizehnjährigen Tom und auf die neunjährige Josee. Himmel, es ist wie ein Spießrutenlauf, dachte er.
„Sind die Rosen aus unserem Garten?”, fragte Tom.
„Nein”, grollte Sören, „so etwas gibt es auch im Blumenladen zu kaufen.”
„Rausgeschmissenes Geld”, meinte Tom sachlich. „Ich hol’ sie immer aus dem Garten, wenn ich Mutti eine Freude machen möchte.”
„Ach, du bist das!”
„Du verpetzt mich hoffentlich nicht”, sagte Tom.
„Vati nicht. Aber ich, wenn du mir morgen nicht bei meinen Hausaufgaben hilfst”, nutzte Josee die Situation sofort aus.
„Das nennt man Erpressung!”, beschwerte sich Tom. „He, Vati, darf sie das? Darf Josee mich erpressen?”
„Nein, mein Junge, das darf sie nicht.”
Tom wandte sich an seine kleine Schwester.
„Hast du gehört? Das darfst du nicht.”
„Na schön, ich sage nichts, aber du hilfst mir morgen trotzdem, ja?”
Tom legte sich nicht fest.
„Wir werden sehen”, sagte er.
„Wir werden sehen, ob ich es schaffe, meinen Mund zu halten“, sagte Josee pfiffig.
Sören schickte die beiden hinunter.
„Es gibt gleich Abendbrot”, bemerkte er und ging weiter. Er fand Jana im Bad. „Frag mich bitte nicht, was heute für ein Tag ist, woher ich die Blumen habe und warum ich dir mitten unter der Woche rote Rosen schenke”, sagte er grinsend. ,,Nimm sie einfach und erfreue dich an ihrem betörenden Duft und an ihrem göttlichen Anblick! Ich will dich nicht bestechen, mein Gewissen ist so rein wie das eines neugeborenen Kindes, und ich verfolge mit diesem Präsent keinerlei wie auch immer geartete hinterlistige Ziele. Alles klar?”
Jana Härtling schmunzelte.
,,Was für eine merkwürdige Vorrede hältst du denn da?”
Sören hob schmunzelnd die Schultern.
„Man wird vorsichtig, wenn man in einer Welt lebt, die von Misstrauen geprägt ist.”
Jana nahm die Rosen und gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuss.
„Sie sind wunderschön.”
„Deine Frisur ist es auch”, sagte Sören und küsste seine schöne Frau wieder.