Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 62
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Michaela Schönberg hustete seit drei Tagen. Sie hatte sich auf der Party erkältet. Ihre Nase war gerötet, sie nieste häufig und hatte leichtes Fieber, was sie ihrem Mann allerdings verschwieg, um von ihm nicht ins Bett gesteckt zu werden.
Ingeborg Herzfeld rief an. Michaela nieste herzhaft ins Telefon.
„Oje”, lachte Ingeborg. „Was ist denn das?”
„Ein ausgewachsener Schnupfen”, antwortete Michaela mit verstopfter Nase.
„Gut, dass man den durchs Telefon nicht übertragen kann. Was tust du dagegen?”
„Nichts”, war die lapidare Antwort.
„Sei bloß nicht leichtsinnig, Mädchen!”, warnte Ingeborg.
„Wenn man etwas gegen einen Schnupfen unternimmt, dauert er sieben Tage. Tut man nichts, ist man ihn nach einer Woche los. Das ist eine alte Weisheit.”
„Wie geht es Wolf?”, lenkte Michaela von sich ab. Sie hustete. Es klang hart und trocken.
„Ich habe ihn heute in die Reha-Klinik im Schwarzwald gebracht”, berichtete Ingeborg.
„Gefällt es ihm da?”
„Frag mich das in einer Woche noch mal”, sagte Ingeborg. „Im Augenblick kann ich nur sagen, dass das Personal sehr freundlich und die Umgebung traumhaft schön ist.”
„Komm uns besuchen, wenn du dich einsam fühlst!”
„Ich komme, sobald du nicht mehr niest und hustest“, gab Ingeborg zurück. „Bestell deinem Mann einen schönen Gruß von mir!”
„Mach ich.” Sie legten gleichzeitig auf.
Draußen schüttelte ein ungestümer Wind die Bäume. Der Himmel war wolkenverhangen. Es sah nach Regen aus. Michaela trat ans Fenster. Sie nieste und putzte sich mit einem der letzten Papiertaschentücher die Nase. Hoffentlich brachte Marion bald Nachschub. Er war zum Supermarkt gefahren, um einzukaufen. Normalerweise erledigten sie das gemeinsam, doch heute hatte Mario darauf bestanden, dass sie zu Hause blieb.
Das Telefon schlug wieder an. Noch mal Ingeborg?
Hustend ging Michaela zum Apparat. „Hallo!”
„Frau Schönberg?” Die Stimme kam Michaela bekannt vor.
„Ja”, sagte sie.
„Hier spricht Hartmut Kutter. Wie geht es Ihnen?”
Michaelas Herz machte einen Freudensprung. Ich hab’s gewusst!, jubelte sie innerlich. Ich hab’s gewusst.
„Ich bin ein bisschen erkältet”, antwortete sie, „aber sonst geht es mir gut.”
„Sehr schön. Ich habe Ihrem Mann versprochen, mich zu melden. Ist er da?”
„Tut mir leid, Herr Kutter. Mario ist vor einer halben Stunde weggefahren. Kann er Sie zurückrufen?” Michaelas Nase juckte ganz entsetzlich.
„Das ist nicht möglich”, bedauerte. Kutter.
„Können Sie in einer Stunde noch mal anrufen?” Der Juckreiz in Michaelas Nase wurde unerträglich.
„Kann ich.”
„Mein Mann wird sich sehr freuen, wenn ich ihm erzähle, dass Sie angerufen haben.” Michaela nieste, sobald sie aufgelegt hatte.
Zwanzig Minuten später kam Mario heim. Schwer bepackt betrat er das Haus.
„Ich hab’ dir Hustenbonbons mitgebracht”, sagte er.
„Sehr lieb.”
Mario stellte die Plastiktüten und den Einkaufskorb ab. „Mit zehn Vitaminen.”
„Wunderbar. Du bist ein Schatz. Dafür gibt es eine Belohnung.”
Mario hob abwehrend die Hände.
„Keinen Kuss - bei aller Liebe. Keinen Kuss, sonst kann ich nicht singen.”
Michaela suchte die Papiertaschentücher und fand sie. Mario hatte gleich die große Kurpackung gekauft.
„Rat mal, wer angerufen hat!”
„Ingeborg”, sagte Mario sofort.
„Die auch.” Michaela nieste.
„Sie wollte Wolf in die Reha-Klinik bringen.”
Michaela hustete und riss die Kurpackung auf.
„Das hat sie getan.”
„Und wie gefällt es Wolf im Schwarzwald?”
„Das erfahren wir nächste Woche”, antwortete Michaela und putzte sich geräuschvoll die Nase.
„Und?”, fragte Mario. „Wer hat sonst noch angerufen?”
„Hartmut Kutter natürlich. Wie ich es dir gesagt habe.”
Mario wurde nervös. „Was hat er gesagt?”
„Er wird nochmal anrufen.”
„Wann?”, fragte Mario mit belegter Stimme. „Wann?”
„Eine halbe Stunde wirst du dich schon noch gedulden müssen.”
Mario strahlte vor Begeisterung.
„O Michaela, Hartmut Kutter will wirklich mit mir arbeiten. Ist das nicht wunderbar?”
Michaela schmunzelte.
„Er würde einen unverzeihlichen Fehler begehen, dich zu übersehen. Du hast Starqualitäten.” Sie nieste. Mario musterte seine Frau besorgt.
„Hör mal, willst du dich nicht endlich auskurieren? Und zwar im Bett?”
„So krank bin ich nicht. Wegen dem bisschen Schnupfen geh’ ich nicht gleich ins Bett.”
„Ich koch’ dir einen wunderbaren Lindenblütentee, und du schwitzt deine Krankheit so richtig schön raus”, schlug Mario liebevoll vor. „Was hältst du davon?”
„Überhaupt nichts”, antwortete Michaela. „Du weißt, dass ich es nicht ausstehen kann, zu schwitzen.”
„Aber wenn es sein muss ...”
„Du schwitzt ja selber nicht gern”, sagte Michaela.
Mario nickte. „Das ist richtig, aber wenn es sein muss ...”
„Es muss ja nicht sein”, fiel ihm Michaela noch einmal ins Wort.
„Du bist eine zarte Frau”, meinte Mario bedenklich.
Michaela winkte ab.
„Ach, mach dir um mich keine Sorgen! Ich bin zäher und widerstandsfähiger, als ich aussehe.”
Sie räumten gemeinsam weg, was Mario eingekauft hatte. Danach war Michaela so matt, dass sie sich ins Wohnzimmer setzte.
„Hast du Fieber?”, fragte Mario.
„Ich weiß nicht.”
Der Sänger musterte seine Frau argwöhnisch.
„Du hast bestimmt Fieber. Wir werden deine Temperatur messen.”
„Ach, komm, das ist doch nicht nötig.”
Marios Augen verengten sich.
„Du weißt, dass du Fieber hast und möchtest nicht, dass ich dich ins Bett schicke.”
„Tust du mir einen Gefallen? Lässt du mich in Ruhe?”
Das Telefon läutete.
„Kutter!”, sagte Michaela wie aus der Pistole geschossen, und Mario stürzte sich sofort auf den Hörer.
Es war tatsächlich Hartmut Kutter. Nachdem die Männer ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatten, kam Kutter zur Sache.
„Ich würde Sie gerne mal besuchen und mit Ihnen über ein interessantes Projekt reden”, erklärte er ohne weitere Umschweife.
„Jederzeit”, sagte Mario hocherfreut. „Wann immer Sie möchten.”
„Wie wär’s mit übermorgen Nachmittag?”
„Passt mir ausgezeichnet ”, sagte Mario mit vibrierender Stimme.
„Fünfzehn Uhr.”
„Fünfzehn Uhr. Wir freuen uns auf Sie.” Mario war benommen vor Freude. Er legte auf und sagte zu seiner Frau: „Er kommt uns übermorgen besuchen und wird mit mir über ein interessantes Projekt reden. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Der große Hartmut Kutter interessiert sich für mich.”
„Warum nicht?”, sagte Michaela. „Du bist sein Interesse wert.”