Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 59

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Als Dr. Sören Härtling am Abend dieses Tages nach Hause kam, überfiel ihn Josee sofort mit einer Neuigkeit, die sie unmöglich für sich behalten konnte.

„Ben hat eine neue Freundin! Ben hat eine neue Freundin, Vati!”

Sören schmunzelte.

„Ben ist siebzehn, warum sollte er keine Freundin haben? Ich habe nichts dagegen. Wenn du siebzehn bist, wirst du auch einen Freund haben.”

Josee schüttelte heftig den Kopf.

„Ich nicht. Jungs sind doof.”

„In ein paar Jahren wirst du deine Meinung ändern.”

Wieder schüttelte Josee ganz fest den Kopf.

„Nie. Und ich werde auch nie heiraten. Ich bleibe immer bei Mutti und dir.”

„Ist mir auch recht”, lächelte Sören.

„Sie heißt Leontine.”

„Wer?”, fragte Sören.

„Bens neue Freundin. Und sie ist alt”, behauptete Josee.

„So? Wie alt ist sie denn?”

„Einundzwanzig”, sagte Josee.

Sören Härtling verkniff sich ein Grinsen.

„Ein biblisches Alter”, meinte er ernst.

„Sie hat schon ein eigenes Auto.”

„Es sei ihr gegönnt”, erwiderte Sören.

„Wir werden sie heute kennenlernen”, kündigte Josee an. „Sie wird Ben mit dem Wagen abholen.”

„Ich wette, du platzt jetzt schon vor Neugier.”

„Ich bin gespannt, wie sie aussieht”, gab Josee zu.

„Du wirst mit Sicherheit etwas an ihr auszusetzen haben.”

„Wieso denn?”, fragte Josee. „Wie kommst du darauf?”

„Weil dir bisher noch kein Mädchen gefallen hat, das sich für Ben interessierte”, antwortete Sören.

Später, nach dem Abendessen, fragte Ben: „Leihst du mir die Krawatte, die ich dir zum Geburtstag geschenkt habe, Vati?”

Sören hatte das knallbunte Ding noch nie getragen. Die Krawatte war ihm etwas zu schrill. Nicht einmal ein Blinder konnte sie übersehen. Er lieh sie seinem Sohn sehr gerne. So vergammelte sie wenigstens nicht in seinem Schrank.

„Du wirst Leontine damit gefallen”, sagte Sören lächelnd.

Bens Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Josee konnte mal wieder nicht den Mund halten, was?”

„Sie hat mir kein großes Geheimnis verraten. Wenn Leontine dich abholt, sehe ich sie sowieso.”

„In Josees Augen ist Leontine viel zu alt für mich. Sie ist einundzwanzig - schon vorbei. Sie wird in vier Monaten zweiundzwanzig. Mir ist das egal. Wir verstehen uns super, und nur darauf kommt es an.”

„Wo hast du sie denn kennengelernt?”, fragte Sören.

„Sie saß im Kino neben mir. Wir haben uns beim Hinausgehen über den Film unterhalten. Wir waren beide mit dem Schluss nicht einverstanden. Ich hab’ Leontine auf ’ne Cola eingeladen und - na ja ... Ich sehe sie heute zum vierten Mal.”

„Hat sie einen Beruf?”, erkundigte sich Sören Härtling.

„Sie ist Sekretärin. Sie wird dir bestimmt gefallen.” Ben fing an zu zappeln. „Ich muss mich beeilen.” Er sauste die Treppe hoch.

Sören sah ihm schmunzelnd nach.

„Er ist verliebt”, sagte er zu seiner Frau, die soeben aus der Küche kam. „Unser Sohn ist verliebt, Jana.”

„Ja”, lachte Jana Härtling. „Bis über beide Ohren.”

Sören grinste. „In eine Großmutter - meint unser Nesthäkchen.”

Jana machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Für Josee ist alles alt, was über fünfzehn ist. Ich möchte lieber nicht wissen, wie alt ich in ihren Augen bin.”

„Eltern sind zeitlose Wesen. Wir laufen gewissermaßen außer Konkurrenz mit.”

Jana verdrehte die Augen.

„Da bin ich aber froh! Ich habe nämlich keine Lust, von meiner Tochter mit einem alten Flugsaurier verglichen zu werden.”

Als draußen ein Wagen hielt, rasten Josee, Tom und Dana zum Fenster.

„Kinder, ihr seid unmöglich”, tadelte Jana Härtling sie „Man muss sich für euch direkt schämen.”

„Mensch, die sieht ja noch älter aus, als sie ist!”, rief Josee enttäuscht aus.

„Ich finde sie klasse”, sagte Tom.

„Dir gefällt ja jede”, stellte Josee abwertend fest.

„Ich finde, sie ist sehr hübsch”, gab Dana ihr Urteil ab.

Natürlich war auch Sören neugierig, aber er beherrschte sich.

„Sie steigt aus!”, rief Josee.

„Deckung!”, rief Tom.

„Zu spät”, sagte Dana. „Sie hat uns schon gesehen. Mensch, ist mir das peinlich!”

„Mir nicht”, erklärte ihre kleine Schwester. „Wir dürfen doch noch aus dem Fenster sehen, wann wir wollen.”

Leontine läutete.

„Ich komme!”, rief Ben im Obergeschoss.

Sören Härtling öffnete die Tür. Vor ihm stand eine reife, selbstbewusste, hübsche junge Frau, die nicht zu seinem schlaksigen Sohn passte.

„Hi”, sagte sie, strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und streckte ihm - überhaupt nicht schüchtern - die Hand entgegen. „Ich bin Leontine. Und Sie sind Bens Vater; hab’ ich recht?”

Sören lächelte freundlich.

„Sie haben recht. Ich bin Doktor Härtling, und das ist meine Frau Jana.”

„Hi!”, sagte Leontine zu Jana Härtling.

Bens Geschwister hielten sich im Hintergrund. Ben stürmte - mit Sörens schriller Krawatte um den Hals - die Treppe herunter.

„Da bin ich”, keuchte er. Seine Augen strahlten. „Gehen wir.”

„Tja, also dann - war nett, Sie kennengelernt zu haben”, sagte Leontine zu Jana und Sören.

„Schönen Abend”, wünschte Dr. Härtling.

„Werden wir haben”, grinste Ben und verließ mit seiner neuen Freundin das Haus.

„Sie ist zu reif für ihn”, meinte Jana, sobald die Tür geschlossen war.

„Sag’ ich doch”, meldete sich Josee im Hintergrund. „Viel zu alt ist sie, aber das lässt Ben ja nicht gelten.“

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